Valtteri Bottas erlebte in Singapur die vielleicht schlimmste Runde seiner noch relativ kurzen Formel-1-Karriere. Auf den letzten Kilometern des Nachtrennens fiel der Williams-Pilot vom sechsten bis auf den elften Platz zurück, da sein Hinterreifen der Belastung nicht mehr Stand gehalten hatte. Weil das Safety Car überraschend lange auf der Strecke blieb, entschied das Team kurzer Hand, von drei auf zwei Stopps umzuschwenken, was die Pneus des Finnen nicht mitmachten.

"Ich hatte keinen Grip und keine Traktion mehr", schilderte Bottas, der zwar ein ähnliches Setup wie sein Teamkollege Felipe Massa fuhr, der Fünfter wurde, doch im Gegensatz zum Brasilianer trat an seinem Wagen ab der Safety-Car-Phase ein Problem mit der Servolenkung auf, weshalb es ihm nicht ausreichend gut gelang, die Reifen zu managen. "Nach dem Einlenken hat sich das Lenkrad nicht mehr gerade gestellt", schilderte Bottas. "Ich habe kein Feedback mehr vom Auto bekommen."

Rob Smedley, Head of Vehicle Performance, erläuerte das Problem näher. "Er ist ungefähr 27 Runden mit einer Lenkung mit viel Widerstand gefahren. Die Kräfte beim Rausbeschleunigen aus der Kurve waren nicht groß genug, um das Lenkrad wieder in eine neutrale Position zu bringen", sagte der Brite. "Eine der wichtigsten Dinge für das Feedback des Fahrers ist, was er von der Lenkung spürt und was er am Hintern spürt. Und am Lenkrad hat er kein Feedback bekommen. Er hat es beim Rausbeschleunigen mit durchdrehenden Reifen hinbekommen, aber er hatte Probleme."

Pace macht zuversichtlich

Dabei lag Bottas bis wenige Augenblicke vor dem Fallen der Zielflagge durchaus gut im Rennen und konnte sogar trotz der Reifenprobleme Kimi Räikkönen hinter sich halten. "Ich habe alles versucht - es ist schade, dass ein oder zwei Runden fehlten", klagte er über den Defekt. Doch in der Schlussphase des Grand Prix' war der Widerstand schlussendlich gebrochen und neben Räikkönen gingen auch Jean-Eric Vergne und Nico Hülkenberg an ihm vorbei, ehe der Reifen endgültig den Dienst versagte, sodass Bottas nur mehr als Elfter ins Ziel humpeln konnte.

Bottas konnte die Gegner nicht mehr halten, Foto: Sutton
Bottas konnte die Gegner nicht mehr halten, Foto: Sutton

"Wenn man sich verteidigt, muss man die Reifen in manchen Kurven ein wenig mehr beanspruchen, als es ideal ist", verdeutlichte er das Dilemma. "Aber zumindest hatten wir einen guten Speed auf den Geraden, das hat beim Verteidigen geholfen." Dass Vergne eine Zeitstrafe aufgebrummt bekommen hatte, hatte Bottas gar nicht mitbekommen, sodass er sich mit Kräften gegen den Franzosen wehrte, obwohl es vermutlich sinnvoller gewesen wäre, ihn kampflos ziehen zu lassen. "Ich war von seinem Manöver überrascht", gab er zu. "Er hatte viel mehr Grip."

Trotz des bitteren Endes eines langen Rennens nahm Bottas einige positive Dinge aus Singapur mit. "Die Pace, die wir hier hatten, gibt mir Zuversicht für den Rest der Saison", sagte er, was nicht zuletzt hinsichtlich des Kampfs mit Ferrari um den dritten Rang in der Konstrukteurs-Wertung galt. "Wir haben einige gute Updates für Japan", verriet der 25-Jährige. "Ich bin mir sicher, dass noch gute Rennen vor uns liegen."