Die Runde elf des Amerika Grand Prix in Austin hätte den Beginn einer ganz besonderen MotoGP -Geschichte darstellen können. In Kurve eins hatte Marc Marquez nämlich soeben die Führung von Pedro Acosta übernommen, der erste MotoGP-Sieg seit Oktober 2021 schien greifbar. Doch es kam ganz anders, denn nur Momente später verlor der achtfache Weltmeister in Turn 11 die Front seiner Gresini-Ducati und crashte. Der Traum vom erlösenden ersten Triumph seit 903 Tagen war ausgeträumt.

"Das ist natürlich ein enttäuschendes Ende, weil ich mich sehr stark und gut gefühlt habe", bilanzierte Marquez am Sonntagabend gegenüber Motorsport-Magazin.com und offenbarte anschließend heftige Bremsprobleme, die ihn das gesamte Rennen über plagten: "Ich bin vor allem enttäuscht, weil ich heute zwar den Speed und das passende Gefühl hatte, während dem ganzen Rennen aber auch unerwartete Probleme mit der Frontbremse hatte. Das hat mir beim Fahren große Schwierigkeiten bereitet."

Marc Marquez mischte in Austin trotz Bremsproblemen ganz vorne mit, Foto: LAT Images
Marc Marquez mischte in Austin trotz Bremsproblemen ganz vorne mit, Foto: LAT Images

Marc Marquez mit neuer Austin-Taktik: Volle Attacke statt Schonung

Die Folge war, dass der Gresini-Pilot seine Taktik für den Amerika Grand Prix verändern musste. Volle Attacke statt Reifenmanagement, um schnellstmöglich in frische Luft zu kommen, hieß die neue Herangehensweise. "Ich konnte mithalten [trotz der Bremsprobleme, Anm.], weil die Pace nicht sehr hoch war. Ich wollte dann schnellstmöglich in Führung gehen, um zu sehen, ob sich die Temperatur oder das Gefühl der Bremsen verändern würden", erklärt Marquez, der seinen Plan schnell in die Tat umsetzen konnte. Nach einer eher durchwachsenen Startphase samt Berührungen mit Jack Miller und Jorge Martin pflügte er zur Rennhalbzeit durch das Feld und erreichte zu Beginn der eingangs erwähnten Runde elf die gewünschte erste Position.

Dort angekommen, schien die Taktik zunächt auch aufzugehen. "Das Gefühl für die Bremse hat sich dadurch tatsächlich verbessert", beschreibt Marquez. Doch dann der Rückfall: "Als ich in Kurve 11 ankam und gebremst habe, hat wieder nichts reagiert. Erst beim zweiten Zug der Bremse. Ich hatte dann zu viel Speed drauf und habe die Front verloren." Das Vorderrad klappte ein, der achtfache Weltmeister rutschte samt Motorrad von der Strecke. Das Rennen war beendet, an einen Restart war nicht mehr zu denken. Ein technisches Problem kostete Marquez also jegliche Siegchance in Austin. Kein Fahrfehler, wie er nochmal explizit klarstellte: "Ihr wisst, was ich für ein Mensch bin. Wenn ich stürze, dann sage ich auch, dass ich gestürzt bin."

Dennoch ein bitteres Ende für das Wochenende, von dem sich der Gresini-Superstar sicherlich mehr erhofft hatte als 'nur' ein zweiter Platz im Sprint - auch wenn es Marquez öffentlich nicht zugeben wollen würde. Stattdessen ist der MotoGP-Superstar bemüht, das Positive zu sehen. "Wichtig ist, dass ich konkurrenzfähig war", stellt er fest und gibt sich kämpferisch. "Heute hatten wir viele Probleme. In einem neuen Projekt ist das aber normal, finde ich. Wenn du Probleme hast, findest du Antworten. Das Team reagierte bisher immer schnell, wir werden für die Zukunft eine Lösung finden."

Marc Marquez beschreibt dem Gresini-Team nach Rennende seine Probleme, Foto: LAT Images
Marc Marquez beschreibt dem Gresini-Team nach Rennende seine Probleme, Foto: LAT Images

Rennsieg möglich? Marc Marquez denkt nur an MotoGP-Podium!

Ob Marquez ohne Bremsprobleme erstmals seit 2021 einen MotoGP-Sieg hätte bejubeln dürfen? Wir werden es wohl nie erfahren. Zumindest der Spanier selbst glaubt aber nicht daran, denn er musste seine Rennstrategie schon vor dem Start kompromittieren - unabhängig von der Vorderradbremse. "Ich wollte eigentlich mit dem Medium fahren, habe dann aber gesehen, dass nur zwei Fahrer mit dem Medium starten würden und alle Ducatis mit dem Soft", beschreibt Marquez, der dann spontan auch auf den Soft wechselte, um Bagnaia und Co. hinter sich zu halten. "Ich hatte mehr Speed als sie, ich habe also hauptsächlich an das Podium gedacht und nicht an den Sieg."