Es ist schon eine Zeit lang her, dass neue Teams den Weg in die Formel 1 fanden. 2010 wehte zum letzten Mal ein frischer Wind durch den Paddock. Mit Marussia, Caterham und HRT wagten sich gleich drei Teams an das Abenteuer Formel 1. Mit HRT verschwand ein Team recht schnell wieder in der Versenkung, Caterham und Marussia fahren zwar noch - allerdings am Ende des Feldes.

In Zeiten, in denen die meisten Privatteams über die finanzielle Situation stöhnen und die Kostenbeschränkung schon wieder zu scheitern droht, überraschte die FIA vergangene Woche, als der Automobilweltverband dem Team von Gene Haas die Lizenz erteilte und gleichzeitig ankündigte, mit Forza Rossa einen weiteren Bewerber genauer unter die Lupe nehmen zu wollen.

Wer oder was ist Forza Rossa?

Forza Rossa? Auch Insidern der Formel-1-Szene war dieser Name nicht sofort ein Begriff. Doch schnell wurde der Name Colin Kolles in den Raum geworfen. Schon vor dem Bekanntwerden von Forza Rossa tauchte der Name des Rumänen immer wieder auf. Zwar bekräftigte der promovierte Zahnarzt immer wieder, selbst nicht an einer Bewerbung beteiligt zu sein, allerdings ist das nur die halbe Wahrheit.

Bazac ist Ferrari-Generalimporteur für den osteuropäischen Raum, Foto: Ferrari
Bazac ist Ferrari-Generalimporteur für den osteuropäischen Raum, Foto: Ferrari

"Es ist definitiv keine Kolles- oder Kodewa-Bewerbung", stellte der Ex-Force-India- und HRT-Teamchef gegenüber Motorsport-Magazin.com klar, fügte aber an, dass der Bewerber aber jemand sein könnte, "der vielleicht gewisse Dienstleistungen braucht." Heißt im Klartext: Der Bewerber hat das Geld, Kolles das Know-how und entsprechende Einrichtungen.

Doch wer steckt wirklich hinter Forza Rossa? Nach Informationen von Adam Cooper ist es Ion Bazac, ein rumänischer Tausendsassa. Der 45-Jähriger hat nahezu bei allen Geschäften in Rumänien seine Hände im Spiel. Für die Sozialdemokraten bekleidete er zwischen 2008 und 2009 das Amt des Gesundheitsministers in seiner Heimat. Doch auch abseits der Politik ist Bazac kein unbeschriebenes Blatt.

Der 45-Jährige ist Präsident einer Unternehmensgruppe, welche die Interessen Rumäniens vertreten soll. Das Konsortium wird von der Regierung unterstützt und wird sowohl von privater als auch von öffentlicher Hand gefördert. Bazac ist außerdem Ferrari-Generalimporteur für den osteuropäischen Raum, unter dem Namen Forza Rossa findet sich außerdem eine Ferrari-Niederlassung in Bukarest.

Haas - Ferrari, Forza Rossa - Renault?

Trotzdem wird das Team eher mit Renault als möglichen Motorenpartner in Verbindung gebracht als mit Ferrari. Verbindungen zu Ferrari werden Gene Haas nachgesagt. Mit der Ernennung des neuen Ferrari Teamchefs Marco Mattiacci - der zuvor als Konzernverantwortlicher in Nordamerika auftrat - wird diese Partnerschaft immer wahrscheinlicher.

Hat die FIA vielleicht geschlampt?, Foto: Sutton
Hat die FIA vielleicht geschlampt?, Foto: Sutton

Ob wirklich Forza Rossa der tatsächliche Bewerber ist, darf derweil angezweifelt werden. Möglicherweise hat die FIA hier den Teamnamen und nicht den Bewerber veröffentlicht. So ist Marussia beispielsweise mit dem Namen 'Manor Grand Prix Racing LTD' bei der FIA eingeschrieben, Caterham fährt unter malaysischer Lizenz mit dem Namen '1Malaysia Racing Team SDN BHD'.

Nach dem eingeschriebenen Unternehmensnamen richtet sich übrigens auch die Nationalhymne, die im Erfolgsfall gespielt wird. So sind die Fabriken von Red Bull und Mercedes zwar in Großbritannien, Red Bull fährt jedoch mit österreichischer, Mercedes mit deutscher Lizenz. Bei Forza Rossa könnte der Bewerber das angesprochene rumänische Konsortium sein.

Das Kolles schon länger an einer Formel-1-Rückkehr arbeitet, gilt als offenes Geheimnis. Geldgeber zu finden ist in der Formel 1 allerdings nicht einfach. "Die Formel 1 muss wieder wie früher ein Business-Modell werden. Ein Investor, der weiß, dass er in der Formel 1 die Chance hat aus 50 Millionen 55 Millionen zu machen, steigt gerne ein. Einer, der weiß, dass er aus 50 Millionen mit größter Wahrscheinlichkeit null oder minus 50 Millionen macht, bleibt der Serie allerdings in aller Regel fern", mahnte Norbert Haug unlängst im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Dass Kolles mit den richtigen Partnern den Sprung in die Formel 1 schaffen kann, hat er bereits bewiesen. Quasi von Null weg schaffte es der Rumäne 2010 mit HRT ein Team auf die Beine zu stellen. Die Konstellation damals war ähnlich. "Als ich dort angekommen bin, waren nicht einmal Schraubenzieher da", erzählte er.

In Spanien hatte HRT keinen Erfolg, Foto: HRT
In Spanien hatte HRT keinen Erfolg, Foto: HRT

Designt und gebaut wurden die HRT-Boliden die längste Zeit in Bayern. Im mittelfränkischen Greding stehen auch weiterhin Einrichtungen für ein mögliches Formel-1-Team zur Verfügung. Als HRT nach der Saison 2011 den Sitz nach Spanien verlegte, ging das Team unter. Die Trennung von Kolles war zugleich der Untergang für HRT.

Will das Team noch 2015 an den Start gehen, sollte die FIA bald eine Entscheidung treffen. Selbst bei Haas befürchtet man, dass 2015 wohl zu früh komme. Aus Kreisen des möglichen 13. Teams hört man, dass die rumänische Truppe wohl eher bereit sei als Haas. Jetzt fehlt noch die Lizenz.