Die Plätze vier und fünf für Ferrari beim Sprint des Belgien-GP lesen sich nicht allzu schlecht, aber es war mehr drin für Maranello. Carlos Sainz war auf feuchter Strecke der schnellere der beiden Ferraris, doch verlor er die Chance auf eine Top-3-Platzierung in der Boxengasse. Was war passiert?

Der Spanier hatte sich im Sprint-Shootout Platz drei gesichert und war einer der zahlreichen Piloten, welcher nach dem rollenden Start sofort an die Box fuhr, um von Full-Wets auf Intermediates zu wechseln. Während diese Entscheidung für viele andere Autos goldrichtig war, schaute Sainz in die Röhre: "Piastri war auf Platz eins, ich kam direkt hinter ihm in die Box und war auf Platz sieben. Es muss also etwas bei uns gegeben haben, das eindeutig nicht funktioniert hat."

Max Verstappen vor Oscar Piastri und Carlos Sainz Jr. beim Sprint Race in Spa-Francorchamps
Vor dem Start lag Carlos Sainz noch auf Rang Drei, Foto: LAT Images

Der Vierplatzierte stand viel länger als geplant vor der Ferrari-Garage. "Ich wurde für eine lange Zeit aufgehalten. Ich weiß nicht, ob wir zu vorsichtig waren. Wir müssen uns das ansehen. Es kann nicht sein, dass das Auto vor mir Erster wird und ich auf Rang Sieben rauskomme", hatte Sainz klare Worte für sein Team übrig.

Doch warum bekam er so lange kein grünes Licht? Schuld waren die nachfolgenden Autos, welche sich ebenfalls Inters holten: "Unser Problem war, so früh in der Boxengasse zu sein. Sobald dein Boxenstopp fertig ist, kommen alle durch, also kannst du nicht rausfahren. Das ist eine schlechte Position, die einfach durch Pech kommt." Pech ist das eine, aber für den Spanier am Ende keine Ausrede: "Wir müssen es uns ansehen. Du kannst benachteiligt sein, aber du kannst auch zu vorsichtig sein. Vielleicht waren wir beides."

Schlechter Boxenstopp auch bei Leclerc

Aus Rang sieben wurde am Ende, auch dank der Strafe gegen Hamilton und dem Ausfall von Sergio Perez, ein vierter Rang. Teamkollege Charles Leclerc fuhr einen Rang dahinter über die Ziellinie. Auch er hatte Probleme in der Boxengasse. Allerdings geschah dies eine Runde später. Der Grund für den späteren Stopp leuchtete ihm ein: "In einer idealen Welt wäre ich gerne sofort reingekommen, aber ich denke wir haben die richtige Wahl getroffen. Wir hätten zu viel Zeit verloren, wenn ich hinter Carlos in die Box gefahren wäre. Wir hatten keine andere Wahl."

Als er hineinkam, gab es das nächste Kapitel bei Ferraris Boxenproblemen: "Was uns geschadet hat, war der langsame Boxenstopp. Das müssen wir uns ansehen. Es sind jetzt schon zwei Rennen, wo wir da Probleme haben." Schon beim Ungarn-GP blieb der Monegasse viel zu lange stehen. Im Gegensatz zu Sainz riskierte Ferrari dann nach dem langsamen Stopp mehr, als sie Leclerc wieder losfahren ließen. Dies sorgte für eine heikle Situation: "Mein Ingenieur sagte mir nur: Verkehr, Verkehr. Also blieb ich rechts. Dann erkannte ich, dass es ein Williams war, also ließ ich ihn vorbei. Es war sehr eng, aber eine bewusste Entscheidung." Der Williams war der von Logan Sargeant. Der Amerikaner fuhr aber erst zu seinem Stopp, da die Williams-Box weiter hinten in der Boxengasse ist. Ein Untersuchung wegen Unsafe Release gab es nicht.

Grid: Charles Leclerc beim Sprint Race in Spa-Francorchamps
Charles Lecerc war nicht zufrieden mit Ferraris Leistung, Foto: LAT Images

Vasseur mit Ferrari-Tag zufrieden, Leclerc keineswegs

Angesichts der Probleme bei den Stopps zog Teamchef Fred Vasseur ein gemischtes Fazit: "Mathematisch war es ein gutes Rennen, weil wir mehr Punkte als Mercedes und Aston Martin geholt haben. Am Ende war es aber auch ein seltsames Rennen, weil es mehr um das Rennen in der Boxengasse ging als um das Rennen auf der Strecke." Letztlich betonte er aber die positive Seite des Tages: "Wir müssen das Gute von heute sehen, dass wir gute Punkte gesammelt haben und morgen von einer guten Position starten." Neun Punkte waren es, um genau zu sein. Nur McLaren sammelte noch einen Zähler mehr. Doch genau diesen hätte sich Leclerc gewünscht. Er ging mit der Ferrari-Leistung härter ins Gericht als der Chef: "Wenn wir nicht schnell genug sind, müssen wir die maximalen Punkte mitnehmen, und das haben wir heute nicht gemacht. Es geht nur um ein, zwei Punkte, aber das sind immer noch Punkte."

Verantwortlich für die Stopps war letztendlich das Wetter in Spa, denn per Reglement muss im Sprint bekanntermaßen nicht gestoppt werden. Die Ardennen zeigten sich am Wochenende bisher beständig unbeständig. Wenn es nach Vasseur geht, dann soll am Sonntag Trockenheit her: "Wenn man als erstes startet, will man lieber trockene Bedingungen. Unsere Pace im Trockenen war gut. Ich bin zuversichtlich für morgen" Aber am Ende bleibt Spa nun einmal Spa. Jeder muss es nehmen, wie es kommt: "Es macht keinen Sinn, seine Zeit damit zu verschwenden sich ein bestimmtes Wetter in Spa zu wünschen." Eine gute Ausgangposition hat Ferrari schonmal auf der Habenseite. Leclerc startet von Pole-Position aus, Sainz von Platz vier. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Spa gibt es hier im Liveticker.

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