Seit dem Jahr 2011 zeichnet die FIA am Ende des Jahres im Rahmen einer Gala die Weltmeister ihrer Rennserien aus. Nicht mit von der Partie war in den letzten zwei Jahren der Mercedes-Fahrer und einstige Dauerweltmeister Lewis Hamilton. 2021 boykottierte er samt Teamchef Toto Wolff nach dem kontroversen Saisonfinale in Abu Dhabi die Feierlichkeiten komplett, 2022 reichte es nach dem sechsten Platz in der Fahrer-WM nicht für eine Einladung zur Preisverleihung. Diese ist lediglich den Top-3-Fahrern in der Gesamtwertung vorbehalten.

Nach seinem dritten Platz in der Formel-1-Saison 2023 hat es Hamilton dieses Jahr wieder zur FIA-Gala nach Baku in die 'Stadt des Windes' geschafft. Doch das Sportliche geriet angesichts der turbulenten Posse rund um einen möglichen Interessenkonflikt zwischen seinem Teamchef Toto Wolff mit dessen Frau Susie in den Hintergrund. Hamilton, seit Jahren als Sprachrohr in der Formel 1 für Vielfalt und Inklusion bekannt, verteidigte auf der Pressekonferenz vor der Preisverleihung die Geschäftsführerin der F1 Academy vehement.

Hamilton über Verhalten der FIA: Einfach inakzeptabel

"Es war eine herausfordernde, eine wirklich enttäuschende Woche. Zu sehen, dass der Dachverband unseres Sports versucht hat, die Integrität einer der unglaublichsten weiblichen Führungskräfte, die wir je in unserem Sport hatten, Susie Wolff, in Frage zu stellen, ohne sie zu befragen, ohne Beweise, und sich dann am Ende einfach zu entschuldigen, das ist einfach inakzeptabel", fuhr Hamilton aus der Haut.

Am Abend vor der FIA-Gala hatte der Automobilweltverband bekanntgegeben, bereits nach 48 Stunden die Untersuchungen rund um die Familie Wolff abgeschlossen und dabei nichts gegen beide Protagonisten gefunden zu haben. Der Umgang war, gerade in Bezug auf die Art und Weise der Kommunikation, sowohl bei den Teams als auch bei Susie Wolff auf große Kritik gestoßen. Toto Wolff prüft derzeit rechtliche Schritte.

Kampf um Gleichberechtigung: FIA steht Hamilton im Weg

Für den progressiven Hamilton handelt es sich bei der Compliance-Untersuchung um eine persönliche Attacke gegen Susie Wolff und damit um einen weiteren Rückschlag im Kampf um einen vielfältigeren Motorsport. "Wir kämpfen ständig darum, die Vielfalt und Integration in der Branche wirklich zu verbessern. Aber es scheint, dass es bestimmte Personen in der Führung der FIA gibt, die jedes Mal, wenn wir versuchen, einen Schritt nach vorne zu machen, versuchen, uns wieder zurückzuziehen. Und das muss sich ändern", forderte Hamilton, der mit politischen Statements in den vergangenen Jahren bereits häufiger mit der FIA aneckte.

Lewis Hamilton und Susie Wolff
Susie Wolff und Lewis Hamilton, Foto: LAT Images

"Das müssen wir, denn dies ist ein globaler Sport, und wir haben die unglaubliche Chance und die tatsächliche Verantwortung, eine führende Rolle bei der Veränderung zu spielen", fügte der siebenfache Weltmeister hinzu. "Und da wir in all diese Länder auf der ganzen Welt reisen, haben wir die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass wir die richtige Richtung einschlagen. Wir haben eine Menge großartiger Leute in unserem Sport, die großartige Arbeit leisten. Aber ja, wir müssen etwas ändern."