Die zweite Saison für Honda als Power Unit Hersteller ist vorbei. Wo stehen Sie im Vergleich mit den anderen?
Hasegawa-san: Wir sind noch immer nicht stark genug, um in einer ordentlichen Position zu sein. Und eine ordentliche Position ist das Podium oder ein Sieg. Wir visieren in Zukunft die Weltmeisterschaft an, aber noch ist die Power Unit nicht stark genug dafür.

Können Sie für uns eine aktuelle Rangordnung der Power Units aufstellen?
Hasegawa-san: Das ist ziemlich einfach! Mercedes ist Erster, Ferrari ist Zweiter. Ferrari hat sich in Monza mit dem Upgrade noch einmal verbessert. Renault ist Dritter und dahinter, aber nicht weit dahinter, ist Honda.

Sie haben nach der Sommerpause ein Upgrade gebracht. Anschließend standen mit Spa und Monza zwei Power-Strecken im Kalender. Wie fällt Ihr Urteil aus?
Hasegawa-san: Wegen der Power-intensiven Strecken in Spa und Monza wollten wir das Upgrade gleich nach der Sommerpause bringen. Wir wussten aber auch, dass wir mit diesem Upgrade die anderen noch nicht überholen können - rein aus Sicht der Leistung. Wir hatten nicht zu viel erwartet, vor allem in Monza. Das Ergebnis hat die Situation aber dann verdeutlicht...

In punkto Beschleunigung hat die Honda-Power-Unit Luft nach oben, Foto: Honda
In punkto Beschleunigung hat die Honda-Power-Unit Luft nach oben, Foto: Honda

Aber die Topspeeds scheinen nicht das Problem zu sein...
Hasegawa-san: Ja, weil McLaren versucht, den Downforce weiter zu reduzieren. Die Fahrer sind sehr gut und können damit umgehen, das Auto und die Balance ist nicht schlecht. Unsere einzige Schwäche ist noch immer der Speed. Aber Sie haben recht: Der Topspeed war nicht so schlecht. Aber es geht auch um Beschleunigung und andere Bereiche. Wir verlieren auf der Geraden noch immer ein paar Zehntel - nicht eine halbe Sekunde.

2017 gibt es die Token-Regel nicht mehr. Sie begrüßen diese Änderung natürlich, aber wie sehr wird sich die 2017er Power Unit von der des vergangenen Jahres unterscheiden?
Hasegawa-san: Die aktuellen Regeln schränken eine Menge Bereiche ein. Ein Turbolader, natürlich sechs Zylinder und so weiter. Es gibt nicht so viel Raum. Aber natürlich gibt es innerhalb des Verbrennungsmotors oder des Turbos Bereiche, die wir komplett modifizieren werden. Alles für 2017...

Wie schwierig war es, in der Saison 2016 Upgrades zu bringen, die 2017 vielleicht gar nicht mehr passen?
Hasegawa-san: Das ist ein guter Punkt. Wir haben zu Beginn der Saison schon zwei verschiedene Teams gebildet. Ein Team, das sich auf 2016 konzentriert, und ein Team, das an 2017 arbeitet. Das ist komplett voneinander getrennt. Natürlich haben wir das 2017er Team mit einer kleinen Mannschaft begonnen und dann die Ressourcen von 2016 dahin verschoben.

Können Sie die Updates, die Sie 2016 gebracht haben, 2017 noch nutzen?
Hasegawa-san: In manchen Bereichen können wir die Entwicklungen übertragen. Wir konnte vor allem viel Wissen für 2017 aufbauen. Es geht um grundlegende Konzepte bei der Verbrennung, dem Turbo oder anderen Bereichen. Das Design wird neu, aber die Konzepte können wir übernehmen. 2016 war schon ein großer Test für die Saison 2017.

Honda lässt sich nur bis zu einem gewissen Grad in die Karten blicken, Foto: Honda
Honda lässt sich nur bis zu einem gewissen Grad in die Karten blicken, Foto: Honda

Sie haben beim Ranking Mercedes und Ferrari genannt, dann Renault und Honda. Ferrari und Mercedes nutzen aktuell die Vorkammerzündung, Renault und Honda nicht. Nutzt Honda 2017 diese Technologie?
Hasegawa-san: Das kann ich nicht verraten. Die Vorkammerzündung ist eine Schlüsseltechnologie des Motors. In der Forschung probieren wir natürlich alles, auch die Vorkammerzündung. Aber ich kann nicht verraten, welche Technologie wir einführen werden.

Im ersten Jahr war es ein großes Problem, auf langen Geraden die ganze Zeit über elektrische Energie abzugeben. Diesen Bereich scheinen sie extrem verbessert zu haben. Wo liegt ihr Schwachpunkt noch?
Hasegawa-san: Die Leistung vom Verbrennungsmotor selbst. Sie haben Recht, unsere elektrische Energie-Abgabe ist inzwischen fast auf Top-Niveau. Wegen der Regeln können wir da keinen großen Unterschied mehr machen. 120 Kilowatt und 4 Megajoule sind das Maximum. Das haben wir schon maximiert.

Wurde der Fokus da 2015 auf die Energierückgewinnung gelegt?
Hasegawa-san: Ja. Aber nachdem wir das Ziel beim Energierückgewinnungssystem erreicht haben, verschieben wir den Fokus jetzt Richtung Verbrennungsmotor. Wir mussten 2015 an drei Dingen arbeiten: Energierückgewinnungssystem, Verbrennungsmotor und Zuverlässigkeit. Es ist auch für mich jetzt schwierig zu sagen, wie wir die Ressourcen hier genau verteilt haben. Aber wir sind auch mit der Zuverlässigkeit aktuell zufrieden. Wir haben noch immer ein Defizit beim Verbrennungsmotor, das ist sicherlich der größte Bereich.

Mehr Interviews im Motorsport-Magazin

Du willst mehr solche Exklusivinterviews lesen? Dann sichere dir drei Ausgaben unserer Printausgabe von Motorsport-Magazin.com zum Vorzugspreis. Darin findest du in jeder Ausgabe neben interessanten Interviews auch spannende Hintergrundgeschichten, Technikerklärungen, History-Erlebnisse, spektakuläre Hochglanzbilder und noch viel mehr. Worauf wartest du noch? Sichere dir das Motorsport-Magazin preiswerter, früher als im Einzelhandel und bequem zu dir nach Hause!