Liam Lawson stand 2023 eigentlich auf dem Abstellgleis der Formel 1. Nach dem Ende seiner F2-Karriere öffnete sich keine Chance in der Königsklasse - oder besser gesagt, es wurde ihm bei AlphaTauri keine gegeben. Als Test- und Ersatzfahrer wollte man Lawson dennoch behalten. In Kombination mit einem Programm in der Super Formula in Japan unter möglichst perfekten Konservierungsbedingungen für einen Nachwuchs-Piloten.

Dass es dennoch klappte war Schicksal, einem schnellen Aus von Nyck De Vries und einer gebrochenen Hand von Daniel Ricciardo zu verdanken. Jetzt steht Lawson wieder auf dem Abstellgleis und wartet auf seine nächste Chance bei AlphaTauri. Dazwischen durfte er aber schonmal Formel-1-Luft schnuppern. Motorsport-Magazin.com stellt dem AlphaTauri-Interimspiloten sein Zeugnis für 2023 aus. Wie gut war Lawson wirklich?

Liam Lawsons Qualifying-Statistik 2023

Qualifying / Shootout2023
Bestes Ergebnis10 (1x)
Q3-Teilnahmen1
Ø Ergebnis14,2
Ø Rückstand auf Teamkollegen+ 0,392
Siege im Quali-Duell2 von 6

Liam Lawson im Qualifying: Mit gerade einmal sechs Rennwochenenden auf dem Buckel lassen sich die Leistungen von Lawson natürlich eine Spur schwieriger bewerten, als jene der anderen 21 Piloten im Feld. Das gilt umso mehr im Qualifying. Was bei Lawson definitiv auf der Haben-Seite steht, ist seine Head-to-Head-Bilanz gegen Yuki Tsunoda. Den Japaner konnte er zweimal besiegen bei vier Niederlagen. Zum Vergleich: Nyck de Vries war an zehn Rennwochenenden ebenfalls nur zweimal erfolgreich.

Der durchschnittliche Zeitrückstand fällt zwar dennoch beträchtlich aus, das liegt aber in erster Linie an seinem Premieren-Wochenende in Zandvoort als er mit dem dritten Freien Training praktisch ohne Vorbereitungszeit in den Grand Prix starten musste. Ohne diese Session würde der Unterschied zwischen ihm und seinem Teamkollegen nur 0,08 Sekunden betragen. Für einen Rookie ein beinahe sensationeller Wert. Dabei muss aber erwähnt werden: Tsunoda sah gegen Ricciardo in diesem Vergleich kein Land, er ist also nicht die kompetitivste Messlatte.

Liam Lawsons Renn-Statistik 2023

Grand PrixSprint
Bestes Ergebnis9 (1x)DNF
Ø Zielankunft12,2-
Ausfälle01
Punkte20
WM-Platz20

Liam Lawson im Rennen: Auf die Renndistanz zeigte Lawson insgesamt zwar auch solide Leistungen, jedoch offenbarten sich auch noch kleine Mängel an der Vorbereitung und an Formel-1-Erfahrung. Insofern war Lawson noch nicht konstant. Er zeigte einerseits Fabel-Vorstellungen, wie etwa als er den bis dahin eher punktescheuen AlphaTauri in Singapur auf Platz 9 beförderte, andererseits war sein Abschieds-Wochenende in Katar von Fehlern geprägt.

Im Sprint flog er bereits in der ersten Runde raus, im Rennen landete er klar abgeschlagen auf der letzten Position. Das Rennen in Losail war zum Abschied von Lawson insgesamt das negative Highlight seines Kurz-Auftritts. Dafür gab er in allen anderen Rennen eine überaus ordentliche Figur ab, wenn auch mit kleineren Schwierigkeiten.

Liam Lawsons Entwicklung: Gemessen an seiner Einsatzzeit von gerade einmal fünf Rennwochenenden, darunter einem im Sprint-Format, konnte sich Liam Lawson sehr schnell zu einem passablen Formel-1-Fahrer entwickeln. Auch wenn es aufgrund der geringen Referenzmenge schwer ist, von einer Entwicklung zu sprechen. In Zandvoort war er aufgrund seines Last-Minute-Einsatzes noch nicht wirklich auf die Formel 1 vorbereitet.

In Monza war seine Leistung allerdings bereits solide, auch wenn die Dauer des Rennens und die damit verbundenen G-Kräfte an ihm nagten. Bereits in Singapur zeigte er aber, dass er voll im F1-Geschäft mitmischen kann. Zu Hilfe kamen ihm dabei aber immer die frühen Ausfälle seines Teamkollegen, sodass ein direkter Vergleich kaum möglich ist. Als Abschluss gab es nach Japan aber wieder das Seuchen-Wochenende in Katar. Kurzum: Mit gerade einmal fünf Rennwochenenden lassen sich allgemeine Entwicklung und Ausreißer schwer auseinanderdividieren.

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote2,29 (4.)
Redaktionsnote2,20 (4.)
Lesernote2,38 (4.)
Bestes RennenSingapur (1,26 - 3.)
Schlechtestes RennenKatar (3,79 - 17.)

Das sagt Liam Lawson: "Bis zum Wochenende in Katar verlief es sehr gut. Es ist nur schade, dass man sich nach so einem Rennen verabschieden muss. Denn natürlich möchte man auf einem Hoch aufhören. Ich würde natürlich gerne ein (Stamm-) Cockpit haben, nicht so wie im Moment. Aber deshalb muss ich mich jedes Mal, wenn ich ins Auto komme, darauf konzentrieren, dass ich den bestmöglichen Job erledige."

Das sagt MSM: Liam Lawson hat seine Aktie in der Formel 1 2023 rapide ansteigen lassen. Nachdem er zweimal bei der Fahrerwahl 'übersehen' wurde, zeigte er im dritten Anlauf, dass das Potenzial für einen guten Formel-1-Fahrer in ihm steckt. Er sitzt zwar nach wie vor auf der Reservebank, aber im Gegensatz zu vorher scheint er nun die erste Wahl zu sein, wenn eine Auswechslung nötig wird. Doch ein guter Kurzauftritt als Interimspilot muss nicht zwangsläufig auch starke Leistungen als Stammfahrer zur Folge haben. Nyck de Vries und Stoffel Vandoorne sind warnende Beispiele hierfür. Wie dem auch sei: Verdient wäre eine Vollzeit-Chance in der Formel 1 nach diesen fünf Grands Prix allemal. Vielleicht öffnet sich ja 2025 eine Tür.