1. Warum durften die Ferrari-Piloten gegeneinander kämpfen?

Charles Leclerc versuchte alles, um seinem Teamkollegen Carlos Sainz das Monza-Podium abzunehmen. Obwohl es am Funk hieß, sie sollen im teaminternen Duell kein Risiko eingehen, ließen es die beiden richtig fliegen. "Hätten wir die Positionen eingefroren, dann hätte uns jeder gefragt, warum wir sie nicht kämpfen lassen", verteidigt Ferrari-Teamchef Fred Vasseur seine Strategie. "Kein Risiko ist relativ", schob er angesichts des hitzig geführten Zweikampfs hinterher.

2. Warum spendete Sainz Leclerc kein DRS gegen Perez?

Max Verstappen übernahm in Runde 15 die Führung von Sainz. Anschließend gab es für Ferrari nur noch einen Gegner: Sergio Perez. Nach seinem Boxenstopp in Runde 21 lag der Mexikaner direkt hinter den beiden Ferrari-Piloten. Elf Runde benötigte er, um an Leclerc vorbeizugehen. Unmittelbar zuvor war Leclerc aus dem DRS-Fenster von Sainz gefallen. Warum ließ man Sainz nicht etwas langsamer machen, um Leclerc DRS und Windschatten zu spenden? Dann hätte man Perez womöglich hinter sich halten können. "Ich bin kein Fan davon", erklärte Vasseur. "Es ist ziemlich unmöglich, jemanden genau 0,9 Sekunden hinter sich zu halten. Und wenn Carlos eine Lücke aufgefahren hätte, wäre es auch gut gewesen."

3. Warum war McLaren-Teamchef Stella sauer?

McLaren hatte in Monza das erwartet schwierige Wochenende. Der MCL60 funktioniert mit wenig Abtrieb nicht richtig. Trotzdem lagen Lando Norris und Oscar Piastri in den Punkten, als sie sich gegenseitig ins Auto fuhren. In Runde 24 kam Piastri nach seinem Boxenstopp gleichauf mit Norris zurück auf die Strecke. Beim Anbremsen für die erste Schikane war der Rookie etwas optimistisch. Norris machte etwas Platz, doch die beiden verhakten sich mit den Rädern. "Es sollte niemals einen Kontakt zwischen zwei McLaren-Boliden geben", sagte Teamchef Andrea Stella mit ernster Miene nach dem Rennen. Glück im Unglück: Beide konnten ohne Probleme weiterfahren und verloren durch das Tete-a-Tete keine Plätze.

4. Warum durfte Norris vor Piastri stoppen?

Stella war besonders sauer, weil er wohl den wahren Grund hinter der teaminternen Kollision kennt: Piastri lag vor den Boxenstopps eigentlich vor Norris, verlor die Position aber, weil Norris den Undercut bekam. Also wollte der Australier am Boxenausgang die teaminterne Reihenfolge wohl wiederherstellen. Aber wieso bekam Norris den früheren Stopp, mit dem ihm der Undercut gegen Piastri gelang?

In Runde 20 lag Piastri knapp eine Sekunde vor Norris. Knapp vier Sekunden hinter Norris fuhr Fernando Alonso. Der Spanier kam in Runde 21 zum Reifenwechsel. McLaren reagierte in Runde 22 mit Norris, um einen Undercut zu verhindern. Hätte man erst Piastri geholt, wäre das Risiko größer gewesen, eine Position an Alonso zu verlieren.

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5. Warum wurde das Rennen verkürzt?

Der Italien-GP ist ohnehin das schnellste Rennen des Jahres. Mit 1:13:41,143 Stunden war der Grand Prix im Königlichen Park besonders kurz. Grund: Es wurden zwei Runden weniger gefahren. Nach dem Motorschaden von Yuki Tsunoda in der Einführungsrunde wurde der Start abgebrochen und es gab eine zusätzliche Einführungsrunde. Weil die Bergung des AlphaTauri aber etwas brauchte, wurde der Start weiter verzögert. Folglich brauchte es eine weitere Einführungsrunde, bevor der GP tatsächlich gestartet wurde. Die zwei zusätzlichen Einführungsrunden wurden von der eigentlichen Renndistanz über 53 Runden abgezogen.

6. Warum kletterten vor dem Restart Mechaniker über die Boxenmauer?

Die Bergung des AlphaTauri dauerte länger, weil der Honda-V6 einen klassischen Kolbenfresser erlitten hatte. Dadurch war der gesamte Antriebsstrang blockiert. Deshalb entschied die Rennleitung, den Start so lange zu verzögern, bis die Strecke wieder frei war. Die Autos sollten so lange in der Startaufstellung warten. Dort benötigten sie aber Mechaniker mit Gebläsen und Heizdecken. Weil die italienischen Marshalls etwas langsam mit der Öffnung des Boxentores waren, kletterten einige Sauber-Mechaniker einfach über die Boxenmauer, um an ihre Autos zu gelangen.

7. Warum gab es vier Strafen?

Auf das Rennergebnis wurden vier Fünf-Sekunden-Strafen aufgerechnet. Lewis Hamilton, George Russell, Oscar Piastri und Logan Sargeant bekamen die Extra-Sekunden auf ihre Rennzeit aufgerechnet. Die Strafen wurden schon während des Rennens ausgesprochen. Weil keiner der vier Piloten mehr einen Boxenstopp absolvierte, konnten die Strafen nicht abgesessen werden.

Hamilton bekam seine Strafe, weil er Piastri beim Überholmanöver abgedrängt hatte. Russell, weil er Kurve zwei abkürzte und dabei Esteban Ocon überholte. Piastri machte es zwar zunächst besser und gab die illegal gewonnene Position an Liam Lawson zurück, in der zweiten Schikane kürzte er aber erneut ab - und gab dann den Platz nicht zurück. Logan Sargeant wurde bestraft, weil er besonders verzweifelt versuchte, seinen ersten Formel-1-Punkt zu holen. Er bremste viel zu spät und fuhr Valtteri Bottas in der zweiten Schikane ins Auto.

8. Warum wurde Verstappen am Ende so langsam?

Knapp 13 Sekunden Vorsprung hatte Max Verstappen in Runde 47 auf seinen Teamkollegen Sergio Perez. Im Ziel in Runde 51 waren es nur noch sechs Sekunden. Der Weltmeister wurde von seinem Team angewiesen, langsam zu machen. Verstappen wusste nach dem Rennen selbst nicht, warum. Teamchef Christian Horner dafür: "Wir mussten ein paar Temperaturen managen. Es war alles unter Kontrolle, aber wir wollten nicht in Dirty Air der Überrundeten kommen, also sind wir es lieber etwas langsamer angegangen."

Red Bull-Teamfeier mit Christian Horner, Sieger Max Verstappen, Dr. Helmut Marko und dem Zweiten Sergio Perez
Max Verstappen gewann in Monza sein zehntes Rennen in Folge, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

9. Warum war Nico Hülkenberg so sauer?

Nico Hülkenberg platzte nach dem Rennen der Kragen. Er bezeichnete die Haas-Performance als 'unterirdisch schlecht'. Die Haas-Piloten landeten auf den beiden letzten Plätzen und wurden als einzige Fahrer überrundet. Beim Topspeed waren Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen abgeschlagen Letzter und Vorletzter. Dazu kam der üblich hohe Reifenverschleiß. Grund für den besonderen Ärger: Haas brachte als einziges Team keine Monza-spezifischen Anpassungen ans Auto.