Nicht gegen Sebastian Vettel will Fernando Alonso in den letzten Jahren verloren haben, vielmehr sei es Adrian Newey gewesen, der einen derart überlegenen Red Bull konstruierte, dass der Spanier keine Chance gegen Vettel hatte. So begründete der Ferrari-Pilot seine Niederlagen regelmäßig. Dass Sebastian Vettel so schnell die große Bühne der Königsklasse verlassen wird, ist wohl eher unwahrscheinlich. Bei Adrian Newey ist die Wahrscheinlichkeit schon höher. "Ich bin jetzt 54 Jahre alt und es gibt eine Menge anderer Dinge, die ich gerne machen würde", so der Brite.

Allerdings will Newey diese Dinge noch nicht sofort machen: "Es kommt irgendwann der Punkt, von dem ich nicht genau weiß, wann er kommt, an dem ich merke, dass ich lieber andere Dinge mache." Der 54-Jährige kann sich derzeit nicht vorstellen, diese 'kryptischen' Dinge parallel mit seiner Funktion bei Red Bull zu machen, wie er dem Telegraph verriet: "Die Formel 1 ist so ein zeitintensiver Sport, dass es schwierig ist, darin richtig involviert zu sein und gleichzeitig etwas anderes zu machen."

Newey ist bereits seit rund 30 Jahren in der Formel 1, Träume gibt es kaum mehr. "Ich glaube, ich habe die meisten meiner Träume gelebt." Einen Vorschlag hatte er dann aber doch: "Vielleicht der America's Cup, wer weiß?" Eine Alternative, die durchaus einen Reiz haben dürfte - zufällig ist Red Bull auch dort prominent vertreten. Ob er auch bei Yachten der überragende Ingenieur sein würde, wagt Newey zumindest zu bezweifeln. "Ich weiß, dass ich die Dinge, die ich im Moment mache, schon machen wollte, als ich vielleicht zehn Jahre alt war. Seit ich das Studium abgeschlossen habe arbeite ich in meinem Beruf."

Adrian Newey ist schon eine gefühlte Ewigkeit in der Formel 1, Foto: Sutton
Adrian Newey ist schon eine gefühlte Ewigkeit in der Formel 1, Foto: Sutton

"Im Segelsport gibt es genau die Gegenparts zu mir, die das gleiche in ihrer Welt gemacht haben. Zu denken, einfach hinzugehen und diesen Vorsprung an Erfahrung umzustoßen - das wäre sehr arrogant", so der bescheidene Newey. Außerdem ist er sich der Tatsache bewusst, dass der America's Cup in manchen Aspekten deutlich komplizierter als die Formel 1 ist. Während in der Königsklasse des Motorsports die Rahmenbedingungen recht klar gesteckt sind, gibt es beim Segeln eine große Anzahl an Variablen, bedingt durch äußere Einflüsse. "Die Streckenbedingungen sind effektiv nie zweimal die gleichen."

Parallelen fand das Design-Genie aber auch. "Leichtbau-Komponenten, Regelungstechnik, Simulationen, Aerodynamik respektive Hydrodynamik und die Kombination aus Mensch und Maschine. Das ist alles das gleiche. Sie arbeite nur auf eine ganz andere Weise." Wissen transferieren konnte er offenbar bei seinen bisherigen Ausflügen in die Segelwelt: "Ich glaube, diese Besuche haben mir dabei geholfen ein besserer Ingenieur zu werden." Dass Newey die Formel 1 schon bald verlässt, ist eher unwahrscheinlich. Die Arbeiten am neuen Auto mit gänzlich neuem Reglement laufen auf Hochtouren. Newey wird sich diese Herausforderung wohl nicht entgehen lassen.