Max Verstappen führte im 2. Freien Training in Abu Dhabi die Zeitenliste klar an. Dreieinhalb Zehntel vor George Russell, vier vor Charles Leclerc. Red Bull ist zurück, der Ausrutscher von Brasilien scheint vergessen und die alte Hackordnung wieder hergestellt. Dennoch warnt Dr. Helmut Marko vor frühzeitiger Euphorie.

Marko warnt vor Mercedes

"Russell hatte Verkehr auf seiner schnellsten Runde", relativiert Dr. Helmut Marko den scheinbar großen Vorsprung von Max Verstappen im 2. Freien Training. "Im Qualifying dürfte es etwas knapper sein." Der Red-Bull-Pilot setzte mit 1:25.146 auf Soft-Reifen die Bestzeit. Quasi von null auf hundert, nachdem er im 1. Freien Training sein Cockpit Liam Lawson überlassen hat. "Liam hat in FP1 einen super Job gemacht. Er war ruhig und zuverlässig", lobte Max Verstappen seinen Ersatzpiloten.

Scheinbar mühelos knallte der Holländer in FP2 trotzdem schon nach einer Viertelstunde die schnellste Runde auf den Asphalt. Kurz vor Ende verbesserte er diese nochmals um etwa drei Zehntel. "Er war nicht in der ersten Runde sofort dabei, sondern hat eine Runde länger gebraucht", schmunzelte Marko über die Auswirkungen von Verstappens verpasstem FP1. "Ich bin wirklich zufrieden damit, wie es gelaufen ist", meinte der Weltmeister. "Das Auto funktioniert sehr gut."

Red Bull mit guter Pace, Perez mit Verbesserungspotenzial

"War eindrucksvoll", so der Kommentar des Red-Bull-Motorsportberaters. Er redete dabei aber nicht von Max Verstappen, sondern von dessen Longruns. Mit den Medium-Reifen sah der RB18 gewohnt stark aus. "Im Longrun sind wir wieder in der Normalität angekommen."

Dort war auch Sergio Perez nah am Teamkollegen dran und stärker als beide Ferraris. Aber: "Auf eine Runde muss Perez noch zulegen", analysierte der Grazer weiter. In FP2 hatte Perez als Fünfter einen Rückstand von mehr als sieben Zehnteln auf Verstappen. "Wir probierten ein paar Sachen mit der Balance", berichtete Perez. "Wir haben viel zu analysieren und müssen schauen, wo wir auf eine Runde noch etwas Zeit finden können."

Sergio Perez verlor im direkten Duell sieben Zehntel auf Max Verstappen, Foto: LAT Images
Sergio Perez verlor im direkten Duell sieben Zehntel auf Max Verstappen, Foto: LAT Images

Red Bull vs. Mercedes: Reloaded

Wie im Vorjahr ist Mercedes, nicht Ferrari der ausgeschriebene Gegner des österreichischen Rennstalls. Vor allem auf den Geraden haben sich die Silberpfeile verbessert, in den langsamen Kurven ist Red Bull noch immer schneller. Die Scuderia als Dritter im Bunde, kann nicht ganz mithalten.

"Die Longruns von Ferrari waren nicht eindrucksvoll", weiß auch Dr. Helmut Marko. Im Gegensatz zu Red Bull: Die Probleme von Brasilien sind behoben, ein seltener Setup-Fehler störte die Performance des Autos. "Wir sind mit einem falschen Setup gekommen." Das Sprint-Wochenende verhinderte dann eine schnelle Korrektur dessen.

Nach dem Ausrutscher in Brasilien scheint Red Bull zurück in der Erfolgsspur, Foto: LAT Images
Nach dem Ausrutscher in Brasilien scheint Red Bull zurück in der Erfolgsspur, Foto: LAT Images

Red Bull scheiterte in Brasilien am Sprint-Format

"Bei einem normalen Rennen hätten wir das aussortiert, aber so hatten wir nicht die Gelegenheit dazu", war Marko diesmal wie sein Schützling kein großer Freund des Sprint-Formats. Nur ein Training vor dem Qualifying war zu wenig für die Fehlerkorrektur. Dessen Ursprung schon früh begann: "Das hat schon im Simulator angefangen, da lag schon der Fehler."

Weltmeister und Konstrukteursmeister ist Red Bull 2022 schon. Trotzdem geht es beim letzten Rennen noch um was: Der Vizemeistertitel für Sergio Perez ist ausgeschriebenes Ziel in Milton Keynes. Ein 1-2 in der Fahrerwertung schaffte Red Bull noch nie. "Den (Vizemeistertitel) wollen wir, ja. Aber wir wollen auch 15 Siege." Für Max Verstappen.