Red Bull Racing hat die Berufungsverhandlung gegen Daniel Ricciardos Disqualifikation beim Australien GP am Montag in Paris überstanden. Allzu große Hoffnungen auf eine Rücknahme der Aberkennung von Ricciardos zweitem Platz darf sich das Weltmeisterteam nach über fünf Verhandlungsstunden aber nicht machen. Das Urteil soll allerdings erst am Dienstag veröffentlicht werden.

Breite Front gegen Red Bull

Red Bull sah sich mit Verhandlungsbeginn nicht nur den FIA-Anwälten gegenüber, sondern musste sich vor allem gegen Mercedes-Anwalt Paul Harris zur Wehr setzen, der von der ersten Minute an eine harte Gangart gegenüber dem österreichischen Rennstall einlegte.

Nicht nur auf der Strecke Rivalen: Red Bull und Mercedes, Foto: Mercedes AMG
Nicht nur auf der Strecke Rivalen: Red Bull und Mercedes, Foto: Mercedes AMG

Aber auch weitere Konkurrenten hatten hochrangiges Personal nach Paris geschickt: Williams war durch Technikdirektor Pat Symonds vertreten, McLaren durch Filippo Sappia, Lotus durch Alan Permane und Nick Chester und Force India durch Leslie Ross. Hinzu kamen die von der FIA geladenen Zeugen Charlie Whiting und Motor-Experte Fabrice Lom.

Red Bull ließ neben drei Anwälten die Führungsriege mit Christian Horner, Adrian Newey, Chefingenieur Paul Monaghan, Projektingenieur Jeff Calam und David Mart von Renault aufmarschieren.

FIA-Messung angezweifelt

Red Bulls Juristen versuchten in der über dreistündigen Vormittagssitzung zunächst der Disqualifikation ihre rechtliche Grundlage zu entziehen. Einmal mehr pochte man auf die eigenen Messwerte und zweifelte zudem an, dass die offizielle FIA-Messung korrekt gewesen wäre. FIA-Anwalt Sebastien Bernard erklärte aber, dass Ricciardo nur in fünf Runden unter dem erlaubten Limit von 100 kg Sprit pro Stunde lag.

Newey gab zu, dass man eine Warnung missachtete, Foto: Red Bull
Newey gab zu, dass man eine Warnung missachtete, Foto: Red Bull

Im Kreuzverhör gab Red Bulls Chefingenieur Monaghan zu, dass die von der Rennleitung in Melbourne während des Rennens geforderte Rekalibrierung der Durchflussmenge Ricciardos Rundenzeiten um etwa 0.4 Sekunden pro Runde angehoben hätte und das Team daher weiter auf die eigene Messung via Simulationssoftware vertraute.

Wenig später gab Adrian Newey im Zeugenstand sogar zu, dass man von FIA-Mann Lom noch während des Rennens auf eine mögliche Disqualifikation wegen der Messwerte des Fuel Flow Meters hingewiesen wurde, diese aber ignoriert habe.

Mercedes-Anwalt fordert Strafe

In einer sehr ins Detail gehenden technischen Debatte rund um Korrekturfaktoren und Motortemperaturen versuchte Red Bull Abweichungen nach der FIA-Messmethode beim Auto von Ricciardo aufzuzeigen, die der Weltverband durch Lom aber zu entkräften versuchte. Bei der Frage nach defekten Fuel Flow Metern in den bisherigen Rennen musste der Franzose gestehen, dass bisher zwölf bis 13 Sensoren ausgetauscht werden mussten.

Ausgebremst: Droht Red Bull eine Sperre?, Foto: Sutton
Ausgebremst: Droht Red Bull eine Sperre?, Foto: Sutton

Am Nachmittag gehörte die Bühne voll und ganz Mercedes-Mann Harris, der Red Bull beschuldigte, die Kontrolllegitimation der FIA mit Füßen zu treten. Der Brite ging sogar so weit, eine härtere Strafe für das Weltmeister-Team zu fordern. Als Präzedenzfall führte er einen Tankbetrug von BAR-Honda aus dem Jahr 2005 auf, der dem Rennstall eine Disqualifikation samt zwei Rennen Sperre eingebracht hatte.

In seinem Schlussplädoyer forderte Harris vom Gericht nun ebenfalls eine Sperre für Red Bull. Ob sich Mercedes damit für Red Bulls scharfe Anklägerrolle im letztjährigen Reifentest-Skandal revanchieren wollte? Möglich ist eine härtere Bestrafung von RBR laut Sportlichem Reglement - und zwar dann, wenn das Team in der Berufungsverhandlung nicht Recht bekommt. Nicht nur bei Red Bull Racing blickt man also am Dienstag gespannt nach Paris.