Bahnt sich im VW-Konzern ein Streit an, wer denn nun alles LMP1 fahren darf? Lamborghini hat Ambitionen angekündigt, künftig in Le Mans um den Gesamtsieg mitzufahren. Zuletzt war der Stier im Jahre 2010 an der Sarthe in Form eines Murcielago LP670 R-SV der GT1-Klasse durch das japanische JLOC-Team vertreten, einen Gesamtsieg konnte das in Sant‘Agatha Bolognese ansässige Unternehmen aber noch nie verbuchen. Mit der Studie Asterion hat Lamborghini kürzlich seine Ambitionen im Hybridsegment für künftige Straßensportwagen deutlich gemacht.

Motorsportdirektor Giorgio Sanna machte gegenüber Top Gear deutlich, dass er seine Marke gerne in Le Mans sehen würde: "Ich will nicht nur eine Teilnahme, ich will den Le-Mans-Sieg! Unser derzeitiges Motorsportprogramm und -budget ist bis 2018 festgelegt", danach könnte es zu neuen Ufern gehen. Eine Rückkehr in die Formel 1 schloss Sanna aber aus: "Das ist überhaupt gar kein Thema für uns, weil VW an der Formel 1 nicht interessiert ist. Aber Langstreckensport wäre ein gutes Programm, und da müssen wir auf die LMP1 schauen. Das müsste aber Schritt für Schritt erfolgen."

Die Motorsportaktivitäten von Lamborghini sind momentan stark auf den GT-Bereich fokussiert, allerdings größtenteils ausgelagert zum Entwickler Reiter Engineering mit dem Ziel des Kundensports. Dieser wird einerseits über die GT3-Modelle Gallardo und Huracan, andererseits durch die Super Trofeo im Rahmen der Blancpain-Serien betrieben. Sportprototypen wären komplettes Neuland, allerdings stehen dem momentan Porsche und Audi im Weg. Drei VW-Marken werden kaum LMP1-Sport betreiben können. Sollten sich aber die Gerüchte um Audi und einen mittelfristigen Formel-1-Einstieg bewahrheiten, wäre ein Lambo-Engagement denkbar.

Bevor es zum Lamborghini LMP1 kommt, wird allerdings ein langer Entwicklungsprozess notwendig werden. Laut Sportscar365 erwägt ein Team einen Einsatz von Kundenmotoren in der LMP2. Hier hätte Lamborghini jedoch ein Problem: Die LMP2-Motorenregularien schreiben einen von einem Serientriebwerk abgeleiteten Motor vor, erlauben jedoch maximal acht Zylinder. Lamborghini bietet derzeit aber nur 10- und 12-Zylinder-Motoren im Fuhrpark an. Somit wäre höchstens der Einsatz eines umbenannten bestehenden Triebwerks möglich. Eine andere Option wäre ein GTE-Engagement, doch diesbezüglich hat die VW-Tochter Bentley ebenfalls Interesse.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ein Lamborghini-LMP1 wäre sicherlich ein Traum und ein sehr gutes Backup für die gesamte Sportwagenszene, sollte Audi tatsächlich in die Formel 1 abwandern. Ein Kampf Lamborghini vs. Porsche hätte auch wesentlich mehr Sprengkraft als Porsche vs. Audi, so dass die VW-Aktionäre ein solches Engagement wohl gutheißen würden. Möglicherweise könnte man so auch einen weiteren italienischen Hersteller für einen epischen Kampf Porsche vs. Lamborghini vs. Ferrari der LMP1 ködern. Bevor es dazu kommt, müsste aber Audi wirklich erst einmal dem Sportwagensport den Rücken kehren, und das ist noch völlig offen. (Heiko Stritzke)