Volle Attacke: Mit dieser Strategie ging Ferrari den Großen Preis von Spanien an. Ziel sei es gewesen, im Rennen sofort anzugreifen und in der ersten Runde so viele Plätze wie möglich gut zu machen, verriet Teamchef Stefano Domenicali. Und die Taktik ging auf - sogar besser als erwartet. Dass Fernando Alonso dank einer fantastischen ersten Runde, in der er die beiden Weltmeister Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton in Kurve drei außen überholte, gleich auf Rang drei nach vorne preschen würde, sei nicht voraus zu sehen gewesen. "Das war wirklich eine tolle erste Runde. Ehrlich gesagt hatten wir das nicht geplant, aber es war schon beeindruckend wie er Räikkönen und Hamilton überholt hat."

Eine Schrecksekunde hatte Ferrari zu überstehen, als Fernando Alonso in Runde 49 früher als geplant die Box ansteuerte - allem Anschein nach wegen einem Platten. "Es war kein ernsthaftes Problem", sagte Domenicali. "Die Daten haben angezeigt, dass der Reifen am Ende ist, eigentlich wollten wir ihn erst zwei Runden später reinholen." Auswirkungen auf das Renngeschehen hatte die Umstellung der Strategie nicht mehr. "Wir haben den Abstand zu Kimi kontrolliert", erklärte der 48-Jährige. "Wir wollten nichts riskieren und haben ihn reingeholt, um Stress in ein paar bestimmten Kurven zu vermeiden."

Trotz des zweiten Saisonsieges - auch bei den Roten war in Spanien nicht alles Gold, was glänzt. Der Ferrari-Boss stellte klar, dass vor dem Traditionsteam aus Maranello noch viel Arbeit liege. "Wir müssen uns im Qualifying steigern", sagte er. "Heute ist die Strategie, von der ersten Runde zu attackieren, aufgegangen. Aber es werden noch andere Rennen kommen, bei denen es nicht so einfach wird." Ziel sei es, die Leistung auszubalancieren und im Zeittraining ähnlich starke Vorstellungen abzuliefern wie im Rennen.

Allerdings lieferte der Grand Prix in Barcelona nicht nur Erkenntnisse in Sachen Ferrari-Performance. Interessant sei zudem gewesen, wie sich das Kräfteverhältnis in der Königsklasse nach der dreiwöchigen Rennpause darstellte. "Für mich war es wichtig, zu sehen, was für einen Sprung die anderen Teams gemacht haben", erläuterte Domenicali. "Bis Ende Juli wird es nur noch ein bis zwei Entwicklungsschritte geben - wenn überhaupt. Wir befinden uns nun im entscheidenden Saisonabschnitt."

Und das, was er in Spanien sah, trieb dem Italiener offenbar keine Sorgenfalten auf die Stirn. "Die meisten Teams haben sich in etwa gleich verbessert. Ich habe keinen großen Unterschied zu den ersten Rennen der Saison gesehen", stellte er fest. "Ich glaube, dass sich von nun an eine klare Rangordnung zeigen wird - insbesondere, weil sich viele Teams ab einem bestimmten Punkt auf die Entwicklung des Autos für das nächste Jahr konzentrieren werden. Seiner Meinung nach seien die Teams vom Reglement auch zu begrenzt, um die Performance noch großartig zu verbessern. "Ich sage aber nicht, dass es unmöglich ist", so Domenicali.