Ein vor wenigen Tagen aufgetauchtes Gerücht schlägt in der zweiten Woche der Formel-1-Winterpause hohe Wellen. Ein Medienbericht hatte schwere Anschuldigungen gegen Mercedes-Teamchef Toto Wolff und seine Ehefrau Susie Wolff erhoben. Hintergrund: Susie Wolff ist als Chefin der neu geschaffenen Frauen-Nachwuchsserie F1 Academy Angestellte des Formel-1-Managements (Formula One Management, FOM) und der kommerziellen Rechteinhaber Liberty.

Damit wäre es möglich, dass die Ehepartner vertrauliche Informationen von FOM oder aus internen F1-Teammeetings untereinander austauschen könnten. Die FIA lieferte nur eine knappe Stellungnahme - die Compliance-Abteilung würde die "mediale Spekulation" untersuchen, wonach dies der Fall gewesen sei. Schnell schlugen diese Spekulationen Wellen. Nicht zuletzt, weil mehreren Teamchefs nachgesagt wurde, dass sie sich bei der FIA über die Wolff-Verbindung beschwert hätten. Daraufhin fühlten sich alle neun Teams 24 Stunden später zu einem koordinierten Dementi gedrängt.

Schon kurz vor sechs Uhr trat Red-Bull-Teamchef Christian Horner kurz auf 'Sky Sport News' auf und stellte seine Position klar: "Wir sind große Rivalen auf der Strecke, aber wir haben keine offizielle Beschwerde bei der FIA eingereicht, weder gegen Susie, noch gegen Toto, noch gegen Mercedes."

Alle Formel-1-Teams schicken identisches Statement

Um 18:30 Uhr folgten der Reihe nach Stellungnahmen aller Teams. Sie waren identisch: "Wir können bestätigen, dass wir bei der FIA keine Beschwerde eingelegt haben bezüglich der Anschuldigung, dass Informationen vertraulicher Natur zwischen einem F1-Teamchef und einem Mitglied des FOM-Personals ausgetauscht wurden."

"Wir sind stolz und freuen uns, die F1 Academy und ihren Managing Director mit unserem Engagement zu unterstützen, indem wir ab dem nächsten Jahr eine Nennung mit unserer Lackierung sponsern", schließt das Statement. Hinter die Frauen-Nachwuchsserie haben sich alle Teams schon vor Monaten mit der Unterstützungs-Zusicherung für 2024 gesetzt. Red Bull will über seine zwei F1-Teams drei Academy-Nennungen sponsern.

Haas eröffnete den Statement-Reigen. "Ich denke, wir waren wie andere ziemlich überrascht, als gestern am Abend diese Stellungnahme rauskam", hatte Christian Horner davor noch auf Sky ergänzt und Susie Wolffs Arbeit mit der F1 Academy gelobt.

Formel 1 beginnt in der Winterpause Statement-Krieg

Die Konfrontation artet damit öffentlich zu einem Krieg der vagen Stellungnahmen aus. Öffentlich hatte sich auch die FIA in ihrem kurzen Statement am Vortag nur auf einen Medienbericht als Grund für die Compliance-Untersuchung berufen. Dass ein Team oder ein Teamchef diese mit einer Beschwerde provoziert hatte, wurde nie erwähnt.

Der viel bemühte Medienbericht aus dem Magazin 'BusinessF1' war es, der mehreren Teamchefs informelle Beschwerden bei der FIA nachsagte. FOM, Mercedes und Susie Wolff wehrten sich in den ersten Stunden nach der FIA-Ankündigung mit Dementis bereits aufs Schärfste. Die Formel 1 selbst hob außerdem hervor, dass man über die Ankündigung ihrer Partner bei der FIA nicht vorab informiert worden sei.

Von der FIA blieb es bisweilen bei der einzelnen kurzen Stellungnahme vom Dienstagabend. Die verfahrene Situation kommt nur zwei Tage vor der FIA-Gala in Baku, bei der die Weltmeister-Pokale offiziell übergeben werden.

Die Beziehung zwischen FIA und FOM wird damit immer schwieriger. Seit bald einem Jahr bewegen sich die beiden, die eigentlich geteilt über die Formel 1 herrschen, immer weiter auseinander. Die Details dahinter hat Motorsport-Magazin.com hier aufgerollt.