Sieht man von seinem Renneinsatz beim Saisonfinale 2014 für Caterham ab, zählt Will Stevens zu den fünf Rookies in der F1-Saison 2015. Mit Manor Marussia fährt der Brite zwar ausschließlich am Ende des Feldes, duelliert sich allenfalls mit seinem Teamkollegen Roberto Merhi, doch seien die Anforderungen an seinen Rennfahrer-Job dennoch enorm. Immerhin sei die Formel 1 physisch extrem belastend.

Daher müsse auch nicht zwangsläufig die Fahrbarkeit erschwert werden, wie zuletzt immer wieder gefordert. Weil mittlerweile Youngster wie der 17-jährige Max Verstappen mühelos einen F1-Boliden pilotieren können, hießt es vermeht, die Formel 1 sei zu einfach. Stevens widerspricht solchen Stimmen vehement. "Wir sind damit aufgewachsen, jeden Tag zu trainieren. Die Formel 1 ist nicht einfach - wenn du einen normalen Kerl von der Straße in ein F1-Auto setzen und ihm sagen würdest, er soll fünf Runden fahren, dann wäre er komplett zerstört", sagt Stevens im Interview mit der offiziellen F1-Website.

Ihr wollt die F1 schwerer machen? Weg mit der Servo!, Foto: Sutton
Ihr wollt die F1 schwerer machen? Weg mit der Servo!, Foto: Sutton

Servolenkung abschaffen?

Weiterhin glaubt der Brite zu wissen, woher die Kritik rührt. "Das kommt nicht, weil sie (die F1-Autos) einfach zu fahren sind, es kommt, weil die Serien darunter keine Servolenkung haben. Der größte Unterschied zwischen der GP2 und World Series gegenüber der F1 ist die Servolenkung", sagt Stevens. Wolle man den Schwierigkeitslevel in der Formel 1 erhöhen, müsse man nur die Servolenkung abschaffen. "Die Autos müssten dann mit extremem Körpereinsatz gefahren werden - man muss nicht zehn Dinge verändern", sagt Stevens.

Sollte dies jemals umgesetzt werden, wäre das für die Fahrer zwar schwer, aber noch immer kein unbezwingbares Problem. "Der Fitnesslevel ist die Boxengasse hoch und runter heute so hoch wie nie, da bin ich sicher", sagt Stevens. Immerhin erforderten die Boliden auch ohne Servolenkung einen perfekt trainierten Körper. "F1-Autos haben mehr Downforce, also sind sie anstrengender (als GP2 und World Series). Je mehr Downforce du hast, desto mehr ist der Nacken belastet, desto mehr Speed, desto mehr Krafteinwirkung auf die Reifen, desto schwerer ist es zu fahren", beschreibt Stevens.

Wegen all dieser Eigenschaften gebe es überhaupt erst die Servolenkung. "Wenn du die Servolenkung wegnehmen würdest, wären F1-Autos das körperlich am meistens anstrengende überhaupt", sagt Stevens. Auch die ab Spa höheren Anforderungen bei den Starts begrüßt der Brite. Er sei damit aufgewachsen alles selbst zu machen, ihm werde das sicher entgegen kommen.

In Kanada kollidierte Grosjean bei einer Überrundung mit Stevens, Foto: Sutton
In Kanada kollidierte Grosjean bei einer Überrundung mit Stevens, Foto: Sutton

Stevens Halbzeit-Fazit

Weiterhin äußert sich Stevens in dem Interview zu seiner bisherigen Saison und seinen Zukunftsplänen. Er sei mit sich und seiner Leistung zufrieden - zurecht, wie ihm nicht nur seine Teambosse John Booth und Graeme Lowdon bestätigt hätten. Auch im Fahrerlager habe er Wertschätzung für seine Leistungen erfahren - auch, wenn es für ihn nur darum geht, seinen Teamkollegen in Schach zu halten.

Dabei komme es vor allem darauf, bei den Überrundungen möglichst wenig Zeit zu verlieren. "Jedes Mal wenn dich ein Auto überholt und du mehr Zeit verlierst als du solltest, können das über eine Renndistanz - wenn du vielleicht 20 bis 25 blaue Flaggen siehst - 20 bis 25 Sekunden sein, die du verlierst", beschreibt Stevens. Daher sei es wichtig, die Kunst perfekt zu beherrschen, die schnelleren Boliden an der richtigen Stelle vorbei zu lassen. Dass dabei auch mal etwas schief gehen kann, erlebte Stevens unverschuldet in Kanada, als ihm Romain Grosjean den Frontflügel abrasierte.

Stevens wähnte sich in Silverstone gar in Punktereichweite, Foto: Sutton
Stevens wähnte sich in Silverstone gar in Punktereichweite, Foto: Sutton

Upgrades bringen psychologischen Push

Für die Zukunft plant Stevens gar nicht groß vor. Er konzentriert sich auf das Hier und Jetzt, eine langfristige Karriere dürfe es aber bitteschön dann doch sein. "Ich bin nicht nur für ein Jahr hier oder um ein paar Rennen zu fahren - ich will mir eine Karriere in der Formel 1 verdienen", sagt Stevens. Dafür seien auch die jüngsten Updates an seinem Auto hilfreich, da der Manor damit neuerdings nicht mehr ultimativ hinterherfahre, was in ihm selbst zusätzliche Speed geweckt habe: "Das gibt die als Fahrer mehr Selbstvertrauen, härter zu pushen."