Trotz einer Bestzeit durch Sergio Perez im Auftakttraining zum Aserbaidschan GP 2022 der Formel 1 musste sich Red Bull Racing im Tagesergebnis der F1-Trainings in Baku dem großen Rivalen Ferrari klar geschlagen geben. Eine Viertelsekunde fehlte Perez, wie in Monaco und schon im ersten Training der schnellere Bulle, am Ende auf die Tagesbestzeit von Charles Leclerc aus dem zweiten Training. Max Verstappen lag noch eine weitere Zehntelsekunde zurück. Sorgen bereitet das bei Red Bull allerdings niemanden, gibt es viele gute Erklärungen für den Rückstand.

So führte Red Bull am Freitag planmäßig eine neue, zweite Power Unit ein. Die bereitete vor allem Verstappen anfangs noch Probleme. In Kurve 15 schoss der Niederländer im ersten Training in die Auslaufzone und meldete, der Motor haben nach dem Bremsvorgang einfach weiter nach vorne geschoben. "Das lag nur an dem neuen Motor. Bis der richtig kalibriert ist, dauert es immer ein bisschen", erklärt Motorsportberater Dr. Helmut Marko bei Motorsport-Magazin.com- "Schon im zweiten Training war das ja nicht mehr der Fall." Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Baku gibt es hier im Live-Ticker.

Red Bull wundert sich: DRS-Probleme immer nur bei Verstappen

Dasselbe galt für einen im ersten Training noch erneut flatternden Heckflügel-Flap am RB18 des amtierenden Formel-1-Weltmeisters. Wieder bereitete das DRS-System Red Bull Probleme - oder besser gesagt nur Verstappen. Bei Perez hielt der Flügel den enormen Kräften auf der schnellen und langen Start-Ziel-Geraden besser stand. "Es ist schon komisch. Es sind zwei idente Flügel, aber es tritt immer nur bei Max auf", grübelt Marko. Noch dazu habe es sich um andere Flügel gehandelt als bei den großen DRS-Defekten in Barcelona. Deshalb sei es diesmal auch ein anderes Problem gewesen.

Im zweiten Training sei dann allerdings alles "fixiert und gerichtet" gewesen, so Marko. Das bestätigt Verstappen. "Wir haben natürlich versucht es zu lösen. Und im zweiten Training habe ich im Auto nichts mehr gehört, also denke ich, dass jetzt alles okay ist", sagt der Niederländer. Schon im Vorfeld des Wochenendes hatte Red Bull Baku leicht besorgt entgegen geblickt - obwohl man den Fehler von Barcelona längst erkannt und behoben haben will. Weitere Reaktionen zum Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Baku gibt es hier im Live-Ticker.

Verstappen verliert 15 Minuten: Trotzdem wertvollen Longrun geschafft

15 Minuten zu Beginn des zweiten Trainings kosteten Verstappen nötige Reparaturarbeiten am Heckflügel dennoch. Das kostete den Niederländer einen echten Longrun am Nachmittag. "Aber ich konnte im ersten Training ein paar längere Runs hinlegen", relativiert Verstappen. "Das gibt uns schon eine Vorstellung." Interessant: In Baku ist das erste Training ausnahmsweise das relevantere, startet das Rennen am Sonntag doch bereits um 13 Uhr (Zeitplan, TV-Programm und Live-Streams zum Formel 1 Rennen in Baku hier).

"Das volle Bild, was den Reifenverschleiß angeht, haben wir jetzt aber natürlich nicht", gesteht Verstappen. "Aber ich denke, wir haben genug Informationen, um zu wissen, welche Richtung wir nehmen müssen." Immerhin konnte Teamkollege Perez seinen Teil des Programms regulär abspulen. "Wir haben gute Daten auf beiden Reifen-Mischungen, auch auf dem Longrun", freut sich der Mexikaner. "Hoffentlich können wir im Qualifying jetzt alles zusammenbekommen."

Formel 1 Baku: Gelbe Flaggen kosten Verstappen beide schnelle Runden

Bei Verstappen gelang das am Freitag mitnichten. In beiden Trainings verlor der 24-Jährige seine erste schnelle Runde auf dem Soft-Pneu wegen gelber Flaggen. Im zweiten Training ausgelöst ausgerechnet durch Teamkollege Perez. Genau damit erklärt der Niederländer sein schlechteres Abschneiden in beiden Zeitentableaus. "Ich hatte bei meinen Runs auf dem Soft heute etwas Pech, sogar beide Male, im ersten und im zweiten Training. Wegen gelber Flaggen musste ich meine erste Runde immer abbrechen", klagt Verstappen.

Auf der zweiten Runde sei in Baku dann generell nicht mehr viel möglich. Verstappen: "Es scheint so, dass wir - oder eher alle - die Reifen hier für die erste fliegende Runde gut zum Arbeiten bekommen. In der ersten Runde ist es gut, in der zweiten verlierst du schon Zeit." Ohne diese Zwischenfälle hätte Verstappen zumindest viel näher an Leclerc herankommen können, schätzt Marko. Dennoch: Dass Ferrari auf eine Runde derzeit wieder einmal knapp vorne zu liegen scheint, ist Red Bull nicht entgangen.

Red Bull vs. Ferrari: Nachteil Qualifying, Augenhöhe oder mehr im Rennen?

"Das übliche", sagt Marko. Zudem geht Red Bull davon aus, dass Ferrari die Power Unit bereits voll aufdrehte, Red Bull hingegen nicht. Marko weiter: "Und auf dem Longrun scheinen wir einen Tick schneller zu sein." Verstappen ist davon etwas weniger überzeugt. "Alles in allem sieht es nicht allzu schlecht aus. Ferrari ist auf eine Runde stark, aber die Longruns sind mehr oder weniger auf Augenhöhe", sagt der Niederländer.

Allerdings sieht Red Bull auch hier noch deutlich Luft nach oben. "Der Start in den Tag war gut, aber im zweiten Training war es dann nicht mehr so gut wie wir es gerne gehabt hätten", berichtet Perez. "Vielleicht sind wir da in die falsche Richtung gegangen oder haben einfach etwas ausprobiert, was nicht funktioniert hat", grübelt der Mexikaner. Man könne sicher noch einige Details ansehen und optimieren, stimmt auch Verstappen zu.

Formel 1: Red Bull mit Upgrades in Baku

Eine große Überraschung ist das nicht. Immerhin gibt es in Baku nicht nur einen neuen Heckflügel, sondern noch weitere Upgrades für den RB18. So überarbeitete Red Bull die Unterboden-Seitenkante inklusive Luftleitelementen. Weiter hinten wurde außerdem erstmals auch außen eine Haltestrebe montiert. Red Bull hatte sich die seit Bahrain erlaubte Strebe, die Bouncing-Probleme durch die Stabilisierung des Unterbodens lindern soll, bislang gespart. Die Installation zeigte Wirkung: Red Bull kämpfte im Training weit weniger mit einem springenden Auto als der Großteil des Feldes.