Die Formel-1-Reifen 2023 zu kontrollieren ist schwer, für zwei Teams besonders. Haas kopiert im Kampf um die letzten Punkte, was Ferrari im Kampf ums Podium macht. Blitzschnell im Qualifying, wie Nico Hülkenberg mit dem Q3-Auftritt in Barcelona erneut bewies, aber im Rennen stürzt der VF-23 reifenfressend ab.

Da Haas ein Ferrari-Kundenteam ist, drängt sich der Verdacht einer Verbindung auf. Nicht zuletzt, weil das Team von Günther Steiner in Maranello fast alles kauft, was erlaubt ist. Das beinhaltet fast die gesamte Heckpartie. Das Aero-Design ist am alten Ferrari angelehnt. Steiner und Hülkenberg warnen jedoch vor Trugschlüssen. Nicht zuletzt, weil das Team noch weit von den Antworten entfernt ist.

Haas-Problem klingt verdächtig nach Ferrari

So oder so klingt das Fahrer-Feedback bei Haas bekannt. "Es ging so stark auf und ab", erklärt Kevin Magnussen nach Barcelona. "In einer Session waren wir an den Top-5 dran, in der nächsten kamen wir aus Q1 nicht raus. Wir machen kleine Änderungen, von denen wir nicht viel erwarteten, und sie haben riesige Auswirkungen. Das war ein verwirrendes Wochenende."

Wie bei Ferrari meldeten die Haas-Piloten, dass der VF-23 im Rennen dann zu schnell zu rutschen begann. "Das führte zu hoher Abnutzung und Gripverlust", so Nico Hülkenberg. Das Problem steigerte sich schnell, wenn man erst einmal im Teufelskreis drin war. "Barcelona ist dafür wohl am schlimmsten. Für so ein Problem bist du hier sehr exponiert, mit schnellen Kurven, die viel Energie in die Reifen bringen, und mit dem Verkehr - das ist hart."

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Hülkenberg widerspricht dem Gedanken, dass sich Haas die guten Qualifyings mit reifenmordenden Setups erkaufen würde: "Wir haben immer ein Auto auf die Strecke gestellt, von dem wir dachten, dass es uns die beste Chance auf ein gutes Wochenende geben würde. Es ist etwas schwierig mit der fehlenden Konstanz. Manchmal ist es da, manchmal nicht. Schwierig, da den Überblick zu behalten."

Steiner warnt: Nicht auf Ferrari warten

Beide Fahrer können nur rückblickend einräumen, dass man in Barcelona beim Setup bessere Arbeit leisten hätte können. Und das sind nur die unmittelbaren Erkenntnisse von einem Wochenende. Im Gesamtbild sieht es anders aus. Teamchef Günther Steiner hält in Kanada fest, dass Haas noch immer nicht mit Sicherheit weiß, wo die Probleme ihren Ursprung haben: "Grundsätzlich ist das Auto okay. Nur hast du dann im Rennen Abnutzung und die erholt sich nicht."

Die aktuellsten Schlussfolgerungen: Der Haas leidet besonders stark im Verkehr hinter anderen Autos. "Aber du musst das mit Daten belegen, und das ist nicht so einfach. Und du musst dir 100-prozentig sicher sein, dass du dem richtigen Problem hinterherjagst. Wenn du das falsche Problem jagst, arbeitest du drei Monate im Windkanal, kommst raus und hast noch immer das gleiche Problem. So einfach ist das nicht."

Der Haas und der Ferrari sind Verwandte, Foto: LAT Images
Der Haas und der Ferrari sind Verwandte, Foto: LAT Images

Ohne diese Klarheit macht es keinen Sinn, an konkreten Lösungen zu arbeiten. Oder auf Ferrari-Komponenten zu zeigen. Kandidaten gäbe es zuhauf, etwa die zugekaufte Aufhängung: "Aber ich müsste wissen, was da mit der Aufhängung ist. Ich kann nicht einfach zu Ferrari gehen und sagen, ihr habt da ein Problem, ihr müsst das lösen." Auch wenn der Verdacht nahe liegt, so mahnt Steiner, dass das Problem genauso gut nur bei Haas liegen könnte, und Ferrari ganz eigene Probleme hat.

Letzte Haas-Hoffnung Updates - wenn überhaupt

Noch sind Steiner und Haas in einer Position, wo sie nichts ganz ausgeschlossen haben: "Es könnte der Windkanal sein, wir nutzen den gleichen Windkanal. Bei diesen Dingen musst du dir das große Ganze anschauen." Das Team hält vorerst aber die Hoffnung aufrecht, dass die Probleme im kleineren Umfang entstehen und im Saisonverlauf mit aerodynamischen Updates behoben werden können.

Hülkenberg geht zumindest davon aus, dass es Updates brauchen wird: "Das, und vielleicht ein etwas anderes Setup. Eine Kombination." Wenn das nicht geht, dann müssen wohl mechanische Komponenten wie die Aufhängung komplett überarbeitet werden. Das könnte Haas während der Saison nicht mehr machen: "Aber so weit sind wir noch nicht."

Vorerst bleibt die Hoffnung, dass es sich einfacher lösen lässt. "Wir sind noch in der Phase, wo wir Dinge versuchen auszunutzen, um zu sehen, was die verändern, und Updates werden sicher auch helfen", glaubt Hülkenberg. Und es gab ja auch Rennen wie Australien, in denen das Auto passable Leistungen zeigte, erinnert Steiner: "Wir müssen Geduld haben. Manche Strecken gehen die Reifen nicht so hart an. Hoffentlich können wir den Effekt da dämpfen." Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Kanada gibt es hier im Liveticker.

Formel 1 Kanada 2023: Der Zeitplan

  • Freitag:
    19:30 Uhr - 20:30 Uhr: 1. Freies Training
    23:00 Uhr - 00:00 Uhr: 2. Freies Training
  • Samstag:
    18:30 Uhr - 19:30 Uhr: 3. Freies Training
    22:00 Uhr - 23:00 Uhr: Qualifying
  • Sonntag:
    20:00 Uhr: Rennen (70 Runden)

Alle Infos zu den TV-Übertragungen der Formel 1 von Sky, ORF und Co. gibt es hier im kompletten TV-Zeitplan.