Rückt die Einführung des für 2018 geplanten Halo-Systems noch weiter nach hinten - oder schafft es gar überhaupt nicht in die Formel 1? Die Mehrheit der Fahrer soll sich jetzt gegen den Kopfschutz ausgesprochen haben. Das berichtet Auto-Motor-und-Sport. Die FIA habe alle 22 Piloten am 10. Januar 2017 persönlich angeschrieben und um ihre Meinung gebeten.

Das Ergebnis sei ernüchternd ausgefallen. 16 Antworten seien insgesamt eingegangen, wobei sich 7 Fahrer gegen Halo ausgesprochen hätten. 5 Piloten seien dafür gewesen, 4 hätten sich nicht eindeutig geäußert. Diese Zahlen wollte die FIA nicht bestätigen. Stattdessen hieß es in einem Statement, das Motorsport-Magazin.com vorliegt: "Man kann sagen, dass die Meinung 50/50 getrennt ist. Einige sind klar dagegen, einige deutlich dafür und ein paar sind unschlüssig."

Zweifel am Heiligenschein

Zwar haben die F1-Piloten effektiv kein Mitbestimmungsrecht bei der Halo-Entscheidung. Sollte das Veto gegen das System allerdings stark in eine Richtung tendieren, könnte das die FIA zu einem Umdenken verleiten. Eine Kommission des Motorsport-Weltverbandes kümmert sich seit geraumer Zeit um die Halo-Causa und ließ den Fahrerschutz immer wieder während der Trainings an den Grand-Prix-Wochenenden testen.

Die Ansichten über das Halo fielen durchweg gemischt aus. Sicherheit solle an oberster Stelle stehen, waren sich die Fahrer unisono einig. Aber: Es gab zahlreiche Zweifel an der Tauglichkeit des so genannten Heiligenscheins aus Titan. Nicht die Sichtbarkeit war das größte Problem, sondern das Aussteigen aus dem Auto nach einem Unfall. Laut Sergio Perez bräuchte ein Fahrer mit Halo an Bord bis zu fünf Sekunden länger, um aus seinem Cockpit zu klettern.

Alonsos Horror-Unfall simuliert

Angesichts dieser Sorge führte die FIA weitere Hao-Tests im Labor durch. Dabei wurde Fernando Alonsos Horror-Unfall in Australien 2016 simuliert, als er sich nach einer Kollision mit Esteban Gutierrez überschlagen hatte. Die letzten Tests hätten ergeben, dass für einen Fahrer im Falle eines Überschlags mit Halo kein direkter Nachteil entsteht. "Wir haben das Gefühl, dass Halo dem Fahrer in diesem Fall sogar etwas mehr Platz verschafft", sagte der stellvertretende FIA-Renndirektor Laurent Mekies.

Die Resonanz der Fahrer bei der Video-Präsentation war verhalten. Mekies: "Sie waren von dem Tempo, mit dem Andy (die Testperson;d.Red.) aus dem Auto geklettert ist, nicht beeindruckt. Aber sie haben auch gefragt, ob sie es selbst einmal probieren dürfen, bevor Halo eingeführt wird." Ob das helfen wird, die Fahrer im Laufe der Saison 2017 doch noch zu überzeugen? Zumindest aus technischer Sicht ist das Halo-Projekt inzwischen beendet. Nun liegt es an den Verantwortlichen, über die weitere Zukunft des Systems zu entscheiden.

Halo spaltet weiter die Lager in der Formel 1, Foto: Sutton
Halo spaltet weiter die Lager in der Formel 1, Foto: Sutton

Alternative a la IndyCars

Neben dem Halo-System könnte sich letztendlich auch eine Alternative durchsetzen. Zur Debatte stand eine Weile die Aeroscreen-Lösung aus dem Hause von Red Bull. Diese Lösung schaffte es allerdings nicht durch einen FIA-Test. Zudem bestand die Sorge, Red Bull könne sich durch das hauseigene System einen aerodynamischen Vorteil verschaffen. Ganz abgeschrieben sei es laut Mekies aber noch nicht. "Nein, ist noch nicht gestorben", sagte der FIA-Mann. "Technisch ist es möglich. Bis dahin vergingen fünf bis sechs Monate, falls wir es machen wollten."

Ebenfalls zur Debatte steht eine Lösung, wie aktuell die IndyCars-Serie herumexperimentiert. Hier handelt es sich um eine im Vergleich zu Red Bulls Aeroscreen wesentlich kleinere Scheibe, die auf der Cockpitfront angebracht ist. Die US-Serie plant die Einführung zur Saison 2018, wenn das altgediente IndyCar von einer komplett neuen Version abgelöst wird.

Laut FIA sei Halo allerdings die derzeit einzig passende Lösung, die vorliegt. Gleichzeitig habe die Strategy Group der Formel 1 die FIA darum gebeten, weitere Ansätze zu untersuchen, die nicht über genannte Nachteile des Halo verfügen: Sicht, potenzielle Klaustrophobie, das Verlassen des Autos sowie, Bergung eines Fahrers und nicht zuletzt die Optik. Die FIA dazu: "Wir sind überzeugt, dass dies zur Zufriedenheit Aller bewältigt werden kann."