In der Formel-1-Saison 2024 kommt es zu einem Novum. Zum ersten Mal in der Geschichte der Formel 1 wird kein Rookie dem Stammfahrerfeld angehören. In der abgelaufenen Saison durften sich dagegen noch insgesamt vier Frischlinge beweisen und bereits zur Sommerpause dem Motorsport-Magazin.com -Rookie-Check unterziehen. Mittlerweile liegt die komplette Saison 2023 hinter uns. Zeit ein finales Urteil über die Leistungen der Rookies in diesem Jahr zu fällen.

Logan Sargeant: Mit Mühe und Not zum neuen Vertrag

Logan Sargeants Halbjahreszeugnis fiel nahezu erschreckend aus. Nach einem passablen Start in die Saison jagte der US-Amerikaner eine Pleite nach der nächsten. Ein meilenweiter Abstand zu seinem Teamkollegen Alexander Albon im Qualifying und im Rennen, sowie eine häufig kostspielige Fehleranfälligkeit brachten den Williams-Rookie bereits zur Sommerpause unter Druck. Der zweite Williams-Sitz war heiß begehrt.

An seiner Katastrophen-Statistik konnte Sargeant bis zum Ende der Saison nichts ändern. In keiner relevanten Qualifying-Session konnte der Rookie seinen Teamkollegen schlagen - 27:0 für Albon bei einer durchschnittlichen Lücke von über einer halben Sekunde stehen am Ende der Saison zu Buche. Die beiden Teilnahmen am Q3 in Zandvoort und Las Vegas waren immerhin kleine Lichtblicke in der zweiten Saisonhälfte.

Am Ende wurde der US-Amerikaner allerdings doch mit einem Vertrag für die neue Saison ausgestattet. Eine Kombination aus Mangel an Alternativen, sowie einer reduzierten Fehlerquote im letzten Drittel der Saison sichern Sargeant zumindest vorerst eine zweite Formel-1-Saison. Doch damit der Williams-Junior auch über 2024 hinaus in der Formel 1 mitfahren kann, bedarf es wohl einer erheblichen Leistungssteigerung. Auch in der zweiten Saisonhälfte konnte Sargeant kein einziges Rennen oder Sprint vor seinem Teamkollegen beenden. Mit seinem Premierenpunkt beim Heimrennen in Austin gelang dem US-Amerikaner in dieser Saison zumindest ein Achtungserfolg.

Liam Lawson: Beeindruckender AlphaTauri-Notnagel

Ein Name, der in der Halbzeit-Analyse noch überhaupt nicht vorkam, war Liam Lawson. Der Neuseeländer feierte unverhofft sein Debüt in der Formel 1, nachdem AlphaTauri frühzeitig in der Saison Stammfahrer Nyck de Vries vor die Tür setzte und Daniel Ricciardo sich nach einem Crash in Zandvoort die Hand brach. Fünf Rennwochenenden bekam Lawson Zeit, sich vom Abstellgleis ins Rampenlicht zu fahren.

Das gelang dem Neuseeländer mit Bravour. Bei seiner Feuer- bzw. Regentaufe in Zandvoort war von Lawson kein gutes Ergebnis zu erwarten. Doch immerhin schaffte er es im gesamten Chaos-Wochenende seinen Boliden nicht einmal wegzuschmeißen. Eine Leistung, die vielen anderen Piloten an diesem Wochenende nicht gelang. Es folgten beachtliche Qualifying-Leistungen in Singapur und im Sprint von Katar, in denen Lawson Stammfahrer Tsunoda, immerhin in seinem dritten Formel-1-Jahr, teilweise deutlich schlagen konnte.

Doch es waren die Rennen, in denen Lawson so richtig aufblühen konnte. Der Red-Bull-Junior bewies vor allem in Rad-an-Rad-Duellen eine für einen Rookie beachtliche Fahrzeugkontrolle und zeigte abgesehen von Katar eine Pace auf Augenhöhe von Tsunoda. Lawson brauchte lediglich drei Rennen, ehe er seine ersten Formel-1-Punkte sammeln konnte. Sein bestes Qualifying-Ergebnis der Saison brachte er in Singapur mit dem neunten Platz souverän über die Ziellinie. Seinem Vorgänger de Vries gelang das bis zu seinem Rauswurf nach zehn Rennen nicht.

Oscar Piastri: Super-Rookie mit leichter Formkrise

Zur Sommerpause schien der mit reichlich Vorschusslorbeeren in die Formel 1 gekommene Oscar Piastri noch auf Kurs einer historischen Rookie-Saison zu sein. Der Australier machte vor allem mit überragenden Qualifying-Leistungen auf sich aufmerksam, erhöhte mit seiner ruhigen Art bereits in seiner ersten Formel-1-Saison den Druck seinen Teamkollegen Lando Norris. Zumindest die Qualifying-Form konnte Piastri in der zweiten Saisonhälfte halten. In Italien, Japan, Katar und Abu Dhabi setzte sich der Australier gegen seinen hochangesehenen Teamkollegen durch.

Doch im Rennen offenbarte sich eine der wenigen Schwächen des Oscar Piastri. Beim Reifenmanagement zog der Rookie gegen seinen erfahreneren Teamkollegen häufig den Kürzeren, musste trotz besserer Startposition den meistens schnelleren Lando Norris auf der Strecke passieren lassen. Abgesehen vom Großen Preis von Las Vegas, bei dem Norris bereits früh aus dem Rennen ausschied, konnte Piastri keines der letzten sechs Rennen vor Norris beenden. Die Statistik im Rennduell von 17:5 und einem Punkteabstand 108 zu Gunsten von Lando Norris sprechen am Ende eine deutliche Sprache. Die erste kleine Formkrise von Piastri im letzten Drittel der Saison machten seine zwischenzeitlich herausragende Rookie-Saison zu einer "lediglich" sehr guten.

Nyck de Vries: Kurz und schmerzhaft

Die Causa Nyck de Vries wurde bereits zum Sommerpausencheck abgearbeitet - bis dahin war der Niederländer bereits rausgeworfen. Doch neben dem Rookie-Check hat Motorsport-Magazin.com dem Formel-2-Champion ein zusätzliches Zeugnis ausgestellt. Wie der nach zehn Grands Prix entlassene AlphaTauri-Pilot abgeschnitten hat, erfahrt ihr im verlinkten Artikel.