McLaren befindet sich im großen Umbruch, um einen Weg aus der sportlichen Krise zu finden. Personell ist dieser schon eingeläutet: Andrea Stella hat als Teamchef, den zu Sauber bzw. Audi abgewanderten, Andreas Seidl ersetzt. James Key musste gehen, stattdessen stoßen David Sanchez und Rob Marshall von Ferrari und Red Bull ab 2024 zum Team. Die neue Personalstruktur kommt ohne Technischen Direktor aus, auch wenn Marshall wohl die wichtigste Rolle ausfüllen wird.

Doch nicht nur beim Personal, auch in Sachen Infrastruktur tut sich einiges beim Traditionsrennstall. Großes Thema war in den letzten Monaten der neue Windkanal, dessen Inbetriebnahme kurz bevorsteht. Auch ein neuer Simulator wird angeschafft. Beide werden im McLaren Technology Center (MTC) untergebracht sein, welches seit 2003 Heimat des Teams ist und etwa drei Kilometer außerhalb der McLaren-Heimatstadt Woking liegt.

Das MTC ist seit 2003 die Heimat von McLaren, Foto: Sutton
Das MTC ist seit 2003 die Heimat von McLaren, Foto: Sutton

Alte McLaren-Fabrik wird zum Produktionswerk

Doch nun hat Teamchef Stella bestätigt, dass McLarens Umbaumaßnahmen auch über das MTC hinausgehen: "Ich freue mich, mitteilen zu können, dass die alte Fabrik zum neuen Verbundwerkstoffwerk von McLaren Racing umfunktioniert wird. Es ist gerade im Endspurt, es wird in ein paar Monaten fertig sein." Einen Fortschritt stellt dies daher da, weil McLaren zuvor die Produktionsprozesse auf MTC und mehrere externe Standorte verteilt hatte. Nun wird alles an einem Ort in der sanierten neuen/alten Fabrik produziert, wofür McLaren auch neueste Maschinen und Werkzeuge angeschafft hat.

Zu erwarten ist dadurch neben wohl leicht geringeren Kosten vor allem eine Zeiteinsparung in der Produktion neuer Teile für das Formel-1-Team. "Lassen sie mich sagen, dass es ein bemerkenswertes Projekt ist", lobte Stella den Umbau. Durch den Auszug der Verbundstoffproduktion wird im Hauptquartier etwas Platz neben den Entwicklungsabteilungen frei werden. Dieser verbleibt natürlich nicht leer: "Wir haben im MTC einen Raum geschaffen, den wir für die historischen Fahrzeuge nutzen werden." McLaren ist die Pflege seiner eigenen Historie und Tradition stets sehr wichtig gewesen. Im MTC sind zahlreiche Ikonen der McLaren-Geschichte ausgestellt. Bald wird es sogar öffentliche Touren durch die Fabrik geben.

Budget und Budgetcap: Beides kein Problem beim McLaren-Umbau

Viele werden sich nun aber fragen, wie sich McLaren diesen Umbau und die ganzen Neuanschaffungen bzw. Neuverpflichtungen überhaupt leisten kann? Stella ist dahingehend voll des Lobes für seinen Geschäftsführer: "Was das Budget angeht, leistet Zak [Brown, Anm. d. Red.] gute Arbeit, um McLaren in die Lage zu versetzen, dieses Geld auszugeben." Tatsächlich fällt auf, dass McLaren trotz sportlich mäßiger Erfolge Sponsorendeals und Kooperation am Fließband abschließt. Die Geldbörse ist im Gegensatz zur Corona-Zeit wieder voll in Woking.

McLaren feiert regelmäßig die eigene Historie, Foto: McLaren
McLaren feiert regelmäßig die eigene Historie, Foto: McLaren

Doch bleibt da noch die andere finanzielle Frage: Der Budgetdeckel. Fallen die ganzen Investitionen da nicht hinein. Stella kann die McLaren-Fans beruhigen: "Was die Einhaltung der Vorschriften angeht, so hatten wir die Möglichkeit, diese Art von Budget auszugeben, nicht nur aus betrieblicher Sicht, sondern auch im Hinblick auf Investitionen. Es gab also keine besonderen Herausforderungen, würde ich sagen. Es war kein schwieriger Prozess." McLaren droht also kein Fall wie bei Red Bull. Der neue Windkanal wird so lange laufen dürfen, wie es die Meisterschaftsposition von McLaren festlegt.