Ein fünfter Platz und ein Ausfall, das war die traurige Bilanz von Ferrari beim Rennen in Zandvoort. Eine Woche vor Monza ein weiterer Tiefpunkt. Carlos Sainz verteidigte P5 heldenhaft vor Lewis Hamilton und Lando Norris. Mit einem sehr schwierig zu fahrenden Ferrari, schlechter Pace und total zerstörten Reifen.

Ferraris Abtrieb-Dilemma in Zandvoort

"Für einen kurzen Moment, sah es nach einem Podium aus. Aber die Realität war: Sobald sich das Rennen beruhigt hatte, waren wir von der Pace her im Nirgendwo", musste Carlos Sainz zugeben. "Wir waren das sechstschnellste Auto auf der Strecke." In Spa noch zweite Kraft hinter Red Bull, war in Zandvoort sogar Alpine schneller.

Schon im 1. Freien Training begann die Odyssee für Ferrari: Nicht, weil Carlos Sainz Robert Shwartzman sein Cockpit überließ. Sondern, weil schnell klar wurde, dass Ferrari einen kapitalen Fehler gemacht, und auf das falsche Aero-Paket für den 4,259 Kilometer langen Kurs in Zandvoort gesetzt hatte.

Falsch heißt: Viel zu wenig Abtrieb für zu viele Kurven. Die regnerischen Bedingungen verstärkten die Problematik. Das ganze Wochenende fühlte sich der 28-Jährige und sein monegassischer Teamkollege sehr unwohl im Auto und hatten Schwierigkeiten mit dem Handling.

Pace und Reifen schlecht, Ferrari-Strategie gut

"Dass uns die Pace fehlen wird, wussten wir schon vor dem Rennen", erklärt Sainz. "Wir kämpften das gesamte Rennen mit Autos, die eigentlich schneller waren als wir." Er musste seinen Platz auf Teufel komm raus gegen den trotz schlechter Mercedes-Strategie heranstürmenden Lewis Hamilton verteidigen. Rettung bot Mercedes' hoher Luftwiderstand auf den Geraden.

Zweikampf zwischen Carlos Sainz Junior und Lewis Hamilton
Lewis Hamilton kam im Rennen nicht an Carlos Sainz vorbei, Foto: LAT Images

Am schlimmsten die Situation beim Schlusssprint: Mit einem langsameren Auto und alten, vom Qualifying gebrauchten Intermediates gegen Lewis Hamilton. "Als die Heizdecken runterkamen und ich den Zustand der Reifen sah…", wurde Carlos Sainz schon angst und bange. Mit seiner - laut eigenen Angaben - besten Saisonleistung hielt er dagegen.

Eine der besten Saisonleistungen zeigte laut Sainz auch Ferrari. "Die Exekution des Rennens war sehr gut. Wir haben bei schwierigen Bedingungen keine Fehler gemacht", lobt der Spanier sein Team. Nachsatz: "Außer beim ersten Stopp, da hätten wir gleich in der ersten Runde wechseln sollen."

Vasseur: Ferrari hätte noch sehr viel mehr Potenzial gehabt

"Unser Potenzial war um einiges größer als unser Resultat. In Spa hatten wir ein sehr gutes Rennen, das jetzt war wieder etwas schwieriger für uns", so Vasseur. Bei den engen Abständen wäre von P2 bis P12 aber alles möglich gewesen. "Jedes Detail zählt: Fahrermanagement, Reifenmanagement, die Fahrer. Viel mehr noch als das gewählte Paket."

Er muss aber zugeben: "Vom Abtrieb her waren wir sicher auf der niedrigeren Seite." Vor allem im Regen, bei gutem Wetter wäre mehr möglich gewesen. Wie rechtfertigt der Teamchef dann das gewählte Aero-Paket? "Wir wollten auf verschiedene Bedingungen vorbereitet sein." Mit bekanntem Ausgang.

Ferrari träumt vom Monza-Triumph

Alles bereit für das Heimrennen in Monza. "Nächstes Wochenende sollten wir wieder dabei sein. Unsere Performance schwankt stark. Es kann gut sein, dass wir vor den Augen der Tifosi wieder zweite Kraft sind", wünscht sich Carlos Sainz und verweist wie sein Boss auf das gute Ergebnis in Spa. Zweite Kraft hinter Red Bull beim Heimrennen? Das würde Ferrari 2023 sofort nehmen.