Max Verstappen, Superstar. In seiner erst zweiten Saison in der Formel 1 stand der junge Niederländer im Fokus wie kaum ein anderer Fahrer. Mal war er der Held, dann der große Depp und letztendlich wieder das Wunderkind. Sennaesque Triumphfart im Regen von Brasilien, dann die Aufholjagd in Abu Dhabi - zum Ende der Saison ließ Verstappen sein Potenzial einmal mehr aufblitzen.

Zeit für Förderer Helmut Marko, mal wieder Superlative zu bemühen. "Er hat mehrmals gezeigt, dass er dem gewöhnlichen Formel-1-Fahrer Lichtjahre voraus ist", sagte Red Bulls Motorsportberater im Interview auf der offiziellen Formel-1-Webseite.

Bereit für den Titelkampf

Gerade das Rennen in Brasilien - als sich Verstappen bei schwierigen Bedingungen durch das Feld pflügte - habe einmal mehr gezeigt, dass er nicht nur überdurchschnittlich sei, sondern ein ganz Großer werden könne. In Verstappen sah Marko den kommenden Weltmeister. Gesetz dem Fall, dass ihm das Team ein siegfähiges Auto zur Verfügung stellt. "Er macht keinen Fehler zweimal", sagte Marko. "Er ist also auf jeden Fall bereit für den Titelkampf. Er braucht auch keine weitere Vorbereitung. Er weiß, wie das Spiel läuft!"

Dabei lagen Licht und Schatten bei Verstappen dieses Jahr nah beieinander. Andere Spitzenfahrer wie Kimi Räikkönen und zuletzt Sebastian Vettel kritisierten den 19-Jährigen nach diversen grenzwertigen Aktionen. Für Marko aber kein Thema, er stellte sich komplett vor seinen Schützling. "Er bringt eine neue Herangehensweise ins herrschende Establishment", sagte der Österreicher.

Und weiter: "Er zeigt ihnen wieder, wie Racing aussehen sollte - und wie es früher war. Ich erinnere mich daran, als Kerle wie Senna oder Schumacher kamen. Die hatten auch eine andere Vorgehensweise und haben die Etablierten wachgerüttelt. Und sie wurden auch heftig dafür kritisiert."

Jung, hungrig, sexy

Klare Ansage von Marko an Verstappen: Keine Angst vor großen Namen. Darum scherte sich der Sohn des früheren F1-Piloten Jos Verstappen ohnehin nicht. Auch beim Finale in Abu Dhabi ging er gegen den neuen Weltmeister Nico Rosberg resolut zu Werke. Der Mercedes-Pilot beschrieb den Zweikampf später als ekelhaft und als sein bestes Überholmanöver in dieser Saison. Marko: "Wir haben jetzt einen jungen, hungrigen, sexy Fahrer, der sich nicht um die Belange früherer Champions kümmert. Egal, ob sie einmal, zweimal, dreimal oder viermal gewonnen haben."

Bei all der Lobhudelei ist Verstappen sicherlich noch nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt. "Ich bewundere und schätze diese Respektlosigkeit sehr", sagte etwa Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. "Das ist Bestandteil eines zukünftigen Weltmeisters. Aber er braucht nicht immer die fiesen Tricks auszupacken."

Nur eine Schwachstelle

Verstappens teilweise ungestüme Art wurde ihm nicht nur einmal zum Verhängnis. Über seine Fahrweise lässt sich ebenfalls diskutieren, nicht umsonst wurde wegen Verstappen eine neue Regel - das Verhalten beim Bremsvorgang - eingeführt.

Das brachte auch Hauptverteidiger Marko dazu, den seiner Meinung nach einzigen Makel von Verstappen anzusprechen. "Er hat keine Schwachstellen abgesehen von dem Fakt, dass er manchmal nicht geduldig genug ist", so Marko. "Manchmal versucht er Situationen zu erzwingen. Dabei muss er eigentlich nur abwarten, dann wird es ihm in den Schoß fallen. Aber diese Änderung ist schon in Arbeit!"