Die ultimative Highspeed-Erfahrung der Formel 1 steht wieder vor der Tür! Am nächsten Wochenende steht der Italien-GP auf dem Programm, wie seit 1981 ununterbrochen auf dem berühmten Kurs im königlichen Park von Monza. Die sehr spezielle Strecke hat in den vergangenen Jahren Überraschungssieger mit sich gebracht. Auch 2023 sind Prognosen schwierig. Die Brennpunkte.

Brennpunkt Monza: Die Mystik der Low-Downforce-Pakete

Alles entscheidend ist in Monza: Wer hat viel Power und wenig Luftwiderstand? Im Trockenen (und es soll tatsächlich zum ersten Mal seit Monaten am Samstag nicht regnen!) wird für die Pole ein Runden-Schnitt von über 260 km/h nötig sein. Die schnellste Strecke im Kalender. Deshalb bauen die Teams seit Jahren "Monza-Specials" mit extra wenig Luftwiderstand. Leicht sind die an den sehr flachen Heckflügeln zu erkennen.

Nicht jeder betreibt die Monza-Special-Entwicklung heutzutage aber mit der gleichen Ernsthaftigkeit. Die Budget-Obergrenze lässt viele Teams hinterfragen, ob man wirklich investieren will, oder ob ein weniger aggressives Paket, das auch in Baku, Spa und später vielleicht in Las Vegas gefahren werden kann, nicht mehr Sinn macht. Das macht es vor allem im engen Verfolgerfeld schwer, das Kräfteverhältnis vorherzusagen.

Aston Martin, Ferrari und Mercedes haben an gewissen Punkten in dieser Saison bereits Pakete mit deutlich reduziertem Abtrieb ausgepackt. Ferrari sah damit in Spa gut aus, auch sonst war der SF-23 auf ähnlichen Strecken wie Montreal, Spielberg oder Baku gut dabei. Das schürt vorsichtige Hoffnungen. Bei Mercedes und Aston Martin ist die Lage weniger klar, beide haben erst beschränkt Zeit mit den kleinen Heckflügeln verbracht, und Aston Martin nach Update-Durchhänger erst in Zandvoort sowieso einen neuen Unterboden eingeführt.

Die Heckflügel von Red Bull, Mercedes, Aston Martin, McLaren und Ferrari in Spa
Heckflügel in Spa: Lewis Hamilton und Ferrari bereits sehr klein, McLaren riesig, Foto: LAT Images

Die Wildcard ist McLaren: Low-Downforce-Anpassungen sollen in Monza debütieren. Wegen anderer Updates war sich das Fertigstellen vor der Sommerpause nicht ausgegangen. Was wiederum die Chance eröffnet, ein radikales Monza-Paket zu bringen, statt etwas, das als Kompromiss-Lösung auch in Spa funktioniert. Wenn man dafür genügend Ressourcen übrig hatte.

Brennpunkt Red Bull: Rekordjäger Verstappen setzt Sergio Perez weiter zu

Aber natürlich wird auch hier vom Verfolgerfeld gesprochen. Keiner glaubt auch in Monza ernsthaft an eine Chance gegen Red Bull. Der RB19 ist das ganze Jahr über mit größeren Flügeln trotzdem schneller auf den Geraden, seine Aerodynamik fundamental effizienter als die der Konkurrenz. Max Verstappen ist klarer Favorit, seinen zehnten Sieg in Serie einzufahren und damit den Rekord von Sebastian Vettel zu brechen.

Die Sorgen des Teams gelten Sergio Perez. Er kam mit sehr magerer Zandvoort-Vorstellung aus der Pause zurück. Über eine Sekunde Rückstand in jedem Qualifying-Segment, und einen zweiten Platz im Rennen vergeben. Ein voraussichtlich trockenes Monza-Qualifying könnte ihm wieder in die Spur helfen.

Brennpunkt Williams: Monza-Sensation aus dem Hinterhalt?

Die vier üblichen Kandidaten im Verfolgerfeld wurden bereits erwähnt, doch was ist eigentlich mit dem Williams? Seit der letzten großen Revision in Kanada ein echtes Mittelfeld-Auto. Ein vierter Platz im Qualifying von Zandvoort überraschte sogar das Team. Das war auf einer Strecke, die dem Auto eigentlich nicht liegt. Jetzt geht es auf jene, die ihm perfekt liegt. Es ist eine Topspeed-Rakete, und genau das braucht es für Monza.

Logan Sargeant beim Sprint Shootout in Spa-Francorchamps
In Belgien war der Williams nicht ganz Top-Material, Foto: LAT Images

Auf dem letzten Highspeed-Kurs in Spa enttäuschte Williams jedoch mit starkem Reifenverschleiß, kaum dass man das Low-Downforce-Paket montiert hatte. An dem soll es aber nicht liegen: Später fand das Team Schäden an den Bremsverkleidungen, was die Reifen unverhältnismäßig stark aufheizte. Wenn das in Monza aussortiert ist, dann kann vor allem Alex Albon für eine richtige Überraschung gut sein. Top-5, erste zwei Startreihen? Wer weiß. Genau das kann in Monza passieren, wenn man das perfekte Auto für die Strecke hat.

Brennpunkt Liam Lawson: Zweite Chance für den Ricciardo-Ersatz

Schon am letzten Sonntag wurde Daniel Ricciardos gebrochene Hand operiert. Jetzt heißt es den Heilungsprozess abwarten, bis er wieder fahren kann. In der Zwischenzeit ist es die Liam-Lawson-Show. Lawsons Debüt in Zandvoort war ein undankbares: Nur ein nasses Training, dann schwierige Wettbewerbs-Sessions. Ein sauberes Monza-Wochenende ist der erste echte Gradmesser. Echte Vorbereitung, drei Trainings - diesmal sind die Erwartungen höher als "keine Probleme machen". Will Lawson in der Formel 1 bleiben, zählt das, was ab Monza kommt. Hier im Formel-1-Liveticker aus Monza gibt es heute alle News, Infos und Stimmen.