"Max hat heute in Kurve 12 ein bisschen den Rasen gemäht. Dadurch war seine weitere Session etwas eingeschränkt." Netter hätte Christian Horner das Missgeschick seines Schützlings Max Verstappen kaum umschreiben können. In Wahrheit war der Niederländer im 2. Australien-Training von der Strecke abgekommen, hatte sich dabei den Unterboden zerstört und musste die Session abblasen. Nach nur acht Runden war Feierabend für Verstappen und seinen Red Bull.

Beim Ausgang von Kurve 12 bekam Verstappen Untersteuern und verlor leicht die Kontrolle über das Auto. An diesem Punkte machte er Bekanntschaft mit einer Neuerung an der Strecke. Vor dem Rennwochenende im Albert Park wurde ein neuer Doppel-Kerb ausgangs der Kurve 12 installiert.

Dieser ersetzt nun den alten Kunstrasen, der zuvor hinter einem einfachen Kerb installiert war. Damit machte unter anderem auch Nico Hülkenberg Bekanntschaft, der im 1. Training allerdings nicht für solch spektakuläre Bilder sorgte wie später Verstappen.

Heftige Schläge

"Es ist schnell dort am Ausgang, und wenn du den Kerb etwas zu viel nimmst, zieht der Kerb dich raus und du kommst nicht mehr zurück und kriegst heftige Schläge auf das Chassis und den Unterboden", erklärte Hülkenberg die Eigenarten der Kurve 12. Schnell ist es hier am Ausgang tatsächlich: Mit mehr als 230 km/h durchfahren die Piloten diese Ecke, auf der folgenden Geraden liegen wenig später wieder mehr als 260 km/h an.

Bei derartigen Geschwindigkeiten die Kontrolle über sein Auto zu verlieren, kann fatal enden. Timo Glock zerstörte hier etwa 2008 seinen Toyota vollends, nachdem er von der Strecke abgekommen und durch die Wiese gehoppelt war. Die 'Sprungschanze', die Glock erwischte, wurde inzwischen allerdings geglättet.

Früher mehr Spaß

Den Doppel-Kerb gab es ebenfalls noch nicht. Hülkenberg: "Der alte Kerb hat etwas mehr Spaß gemacht und war etwas netter zu den Autos. Ich sehe nicht den Grund, weshalb sie es geändert haben."

Die Doppel-Kerbs kennt man von anderen Strecken. Zuletzt machten die Fahrer Bekanntschaft mit dieser Variante bei den Testfahrten in Barcelona, wo ein solcher Randstein in Kurve 9 verbaut ist. Auch in Spielberg 2016 kamen die Doppel-Kerbs - ebenfalls in Kurve 9 - zum Einsatz. Sie werden hauptsächlich an kritischen Kurvenausgängen eingesetzt, wo es die häufigsten Diskussionen um Track-Limits gibt.

Red Bull tritt in Australien mit einigen Updates am Auto an, Foto: Sutton
Red Bull tritt in Australien mit einigen Updates am Auto an, Foto: Sutton

Besser als Kunstrasen

Im Fahrerlager von Melbourne gab es auch Anhänger der Doppel-Kerbs, wie etwa Romain Grosjean. "Ich mag sie", sagte der Haas-Pilot. "Die sind besser als Kunstrasen, weil du auf hartem Untergrund weiterfährst. Sie sind nicht so gut wie ein einzelner Kerb, aber ich Barcelona und Spielberg haben sie auch gut funktioniert."

Das ewige Problem mit den Kunstteppichen: Wenn sie sich mit Wasser vollsaugen, werden sie zur Eislaufbahn. Auf Kerbs rutschen die Autos zumindest etwas weniger. Für Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko war Verstappens Ausflug ohnehin keine große Sache. "Mein Gott, er hat es probiert", sagte er zu Motorsport-Magazin.com." Das Auto war noch nicht ganz abgestimmt und am Untersteuern. Kann passieren."

In Amsterdam darf man Gras rauchen...

Ganz ohne Häme kam Verstappen allerdings nicht davon. Kann passieren, wenn Daniel Ricciardo auf der anderen Seite der Garage parkt. "Ich glaube, da war das Gras ein bisschen zu lang", holte der Lokalmatador im Herald Sun aus. "Darüber haben wir früher in der Session gesprochen und er meinte, 'Turn 12 passt mir nicht, also nehme ich da einfach ein bisschen was weg'. Ich weiß, dass es in Amsterdam sogar erlaubt ist, das zu rauchen - hier in Australien aber nicht."

Neben dem Doppel-Kerb wurden weitere Baumaßnahmen in der Kurvenkombination 11 und 12 durchgeführt. Die Kerbs an den Scheitelpunkten beider Kurven wurden nun direkt im Beton verankert. An der Außenseite von Kurve 12 wurde zudem eine Tecpro-Bande vor dem Reifenstapel installiert.