Stark begonnen, stark nachgelassen, und ein versöhnliches Ende. Aston Martin gilt mit P5 in der Konstrukteurs-WM, acht Podien für Fernando Alonso und über manche Phasen erster Red-Bull-Verfolger als die Sensation der Formel-1-Saison 2023. Möglich wurde das nur durch Sebastian Vettel, der die Früchte seines Erfolges aber nicht mehr ernten konnte.

Reue bei Aston Martin: Sebastian Vettel hätte mehr verdient

"Wir haben ihm in den zwei Jahren, in denen er bei uns war, kein ausreichend gutes Auto gegeben. Das ist klar", bedauert Aston Martins Performance-Direktor Tom McCullough. Bei "er" handelt es sich um den vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel.

Seb konnte mit Aston Martin nicht frühere Erfolge anschließen, Foto: Ferrari
Seb konnte mit Aston Martin nicht frühere Erfolge anschließen, Foto: Ferrari

Der Aston-Aufschwung kam für den Deutschen gerade eine Saison zu spät, mit den AMR21 und 22 war abgesehen von Platz zwei in Baku 2021 kein Blumentopf zu gewinnen. "Es tut mir leid, dass er vom diesjährigen Auto nicht mehr profitieren konnte", bereut McCullough.

Vettels Erfolgsrezept: Details, harte Arbeit und Professor Seb

Verdient hätte er es. Denn: Der Heppenheimer maßgeblich am Erfolg des britischen Rennstalls beteiligt. "Er kam von zwei Teams zu uns, die Weltmeisterschaften gewannen. Von dort brachte er viele kleine Details mit", erinnert sich McCullough. Bereits bei Red Bull und Ferrari war Sebastian Vettel bekannt für seine gute Arbeitsmoral und sein technisches Verständnis. "Und er war ein unermüdlicher Arbeiter!"

"Der Fahrer ist der beste Sensor im Auto und ein Großteil der Entwicklung, die im Windkanal, Simulator, in Offline-Simulationen oder mit CFD durchgeführt wird, hängt davon ab", führt McCullough aus. Daran lag die Stärke von "Professor-Seb", ganz ausführliches Feedback über das Auto, wo und in welchen Kurven Probleme auftreten. Aussagen, auf die sich die Ingenieure dann stürzen können.

Gleiches Spiel bei Rubens Barrichello und Williams: Harte Arbeit des Brasilianers 2010 und 2011, 2012 gewann Pastor Maldonado ein Rennen, 2014 war Williams zurück in den Top-3 der Konstrukteurswertung und fuhr neun Podien ein. Allerdings mit Valtteri Bottas und Felipe Massa, und ohne Barrichello.

Aston-Aufschwung zu spät für Sebastian Vettel

"Wir hatten letztes Jahr viele Meetings und er hat uns Hinweise gegeben, was zu tun ist, und was wir mit dem neuen Auto nicht machen sollten", lobte Mike Krack Sebastian Vettel schon im April. In Abu Dhabi legte der Teamboss noch einmal nach: "Er hat schon vor meiner Ankunft viel zum Team beigetragen. Nicht nur beim Auto, sondern auch wie man arbeitet und zur Arbeitsmoral."

Sebastian Vettel arbeitet an einem Bio-Bienenstock in Kurve 2
Zuletzt befasste sich Sebastian Vettel mehr mit Bienen, als mit Motorsport, Foto: LAT Images

In der Schlussphase seiner Karriere erklärte Sebastian Vettel mehrmals, ohne die Aussicht auf Siege und Titel nicht mehr dieselbe Motivation an den Tag legen zu können. Nach eineinhalb Jahren bei Aston Martin zog er den Schlussstrich und gab 2022 in Ungarn seinen Rücktritt von der Formel 1 bekannt.

Zuletzt gab es immer wieder Gerüchte über ein Antreten des Heppenheimers mit JOTA in der WEC. Stand jetzt werden Mick Schumacher, Robert Kubica und Valentino Rosso aber zumindest 2024 auf Sebastian Vettel verzichten. Ganz ausschließen will er ein Comeback nämlich nicht.