Genie, Taktikfuchs, oder verrückter Draufgänger? Marc Marquez riskierte beim MotoGP-Qualifying in Le Mans mit Absicht eine Niederlage, ging nach einer Gala-Vorstellung in Q2 jedoch quasi als doppelter Sieger aus der bis dato wichtigsten Session des Wochenendes hervor. Aus Angst vor Leistungseinbußen gegen Rennende wie bei den vergangenen beiden Grand Prix hatte Marquez zuvor sämtlichen vier Freien Trainings für die Arbeit am Rennsetup verwendet - ohne das Augenmerk auf die in der Qualifikation wichtigen schnelle Einzelrunden zu legen.

Mit seiner persönlich schnellsten Runde von 1:32.246 Minuten lag er letztlich dennoch über eine halbe Sekunde vor dem ersten Verfolger Andrea Dovizioso auf Ducati - obwohl dieser den bei kühlen Bedingungen umso wichtigeren Vorteil des extra-weichen Hinterreifens genoss. Auf die Hauptrivalen Jorge Lorenzo (P3) und Valentino Rossi (P7) fuhr Marquez 0,6 respektive 1,1 Sekunden auf seinem schnellsten Umlauf heraus.

Warnschuss an die Konkurrenz: Qualifying war nur gut

"Wir haben uns an diesem Wochenende einen anderen Schlachtplan zurechtgelegt und keinen Wert auf eine gute Qualifikations-Vorbereitung gelegt. Ich gebe im Qualifying ohnehin immer 100% und ich war mir sicher, ob der Stärke unseres Paketes auch so einen passablen Startplatz herausfahren zu können", offenbarte der Le-Mans-Sieger des Vorjahres selbstbewusst. Zwar hatte Marquez nicht unbedingt mit Startplatz eins gerechnet, zeigte sich angesichts seiner dominanten Vorstellung jedoch umso zufriedener.

Marc Marquez fegte im Qualifying wie ein Derwisch über den Asphalt von Le Mans, Foto: Repsol
Marc Marquez fegte im Qualifying wie ein Derwisch über den Asphalt von Le Mans, Foto: Repsol

Der Konkurrenz schickt er dann noch eine Warnung hinterher: "Mein Qualifying war gut, aber bei weitem nicht perfekt. Das Ergebnis ist für uns natürlich sensationell, aber wir wissen selber, dass es für morgen nicht mehr als eine gute Ausgangsposition bedeutet. Angesichts unserer harten Arbeit in Richtung Renntrimm bin ich aber sehr zuversichtlich, am Sonntag um den Sieg kämpfen zu können."

Marquez warnt vor monströsem Lorenzo

Darum, wen er im Rennen als härtesten Rivalen sieht, macht der zweifache MotoGP-Weltmeister dann auch keine Hehl: "Jorge Lorenzo wird hier nur schwer zu schlagen sein. Er hat bereits in Jerez gezeigt, in was für einer ausgezeichneten Verfassung er ist, und auch hier hat er das gesamte Wochenende einen sehr starken Eindruck gemacht. Er ist die Referenz, und wenn wir das Rennen gewinnen wollen, müssen wir an ihm vorbei."

Marquez, der seinen Fingerbruch von vor knapp drei Wochen nach eigenen Angaben vollständig auskuriert hat und nun wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist, geht mit komplett positiver Einstellung ins Fünfte Rennen der Saison: "Ich bin guter Dinge, dass wir morgen ein sehr gutes Ergebnis einfahren können. Das wäre nicht nur für die Weltmeisterschaft wichtig, sondern auch für unsere Moral. Wir wollen den Sieg unbedingt - und ich werde alles dafür geben."