Wie lief die erste Hälfte der Saison für Sie?
Yasuhisa Arai: Es war ein wirklich schwerer Start unserer Rückkehr in die Formel 1. Wir hatten viele Probleme zu bewältigen, nicht nur während der ersten Rennwochenenden, sondern auch während der Testfahrten vor der Saison. Zum Glück haben wir die meisten dieser Probleme nun beseitigt und können uns jetzt darauf konzentrieren, uns nach vorne zu orientieren. Wir fühlen uns definitiv positiver, wenn wir auf die zweite Saisonhälfte blicken.

Wo genau lagen die Probleme?
Wir glauben, dass unser kompaktes Layout er Power Unit sich als konkurrenzfähig erweisen wird. Dennoch wussten wir von Anfang an, dass es Probleme mit der Überhitzung auslösen würde. Jetzt wissen wir aber, welche Gebiete davon betroffen sind und können in der zweiten Saisonhälfte neue Teile bringen, die das Problem lösen und mehr Leistung bringen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Unzählige Defekte warfen das Projekt McLaren-Honda frühzeitig zurück, Foto: Sutton
Unzählige Defekte warfen das Projekt McLaren-Honda frühzeitig zurück, Foto: Sutton

Haben Sie die Herausforderung einer Rückkehr in die Formel 1 unterschätzt?
Es war immer klar, dass die Erwartungen hoch sein würden - wegen unserer glanzvollen Geschichte mit McLaren. Die meisten Fans haben einen großen Eindruck des Erbes McLaren-Hondas, also haben sie von uns erwartet, dass wir in die Formel 1 zurück kommen und sofort konkurrenzfähig sind. Offensichtlich ist das nicht der Fall gewesen. Der Sport hat sich seit den glorreichen Tagen von McLaren-Honda massiv verändert. Die gegenwärtige Technologie ist viel anspruchsvoller und es ist schwer, ein gutes Rennauto zu bauen. Wir wussten, dass es nicht einfach werden würde, aber vielleicht haben wir uns auch nicht vorstellen können, dass es so hart wird.

Ich habe mir sicherlich nicht ausmalen können, was uns aus technologischer Sicht begegnen würde, aber ich habe völliges Vertrauen in die Richtung, die wir mit unserer Power Unit eingeschlagen haben. Wir mussten etwas radikales kreieren, um die Top-Teams zu schlagen. Und das bleibt unser ultimatives Ziel - die Besten zu schlagen.

Was hat Sie an der Technik genau überrascht?
Die gegenwärtigen Regeln des gesamten Power-Unit-Pakets sind sehr kompliziert, sodass ein kleines Teil einen Dominoeffekt an anderen Komponenten auslöst, was zu den Problemen geführt hat, die wir gesehen haben. Ein Beispiel für einen Dominoeffekt: Wenn du versuchst, Energie mit der MGU-H abzurufen, macht das dem Turbo jede Menge anstrengende Arbeit. Wenn der Turbo unter Stress steht, kann er nicht tun, was er tun soll - nämlich mehr Luft in den Motor zu blasen. Das führt zu weniger Leistung. Das ist das Resultat, wenn ein Bestandteil gegen die anderen arbeitet, statt miteinander zu arbeiten.

Diese Art technischer Kettenreaktionen, die dazu geführt haben, dass das Auto stehen geblieben ist, waren definitiv viel zahlreicher, als wir kalkuliert haben - oder mehr, als wir uns vorgestellt haben. Die Schwierigkeit liegt darin, dass du nicht präzise kalkulieren kannst ohne das Auto unter Realbedinungen auf der Strecke zu fahren.

In der zweiten Saisonhälfte soll an das gute Ergebnis in Ungarn mehr als nur angeknüpft werden, Foto: Sutton
In der zweiten Saisonhälfte soll an das gute Ergebnis in Ungarn mehr als nur angeknüpft werden, Foto: Sutton

Was können Sie in der zweiten Saisonhälfte sportlich erreichen?
Zu allererst war der Hungaroring aus dem technischen Blickwinkel ein kleiner Wendepunkt für uns. Unsere Ingenieure haben sehr hart gearbeitet, um mittels Energie-Mapping und -Abruf passend zur Strecke und den Fahrstilen der Piloten die Power zu maximieren. Der Hungaroring ist ein Kurs, der die Power Unit sehr beansprucht, weil seine Windungen konstante Power-Anpassungen in jeder Kurve erfordern. Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Wie auch immer - zu wissen, dass wir Fortschritte machen, ist beruhigend für die zweite Saisonhälfte.

Ich bin zuversichtlich, dass unsere Zuverlässigkeitsprobleme nun hinter uns liegen, was bedeutet, dass wir unsere Aufmerksamkeit nun einer Leistungssteigerung zuwenden können. Nach der Sommerpause planen wir eine neue Spezifikation des Motors, für die wir einige unserer verbliebenen sieben Token benutzen werden.

In welchen Bereichen werden Sie die einsetzen?
Das wichtigste Gebiet für uns ist die Verbrennung. Die aktuellen Regel verlangen da hohe Effizienz, also wollen wir die Charakteristik des Verbennungskammer-Designs verändern und das Layout von Einlass- und Auspuffsystem. Ein anderes Problem, dem wir uns widmen werden, ist, die mechanische Reibung zu reduzieren. Nicht alle Upgrades werden beim Belgien GP bereits sein; einige Teile werden in Spa eingesetzt und der Rest während der folgenden Wochen. Unser Plan ist, uns für den Rest der Saison von Rennen zu Rennen zu verbessern.

Bei McLaren-Honda kämpft jeder für jeden - auch der Fahrer für sein Auto, Foto: Sutton
Bei McLaren-Honda kämpft jeder für jeden - auch der Fahrer für sein Auto, Foto: Sutton

Macht Ihnen eigentlich der Vorstand von Honda Druck zu kündigen?
Ich denke Hondas Entwicklungsmethode unterscheidet sich sehr von McLaren und der Formel 1. Natürlich lastet großer Druck auf meinen Schultern - besonders von den Fans, dem Honda-Vorstand und meinen Kollegen, aber das ist völlig normal. Ich denke, dass ich alles habe, was es für dieses Projekt braucht, aber ich kann nicht über meine eigene Zukunft entscheiden, noch können es die Medien oder die Vorstandsmitglieder von McLaren. Ich hoffe dieses Projekt weiter voran zu treiben und ich glaube, dass unser Vorstand mir voll vertraut.

Stimmt es, dass es Probleme in der Beziehung zwischen McLaren und Honda gibt?
Jeder Schritt dieses neuen Projekts ist mit dem Management von McLaren diskutiert worden. Wir diskutieren jeden Tag. Ich weiß, dass sie von Sponsoren unter Druck gesetzt werden, aber wir vertrauen und helfen einander, um gute und innovative Ideen zu entwickeln. Mit den zwei verschiedenen Kulturen in einem Team zu arbeiten, hat uns stärker und kreativer gemacht. Es ist eine sehr gute Partnerschaft und ein sehr gutes Team. Ich vertrauen jedem im Team, und ohne jeden Einzelnen von Ihnen wäre es nicht McLaren-Honda. Wir könnten ohne ihre Unterstützung nicht so hart kämpfen, wie wir es tun. Wir sind ein Team, was heißt, dass McLaren seinen Job mit 100 Prozent macht, und Honda auch. Die Tatsache, dass wir uns manchmal aneinander reiben, zeigt nur, dass wir bei allem, was wir tun, 100 Prozent geben. Beide Seiten sind extrem leidenschaftlich - das ist weder positiv noch negativ.

Wann beginnen Sie sich auf 2016 zu konzentrieren?
Wir sind bereits jetzt auf 2016 fokussiert, aber konzentrieren uns noch immer auch auf die zweite Hälfte der Saison 2015. Wir schätzen 2015 genauso wie 2016, denn die Regularien werden dieselben bleiben. Also können wir eine Idee für 2016 entwickeln und wenn es funktioniert, können wir sie schon 2015 einsetzen. Unglücklicherweise werden wir in den kommenden Monaten weitere Strafen haben, aber Sie werden auch große Verbesserungen auf beiden Seiten sehen - Power Unit und Chassis. Nach Spa wollen wir uns jedes Rennen verbessern und hoffentlich um Podien kämpfen. Wir werden niemals aufhören in 2015 zu kämpfen!