Vor wenigen Tagen versetzte ein Dokument der marokkanischen Kartellbehörde die Formel 1 in Aufruhr. Dort schienen konkrete Pläne zur Kooperation zwischen Red Bull und Porsche bestätigt zu werden, nachdem es davor schon seit inzwischen über einem Jahr immer mehr Gerüchte gab. Der Porsche-Einstieg gilt inzwischen als sehr wahrscheinlich, ist aber immer noch nicht fix.

Nach den marokkanischen Dokumenten wäre nun der Deal klar: Porsche übernimmt 50 Prozent von Red Bulls Formel-1-Team, und eine Partnerschaft von zehn Jahren läuft 2026, mit Beginn des neuen Motorenreglements, an. So klar sei der Deal aber laut Red Bull nicht. Am Samstag vor dem Ungarn-GP versuchte Teamchef Christian Horner in der Pressekonferenz, die Wogen zu glätten und die Spekulationen zu beruhigen.

"Es gibt einen gesunden Dialog mit Porsche", räumt Horner zuerst einmal trotzdem ein. Beide Parteien suggerierten in den letzten Monaten immer wieder Interesse, die Verhandlungen sind kein Geheimnis. Nur will Porsche, wie auch Konzernschwester Audi, erst beim Reglement Klarheit. Noch hängen die 2026er-Motorenregeln in der Warteschleife.

"Es gibt einige große Hürden, die wir überwinden müssen, bevor wir dem Abschluss auch nur nahekommen", erklärt Horner. Die Motorenregeln sind da nur der erste Teil: "Sind sie fair und ausgeglichen für Neueinsteiger verglichen mit den Eingesessenen? Das ist das erste Puzzleteil. Wir wissen, die FIA arbeitet hart daran. Hoffentlich kommt es in den nächsten Wochen."

"An dem Punkt können wir uns zusammensetzen und weitere Diskussionen mit den Jungs von Porsche abhalten, aber ich schätze, das wird ein relativ langer Prozess", sagt Horner. Von den etablierten Herstellern Ferrari und Mercedes kam dafür zuletzt nur wenig Verständnis. Sie verwiesen auf die Zugeständnisse der letzten Monate, insbesondere die Aufgabe der MGU-H-Komponente, und wollen jetzt auch von den Volkswagen-Marken Porsche und Audi den angedeuteten Einstieg fixiert wissen.

Wird Porsche Miteigentümer bei Red Bull?

Auch wenn Zugeständnisse wie die MGU-H oder nachhaltige Treibstoffe bereits als fix gelten - Porsche jedoch will keinen Schritt ohne finalisierte Regeln machen. Zu so viel Klarheit lässt sich Horner verleiten. Wo er sich in der Pressekonferenz windet, ist bei dem Thema der anteiligen Übernahme des Teams durch Porsche. Red Bull ist schließlich seit Jahren ganzheitlich als Team des Konzerns unterwegs. Und baut im Hauptquartier von Milton Keynes gerade eigene Anlagen, um selbst Power Units herzustellen.

Diese Operation läuft nach wie vor auf Hochtouren. Sollte Porsche einsteigen, wird der Hersteller auf die Red-Bull-Infrastruktur zugreifen. Horner kündigt auch weitere personelle Erweiterungen im Motorenbereich in naher Zukunft an: "Das Investment der Gruppe war signifikant. Für die neuen Regeln 2026 sind wir neben Ferrari das einzige Team, das die ganze Infrastruktur unter einem Dach hat." Selbst bei Mercedes ist es getrennt: Das Team residiert in Brackley, die Motorenabteilung in Brixworth.

Red Bull will Kontrolle über Porsche-Deal

50 Prozent des Teams an Porsche abzugeben wäre allerdings ein riesiger Schritt für Red Bull. Horner lässt im Laufe der Pressekonferenz durchblicken, dass Red Bull wohl als das F1-erfahrene Team trotzdem die Führung in der Konstellation übernehmen will. "Jede Partnerschaft muss zur Red-Bull-Philosophie passen", stellt er klar. "Es ist ein fundamentaler Bestandteil der Diskussion, dass wir das nicht ändern. Wir sind aus gutem Grund erfolgreich. Jede Diskussion über eine Beteiligung würde davon abhängen."

Horner hat vor allem eines im Sinn: Die langfristige Stabilität des Teams. Dass man mit Honda den letzten Werkspartner nach nur drei Jahren wieder verlor, hat Red Bull sicher nicht vergessen. "Strategisch muss es zu den langfristigen Plänen passen, die Red Bull hat", stellt Horner klar. Die sind kein Geheimnis: "Der Schlüssel nach dem Honda-Ausstieg ist, dass wir unsere Zukunft selbst unter Kontrolle haben, sowohl bei der Power Unit als auch beim Chassis. Strategisch ist das absolut der richtige Weg."

Ein Motordeal mit einer Marke wie Porsche ist wertvoll, muss aber zu diesem Plan passen. Und zugleich die Sicherheit schaffen, dass der Partner, der das Motoren-Knowhow beisteuert, nicht erneut abspringt.