Nach dem Doppelsieg in Brasilien setzte Mercedes beim Trainingsauftakt der Formel 1 in Abu Dhabi mit Lewis Hamilton und George Russell gleich das nächste Ausrufezeichen. Die Antwort von Max Verstappen ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Im zweiten Training verloren die Silberpfeile den Anschluss an den Weltmeister. Für das Finale sehen Hamilton und Russell die Konkurrenz von Red Bull klar in der Favoritenrolle. Tests für 2023 beeinträchtigen Vorbereitung.

"Das Auto fühlte sich schnell an, aber ich denke, Red Bull ist uns was die Qualifying-Pace angeht voraus, und bei den Longruns vielleicht sogar noch mehr", so Russell, der beide Trainings auf dem Yas Marina Circuit als Zweiter beendete. Im FP1 hatte er gegenüber Hamilton das Nachsehen, in der Session am Abend war Verstappen mit dreieinhalb Zehntelsekunden deutlich schneller.

Hamilton verlor mit über einer halben Sekunde Rückstand als Vierter ebenfalls den Anschluss. Der Rekordweltmeister und seine Crew waren mit der Abstimmung des Mercedes offenbar in die falsche Richtung gegangen. "Im FP2 stimmte die Balance des Autos nicht ganz, nachdem wir zwischen den Sessions einige Setupänderungen vorgenommen hatten", sagt der Brite.

Mercedes hadert in Abu Dhabi mit der Performance

Wie in Abu Dhabi üblich veränderte sich die Rennstrecke aufgrund der Startzeiten der Trainings massiv. Die erste Sitzung fand unter der prallen Mittagssonne um 14:00 Uhr Ortszeit statt. Das FP2 ging drei Stunden später über die Bühne und erstreckte sich bis in die Dunkelheit. "Im FP1 konnte man einen langsamen Run fahren, um die Reifen ans Arbeiten zu bringen, und im FP2 dauerte es viel länger, bis sie im richtigen Fenster waren", so Hamilton.

Der 37-Jährige ist aufgrund dessen vor allem mit Blick auf die One-Lap-Pace verunsichert. "Es ist ein bisschen wie Roulette. Das Reifenmanagement für das morgige Qualifying wird schwierig sein", sagt er. Russell sieht Mercedes unter diesen Voraussetzungen eher hinter Red Bull: "Ich hoffe, dass wir morgen im Qualifying um die Top-3 kämpfen können und dann sehen, wohin uns das am Sonntag führen kann."

Im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteursweltmeisterschaft sieht er das Team hingegen besser aufgestellt. "Wir haben über Nacht noch einiges zu tun, aber im Vergleich zu Ferrari sieht unsere Performance, soweit wir das beurteilen können, für dieses Wochenende vernünftig aus", so Russell. In Sachen Rennpace besteht für das Team allerdings ebenfalls Nachholbedarf.

"Während wir in Bezug auf die Zuverlässigkeit keine Schwierigkeiten hatten, fehlte uns ein wenig Pace, sowohl auf einer Runde als auch auf dem Longrun. Ungewöhnlicherweise war der Reifenverschleiß höher als bei unseren Konkurrenten, also werden wir uns damit beschäftigen, die Ursache dafür herauszufinden", so Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin.

Erfolgreiche Tests für 2023 bremsen Vorbereitung aus

Der Rückstand ließ sich für ihn auf einen besonderen Umstand zurückführen, der sich in Zukunft noch auszahlen könnte. Am letzten Trainingsfreitag des Jahres wurde bereits für 2023 gearbeitet. "Wir haben in der ersten Sitzung eine ganze Reihe von Tests durchgeführt, so dass wir uns nicht wie üblich auf die Rennvorbereitung konzentrieren konnten. Diese Arbeit verlagerte sich auf die Nachmittagssitzung", so der Brite.

Russells Fazit fiel durchweg positiv aus: "Wir hatten einen sehr starken Tag, was das angeht und was wir gelernt haben. Dies ist eine der letzten Gelegenheiten, um Lehren für die nächste Saison zu ziehen. Mit den Testelementen, die wir im FP1 besonders auf meiner Seite der Garage durchgeführt haben, freue ich mich auf 2023."

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