Die Ankündigung eines Biogas-Prototypen durch das Team Welter Racing (WR) hat in den vergangenen Tagen für Furore gesorgt. Dem CO2-neutralen (wenn auch während des Herstellungsprozesses nicht immer angenehm riechenden) Kraftstoff traut WR einiges zu: 400 bis 450 PS sollen mit dem nur 1,6 Liter großen Dreizylindermotor mobilisiert werden, womit man sich nur knapp unter dem Leistungsvermögen aktueller LMP2-Triebwerke befinden würde. Das kleine französische Team hält sich darüber hinaus einige weitere Optionen offen: Das Chassis soll vollkommen LMP2- und sogar LMP1-kompatibel sein.

"Seit einem Jahr arbeiten wir nun schon an dem Projekt", ließ Kommunikationschef Pascal Flirty gegenüber Endurance Info durchblicken. Das gesamte Team sei in die Entwicklung eingebunden, das vor allem die Entwicklung des Chassis übernimmt. Da es auch für beide Prototypenklassen tauglich wäre, könnten nach Le Mans 2016 weitere Einsätze mit einem konventionellen Antrieb vorgenommen werden. Flirty erklärte weiter, dass sich derzeit ein Modell bereits im Windkanal befinde, das immer weiterentwickelt werde.

Beim Antrieb holt man einen alten Bekannten ins Boot: "Es handelt sich um einen Motor von WR und Peugeot." Damit ist das Team mit seinem langjährigen Motorenpartner wiedervereinigt. Die Kooperation führte nicht nur 1995 zu einem sensationellen Start zweier WR-Prototypen aus der ersten Startreihe, sondern auch 1988 zum ewigen Rekord von 405 km/h auf der Hunaudieres-Geraden, als noch keine Schikanen verbaut waren und es fünf Kilometer geradeaus ging.

Ganz so schnell wird es diesmal nicht werden, doch dür das Biogas-Projekt seien zahlungskräftige Sponsoren an Bord, versicherte Flirty. Die ersten Tests sind für September 2015 angesetzt, bezüglich der Fahrer ist noch keine Entscheidung gefallen: "Wir werden unseren bisherigen Fahrern ein Angebot machen. Auch was die Reifen angeht, steht die Entscheidung noch aus." Bei der Le-Mans-Ausgabe im Jahre 2010, als das WR-Team zum letzten Mal in Erscheinung trat, saßen Tristan Gommendy und die Gebrüder Philippe und Stephane Salini am Steuer, die Reifen kamen von Dunlop.

WR musste 2013 eine dicke Enttäuschung einstecken, als der GreenGT H2, an dessen Entwicklung das Team beteiligt gewesen war, nicht starten konnte. Doch man scheint sich schnell von dem Schock erholt zu haben. Ob WR den Zuschlag als Garage-56-Entry für die 2016er-Ausgabe erhält, obliegt dem ACO.