In der Saison 2016 ärgerten sich Fahrer, Teams und nicht zuletzt die Fans über die Strafen - und zwar sowohl über solche, die ausgesprochen wurden als auch solche, die ausblieben. Dabei ging es unter anderem um das Dauer-Thema Überfahren der Streckenbegrenzung oder das Max-Verstappen-Thema gefährliches Verhalten beim Verteidigen einer Position.

Die Stewards haben sich die Kritik offensichtlich zu Herzen genommen, denn die FIA veröffentlichte auf ihrer Webseite Aussagen des Vorsitzenden der Stewards, Garry Connelly, nach dem Meeting der Stewards in Wien. Connelly beteuerte, dass für die Zukunft Konstanz in den Entscheidungen im Mittelpunkt stehen soll. Außerdem ist den Stewards daran gelegen, in Zusammenarbeit mit der FIA an den Formulierungen zu arbeiten, damit sie schneller Entscheidungen treffen können.

"Wir haben darüber gesprochen, wie wir bessere Konstanz erzielen können", erklärte Connelly. "Wir glauben, dass mehr Meetings und mehr Bewertungen vergangener Entscheidungen notwendig sind, damit wir alle verstehen, wie jedes Steward-Gremium eine bestimmte Situation behandelt - vor allem, wenn die Stewards notwendigerweise subjektiv entscheiden müssen, zum Beispiel bei dem Vorwurf der gefährlichen Fahrweise. Das ist ein ziemlich subjektives Thema", zeigte Connelly auf.

Wer hat Schuld? Keine einfache Frage für die Stewards, Foto: Sutton
Wer hat Schuld? Keine einfache Frage für die Stewards, Foto: Sutton

Diese Entscheidungen würden gemeinsam getroffen, aber gerade deswegen sei es so wichtig, zu verstehen, wie diese Entscheidungen konstanter ausfallen können. Sprich: Die Stewards wollen verhindern, dass ein Vergehen mal bestraft wird und mal nicht. Oder aber dass das Strafmaß unterschiedlich ausfällt.

Zur Lösung des Problems ging der Blick nach Deutschland, auf ein System des DMSB zur Überprüfung von Beschlüssen der Stewards. "Die Stewards verbinden sich via Video miteinander und schauen sich Zwischenfälle noch einmal an. Anschließend diskutieren sie über die Entscheidungen, die gefällt wurden", erläuterte Connelly. "Wir dachten, dass es gut wäre, dies alle drei oder vier Rennen zu machen."

Natürliche Bestrafung auf der Strecke

Eine weitere Möglichkeit, uneinheitliche Strafen zu vermeiden, sieht Connelly darin, die fraglichen Situationen gleich zu verhindern. Stichwort: Streckenbegrenzungen. Im gesamten Formel-1-Kalender gebe es nur elf oder zwölf Kurven, die man auf sehr offensichtliche Weise abkürzen könne, zeigte er auf. "Es gibt Lösungen, um diese Art von Problemen zu beheben, etwa diejenige in Kurve eins in Monza. Wenn man dort von der Strecke abkommt, gibt es eine natürliche Strafe, denn man braucht länger, um wieder auf die Strecke zu kommen, als wenn man auf dem Kurs geblieben wäre. Das macht es für die Stewards sehr viel einfacher, da die Strafe auf der Strecke auferlegt wird."

Dadurch entgehen die Stewards auch der sehr subjektiven Einschätzung, ob sich der Fahrer durch das Verlassen der Strecke einen nachhaltigen Vorteil verschafft hat. "Bedeutet nachhaltig für die nächsten 500 Meter, bis zur nächsten Kurve, für die nächsten Runden oder das gesamte Rennen? Diese Subjektivität verschwindet, wenn der Kurs modifiziert wird oder wenn er so entworfen wird, dass ein Fahrer sofort einen Nachteil hat, wenn er die Strecke verlässt."

Kurve 1 in Monza nennt Connelly als ein positives Beispiel, Foto: Sutton
Kurve 1 in Monza nennt Connelly als ein positives Beispiel, Foto: Sutton

Zuletzt bat Connelly noch um Verständnis für die Arbeit der Stewards, die man wohl noch am ehesten mit der von Schiedsrichtern vergleichen kann - auch wenn ihnen mehr Daten zur Verfügung stehen. Doch auch an der Rennstrecke sind laut Connelly Tatsachenentscheidungen notwendig. "Aber es urteilt nicht nur eine Person. Es ist eine gemeinsame Entscheidung und wir versuchen, Einstimmigkeit und Konstanz zu erreichen", versicherte er. "Wir werden besser, aber wir können uns immer verbessern und wir werden dies bestmöglich versuchen."

Was meint ihr - werden die Stewards ihr Vorhaben umsetzen und wirklich konstanter entscheiden? Welche Entscheidungen haben euch 2016 am meisten aufgeregt?