Mit Daniel Ricciardo und Max Verstappen kann sich Red Bull einer der besten Fahrerpaarungen in der Formel 1 rühmen. Jung, hungrig, pfeilschnell und obendrein mit der nötigen Erfahrung ausgestattet, sollen sie 2017 für die Bullen um die WM-Kämpfen. Trotz der ausgezeichneten Personalsituation im Top-Team, und obwohl der junge Verstappen gerade einmal 19 Lenze zählt, läuft die Nachwuchsförderung der Österreicher unermüdlich weiter.

Vergangenes Jahr gewann Pierre Gasly für seinen Förderer die GP2-Meisterschaft. In der Formel 1 fand sich für ihn jedoch noch kein Platz, weil beim Nachwuchsteam Toro Rosso weiterhin auf Carlos Sainz und Daniil Kvyat gesetzt wird. Da der Franzose als Titelträger in der GP2 nicht mehr startberechtigt ist, musste sich Red Bull eine andere Lösung einfallen lassen - und die heißt Super Formula.

Red Bull schickt Gasly auf den Vandoorne-Pfad

In Japan parkte vergangenes Jahr auch McLaren seinen Zögling Stoffel Vandoorne - 2017 fährt dieser an der Seite von Fernando Alonso in der Formel 1. "Ich habe verfolgt, was Stoffel vergangenes Jahr gemacht hat, bevor er in die Formel 1 gekommen ist. Es sind wichtige Erfahrungswerte, die man seiner GP2-Zeit hinzufügen kann", so Gasly zur Super Formula als mögliches Formel-1-Sprungbrett. Vandoorne beendete die Meisterschaft 2016 auf dem dritten Rang. Doch nicht jeder Europäer kam in Japan so gut zurecht.

"Natürlich ist Japan sehr speziell. Ich war 2015 im Zuge meiner Arbeit für Red Bull beim Grand Prix in Suzuka, also weiß ich in etwa, was mich erwartet. Es wird alles ganz anders sein. Ich habe keine Erfahrung mit den Autos oder den Strecken und auch die japanische Kultur, Philosophie, Arbeitsweise, einfach alles ist anders", ist der 20-Jährige sich der Herausforderung bewusst. Als GP2-Meister ist die Erwartungshaltung an ihn zwar hoch, doch mit dem Selbstvertrauen des vergangenen Jahres ist Gasly hochmotiviert: "Es ist eine große neue Herausforderung für mich und das ist genau das, was ich liebe."

Gasly hatte nach dem GP2-Titel Hoffnungen auf ein F1-Cockpit, Foto: GP2 Series
Gasly hatte nach dem GP2-Titel Hoffnungen auf ein F1-Cockpit, Foto: GP2 Series

Britisches 'Enfant terrible' bekommt zweite Chance

Zu Red Bulls 2017er Kader gehören zwei Neulinge im Förderprogramm. Einer von ihnen ist Dan Ticktum, der im Formel Renault 2.0 Eurocup unterwegs sein wird. Für den 17-jährigen Briten ist es quasi ein Comeback im Motorsport, nachdem er 2014 ursprünglich für zwei Jahre gesperrt wurde. Ticktum hatte damals in der britischen MSA Formula, dem Vorläufer der britischen Formel 4, einen Konkurrenten aus Rache während einer Safety-Car-Phase aus dem Rennen befördert.

"Manche werden von den Fehlern wissen, die ich begangen habe. Aber ich hab sehr an meiner Einstellung gearbeitet und ich kann kaum erwarten, es jedem zu beweisen", so Ticktum, für den Red Bulls Vertrauen zweifelsohne eine ganz besondere Chance darstellt. Für seine erste Saison in der Formel Renault 2.0 hat er sich trotz der Auszeit hohe Ziele gesteckt: "Ich will die Meisterschaft gewinnen."

Richard Verschoor: Mit kleinen Schritten zum nächsten Max Verstappen

Um dieses Ziel zu erreichen, muss er jedoch erst an einem der ganzen heißen Eisen im Red-Bull-Kader vorbei. Richard Verschoor konnte vergangenes Jahr sowohl die nordeuropäische als auch die spanische Formel-4-Meisterschaft für sich entscheiden. Trotz des erfolgreichen ersten Jahres im Formelsport, steht für den 16-jährigen Niederländer als nächstes ein kleiner Schritt auf der Karriereleiter an. Statt in die Formel 3, geht es für ihn zunächst in den Formel Renault 2.0 Eurocup. Einen Spaziergang erwartet der Youngster allerdings trotzdem nicht.

"Ich weiß, dass es sehr schwierig wird. Es gibt viele gute Piloten in der Serie und manche von ihnen sind schon seit zwei oder drei Jahren dabei. Für mich ist alles neu, das Auto und viele neue Rennstrecken. Aber ich habe das Auto schon gefahren und ich mache mir daher nicht allzu viele Sorgen", so Verschoor, der die Winterpause mit einem Engagement in der neuseeländischen Toyota Racing Series überbrückt und dort aktuell die Tabellenführung innehat.

Verschoor ließ in seiner ersten Formelsaison nichts anbrennen, Foto: ADAC Formel 4
Verschoor ließ in seiner ersten Formelsaison nichts anbrennen, Foto: ADAC Formel 4

Ein Finne und ein US-Boy

Komplettiert wird Red Bulls Nachwuchskader von einem bekannten Gesicht und einem weiteren Neuzugang. Der Finne Niko Kari, der 2016 von Red Bull unter Vertrag genommen wurde, startet in der GP3. In seinem Debüt-Jahr als Nachwuchsbulle, lief es 2016 mit Rang zehn in der Formel 3 EM allerdings durchwachsen. Seiner Zuversicht tut das allerdings keinen Abbruch. "Ich denke nicht, dass die GP3 von der Formel 3 so ein großer Schritt ist. Ich glaube, 2017 wird eine aufregende Saison", so Kari.

Der zweite Neuzugang im Bunde ist Neil Verhagen aus den USA. Verhagen wird an der Seite von Verschoor für MP Motorsport im Formel Renault 2.0 Eurocup an den Start gehen. "Ich habe so ziemlich alles in den USA zurückgelassen, und natürlich werde ich meine Familie und meine Freunde sehr vermissen. Aber ich habe die Entscheidung getroffen, in die Niederlande zu ziehen, um in der Nähe des Teams zu sein", so der 15-Jährige, seines Zeichens jüngster Fahrer in Red Bulls Formel-Kader.