Es läuft einfach nicht. Bei Williams ist die Enttäuschung nach den ersten drei Saisonrennen groß: Valtteri Bottas startete als Achter in Australien mehr als dürftig und wurde dann von Rennen zu Rennen auch noch schwächer. Felipe Massa erwischte einen deutlich besseren Auftakt mit insgesamt dreimal mehr Punkten als sein finnischer Teamkollege.

Dennoch ist Rang vier in der Konstrukteurs-WM mit bereits relativ großem Rückstand auf Red Bull und Ferrari alles andere als zufriedenstellend für Williams. Gut, dass jetzt der Russland GP bevorsteht. Dort hatte sich Williams bislang immer von seiner Sahneseite präsentiert.

Das letzte Rennen: Schwaches Finish

In China setzte Valtteri Bottas seine Abwärtsspirale fort. Nach den Rängen acht und neun in Australien und Bahrain sammelte der Finne in Shanghai als Zehnter gerade noch einen Punkt, hatte massiv mit seinem FW37 zu kämpfen. Vor allem gegen Rennende sah Bottas gegen die Toro Rosso alt aus. Besser machte es erneut Felipe Massa, der in der Schlussphase sogar eine Attacke von Lewis Hamilton abwehrte. So landete der Brasilianer vor dem Weltmeister im Mercedes auf Rang fünf.

In Bestform präsentierte sich derweil die Williams-Crew. Bester Boxenstopp auch in China:

Die Neuerungen: Doppelte neue Nase?

Die große Neuerung hatte Wiliams bereits bei den beiden vergangenen Rennen gebracht: eine neue Nase. Das aber jeweils nur an einem Auto. Erst für Massa in Bahrain, dann für Bottas in China. So wollte Williams einen doppelten Vergleichstest sicherstellen. Außerdem soll es einfach noch kein zweites Modell der neuen Ausführung gegeben haben. Das wird jetzt in Russland erwartet. Diesmal sollten beide Fahrer mit Nasen-OP unterwegs sein. Die Ursache der Reifenschäden aus dem China-Training hatte Williams unterdessen schon vor Ort geklärt - ein Setup-Problem.

Als neu zu bezeichnen ist im Fall Williams auch die Reifenstrategie. Denn mit neun Satz Supersofts für Massa und Bottas wählt das Team diesmal eine ungewohnt aggressive Strategie. In den vergangenen Jahren habe es immerhin Probleme gegeben, die Reifen im Qualifying schnell genug auf Temperatur zu bekommen, erinnert Bottas. "Hoffentlich haben wir das damit jetzt behoben", sagt der Finne.

Die Erwartungen: Trendwende im Sochi Autodrom

Die genannte Reifenwahl ist freilich wie immer penibel auf die Strecke abgestimmt - der Kurs am Schwarzen Meer frisst kaum Reifen. Auch Williams scheint das erkannt zu haben bzw. weiß nach seinen starken Performances der Vorjahre ohnehin, worauf es in Russland ankommt. "Sochi ist eine sehr technische Strecke, ich finde es interessant, dort zu fahren. Ich hatte dort immer ziemlich gute Ergebnisse. Vergangenes Jahr ist nicht auf die Art und Weise ausgegangen, wie ich wollte, aber normalerweise bin ich - und sind wir als Team - dort konkurrenzfähig. Ich denke, es wird ein gutes Wochenende", sagt Bottas.

Sein Teamkollege pflichtet dem Finnen bei: "Es ist ein Rennen, das mir echt Spaß macht und wo wir traditionell stark gewesen sind. Was die Strecke angeht, bin ich auf jeden Fall hoffnungsvoll, dass es unserem Auto liegen sollte." Trotzdem warnt Massa - vielleicht angesichts der bislang mittelprächtigen Saison 2016, es sei zu früh, sich sicher zu sein.

Pat Symonds hegt da schon weniger Zweifel. Der Technik-Chef glaubt fest an die Trendwende für Williams. "Auf diesem Kurs waren wir zuletzt konkurrenzfähig. Daher hoffen wir, dass Russland bessere Ergebnisse für uns bringt, nachdem die ersten drei Rennen nicht so viele Punkte eingebracht haben, wie wir es uns gewünscht haben", sagt Symonds. Strategisch könne Sochi dieses Jahr trotz des geringen Reifenverschleißes sogar zwei Stopps erfordern. "Denn wir haben jetzt die Supersofts hier, auf denen ein paar Autos werden starten müssen", erklärt Symonds. "Deshalb ist eine Einstopp-Strategie vielleicht nicht der beste Weg, das Maximal-Ergebnis zu erzielen"

Die Statistik: Williams beim Russland GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Williams - -11 27-
Valtteri Bottas - -11 15-
Felipe Massa - --- 12-

Williams: Team und Fahrer beim Russland GP

Williams in Russland: Beim Mercedes-dominierten Russland GP steht für Williams immerhin ein Podium aus den beiden Debütjahren in Sochi als bestes Ergebnis zu Buche. Das erzielte Valtteri Bottas 2014 während Felipe Massa nur Elfter wurde. Im vergangenen Jahr ist der Brasilianer dagegen als Vierter deutlich besser gewesen, diesmal sammelte der Finne jedoch keine Punkte.

Valtteri Bottas in Russland: Für Valtteri Bottas ist beim Russland GP immer etwas los: 2014 erst im letzten Sektor seiner Qualifying-Runde noch knapp an der Pole vorbeigeschrammt, feierte der Finne einen Tag später auf dem Podium. Auch 2015 lag Bottas auf Podiumskurs - wieder kam das Problem kurz vor Schluss: Kollision mit Kimi Räikkönen in der letzten Runde. Ausfall.

Felipe Massa in Russland: Felipe Massas Russland-Reisen verliefen bislang durchwachsen. 2014 als Elfter knapp die Punkte verpasst, wurde der Brasilianer 2015 immerhin Vierter - profitierte dabei aber nur von der Kollision zwischen Räikkönen und Bottas in der letzten Runde. Platz sechs wäre sonst das Limit gewesen.

Die Prognose: Näher dran an Red Bull

  • Sochi Autodrom liegt dem Williams
  • Enger letzter Sektor als Manko
  • Bottas besonders stark in Russland
  • Strategie nicht Williams beste Disziplin

Motorsport-Magazin.com meint: Ganz zu Unrecht macht sich Williams die Hoffnungen auf ein besseres Ergebnis als zuletzt nicht. Dass das Sochi Autodrom den Boliden aus Grove liegt, haben zwei Jahre in Folge bewiesen. Ein gewichtigen Grund, dass es 2016 anders sein sollte, gibt es nicht. Einzig die Konkurrenz ist stärker geworden. Dennoch sollte Williams diesmal in der Lage sein, Red Bull zumindest im Ansatz herauszufordern oder wenigstens endlich unbestrittene vierte Kraft zu sein. Toro Rosso sollte man abwehren können - sofern die Strategie-Abteilung sich mit dem angekündigten, potentiellen zweiten Stopp nicht verkalkuliert. Das wäre bei Williams nicht das erste Mal ... (Jonas Fehling)