Die Formel 1 steht 2017 wieder einmal vor einem technischen Umbruch. Mit den neuen Aerodynamik-Regeln könnte aber auch ein sportlicher Umbruch Einzug halten, auf den mit Ausnahme von Platzhirsch Mercedes alle hoffen. Die Silberpfeile siegten die Formel 1 in den vergangenen drei Jahren in Grund und Boden, was zu einer gewissen Langeweile führte und sich nicht zuletzt im schwindenden Publikumsinteresse niederschlug.

Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, Foto: Sutton
Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, Foto: Sutton

Besonders gute Chancen, Mercedes gefährlich zu werden, werden Red Bull Racing eingeräumt. Dass sich die Bullen Umbrüche im Reglement zunutze machen können, zeigt die Saison 2009, als man unter der Ägide von Technik-Guru Adrian Newey zur alles überstrahlenden Kraft aufstieg und diese Rolle erst 2014 mit dem Wechsel zur Hybrid-Power wieder abgeben musste.

Mittlerweile hat sich Motoren-Partner Renault allerdings auf die neuen Rahmenbedingungen eingestellt, weshalb im Bullen-Lager Zuversicht herrscht, was 2017 den Angriff auf die Spitze betrifft. "Als Vize-Weltmeister schnitten wir etwas besser als erwartet ab, erzielten dank der Zusammenarbeit von Mario Illien mit der neuen Technikertruppe von Renault auch eine hohe Standfestigkeit", sagt Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz in den Salzburger Nachrichten rückblickend auf das zurückliegende Jahr.

Red Bull erklärt: Die neuen F1-Regeln für 2017: (01:30 Min.)

Red Bull gegen Mercedes und Ferrari

Zwei Siege feierte Red Bull 2016 - Max Verstappen gewann sensationell bei seinem Debüt in Barcelona, während Daniel Ricciardo nach Lewis Hamiltons Motorenplatzer in Sepang abstaubte. Unter dem Strich stand somit Platz zwei in der Weltmeisterschaft - weit hinter Mercedes, aber recht deutlich vor Ferrari. Für Mateschitz ein bedeutender Erfolg.

"Dass wir Ferrari distanzierten, war weniger aus finanzieller Sicht wegen des Preisgelds wichtig denn als Frage der Ehre!", ist die Scuderia, für die mittlerweile der langjährige Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel ins Lenkrad greift, ein ausgesprochen reizvoller Gegner, über den Siege besonders süß schmecken. So darf es aus Sicht des Red-Bull-Chefs naturgemäß auch in der bevorstehenden Saison weitergehen, wobei nicht nur Ferrari, sondern nun auch Mercedes in Schach gehalten werden soll.

"Renault holte für 2016 neue, ambitionierte und vor allem kompetente Leute, gemeinsam mit Illien ging da viel voran. Ich rechne für heuer damit, dass wir motorisch so stark werden, dass wir näher an Mercedes herankommen", glaubt Mateschitz, dass das Manko der letzten Jahre, die im Vergleich zur Konkurrenz schwache Antriebseinheit, in Zukunft kein Hemmschuh mehr sein wird.

Dementsprechend ambitioniert sieht auch die Zielsetzung für 2017 aus. "Wir wollen Mitte der Saison absolut wettbewerbsfähig sein", will Mateschitz Siege sehen, hebt mit Blick nach Maranello gleichzeitig aber warnend den Finger. "Allerdings ist dabei Ferrari weiter die Unbekannte." Einen Seitenhieb gegen Vettel und Co. kann sich der 72-Jährige dabei nicht verkneifen. "Unsere Fahrerpaarung Ricciardo/Verstappen ist ein klares Plus für uns."

2017 wieder mehr Zuschauer in Spielberg?

Profitieren soll von der angestrebten Renaissance von Red Bull Racing auch der Red Bull Ring in Spielberg. War das Comeback des Großen Preises von Österreich 2014 noch ausverkauft, gab es in den letzten beiden Jahren viele leere Tribünenplätze, wohingegen die MotoGP die Zuschauer in Scharen zum Red Bull Ring hinzog.

2014 waren die Tribünen beim Österreich GP voll, Foto: Red Bull/GEPA
2014 waren die Tribünen beim Österreich GP voll, Foto: Red Bull/GEPA

"Als Rennpromotor weißt du, welche Kosten entstehen. In der Formel 1 decke ich mit den Zuschauereinnahmen gerade die Organisationskosten ab, die Gebühr für das Paket der Teams ist ein Zuschussposten. Im MotoGP kann ich kostendeckend sein. Das Promotor's Fee ist da ein Viertel oder Fünftel der Formel 1", zeigt Mateschitz den Unterschied zwischen den beiden Rennserien auf.

Können Ricciardo und Verstappen um Siege und Titel kämpfen, wird sich das jedoch auch positiv auf die Zuschauerresonanz beim Formel-1-Grand-Prix auswirken, ist Mateschitz guter Dinge. "Ich bin sicher, wenn wir wie erhofft heuer an der Spitze mitfahren, haben wir in Spielberg 70.000 Zuschauer am Sonntag statt 50.000", rechnet der Österreicher mit einem besseren Ticketverkauf als zuletzt.

Toro Rosso gegen McLaren

Toro Rosso, das zweite im Besitz von Red Bull befindliche Team, schloss die vergangene Saison auf Platz sieben ab. In ähnlichen Sphären sieht Mateschitz den Rennstall, der in erster Linie junge Piloten ausbilden soll, auch 2017, wenngleich das Team in der nächsten Saison auf aktuelle Motoren von Renault zurückgreifen kann, wohingegen man 2016 mit Vorjahres-Aggregaten von Ferrari fuhr.

"Toro Rosso wird gegen Force India und Williams nur schwer bestehen können, sollte aber gegen McLaren um Platz sechs kämpfen", lautet Mateschitz' Ausblick, der auf seine jungen Piloten große Stücke hält. "Carlos Sainz hat sich stark entwickelt, Daniil Kwjat waren wir es schuldig, ihm weiter zu vertrauen. Pierre Gasly wird als Junior Ersatzfahrer und viel im Simulator arbeiten."