Barcelona ist traditionell der Europa-Auftakt der Formel 1 - hierher bringen die Teams für gewöhnlich ihr erstes großes Update-Paket mit und die Gesamtperformance auf dem Circuit de Catalunya vor den Toren der katalanischen Millionenmetropole gilt unter Fans und Experten als richtungsweisend für das Kräfteverhältnis in den kommenden Monaten. Fernando Alonso will davon jedoch nichts wissen - mit vorzeitigen Bekundungen über eine mögliche Favoritenrolle wollte der Spanier seinem Heimsieg am Sonntag zum Trotz doch sehr vorsichtig sein - und das obwohl er Kimi Räikkönen im Grand Prix schlussendlich zehn Sekunden und Sebastian Vettel weit mehr als eine halbe Minute abnahm.

Immerhin räumte der Lokalmatador aber ein, dass er heuer bei Ferrari wohl das stärkste Paket seit seinem Wechsel zu den Roten 2010 zur Verfügung habe. "Wahrscheinlich ist dem so - zumindest in Sachen Performance des Autos, wenngleich ich aber nach wie vor glaube, dass wir die Meisterschaft eigentlich schon 2010 in Abu Dhabi hätten gewinnen müssen, als wir dort mit acht Punkten Vorsprung auf Seb angereist sind..." Trotzdem ging der Titel in den letzten Jahren an Red Bull und nicht nach Maranello. "Dass wir dort verloren haben, ist nichts, was wir jetzt noch ändern können. Genauso haben wir auch letztes Jahr nicht gewonnen... allerdings waren wir da eine Sekunde zurück und haben trotzdem noch bis zum letzten Rennen in Brasilien kämpfen können."

Hembery bestätigt Defekt am ersten Satz

Nicht nur am Ende waren Alonsos Reifen stark beansprucht, Foto: Sutton
Nicht nur am Ende waren Alonsos Reifen stark beansprucht, Foto: Sutton

Für diese Saison stimme ihn das zuversichtlich. "Dieses Jahr haben wir ein Paket, das immer noch nicht das schnellste ist... aber wir arbeiten daran", sagte der 31-Jährige, der am Sonntag bereits zum dritten Mal auf heimischem Boden gewann, zum zweiten Mal mit Ferrari und zum zweiten Mal auch in Barcelona. Dabei war ihm aufgefallen: "Wir haben am Sonntag immer ein konkurrenzfähiges Teampaket. Wir sind zwar nicht die Schnellsten über eine Runde und vielleicht fahren wir auch nicht die schnellste Rennrunde, aber für ein siegfähiges Auto, mit dem man um die WM fahren kann, bedarf es eben viele Zutaten."

So lobte Alonso: "Wir machen hervorragende Boxenstopps, Starts und auch unser Reifenverschleiß ist sehr gut." Fast wäre dem Doppelweltmeister das schwarze Gold in Barcelona aber trotzdem noch zum Verhängnis geworden. Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery bestätigte nach dem Rennen, dass die Reifentechniker des italienischen Monopolisten am ersten weicheren Reifensatz des Spaniers einen Schaden festgestellt hätten, den sich Alonso scheinbar kurz vor seinem ersten Boxenstopp zugezogen hatte. Auf dem Weg zum Sieg konnte das den Dominator des Sonntags trotzdem nicht aufhalten - doch Hembery gab im Anschluss an den Grand Prix zu bedenken: "Wenn er damit noch eine Runde länger weitergefahren wäre, hätte er ein großes Problem bekommen."

Den glücklichen Sieger interessierten derlei Nebenkriegsschauplätze im Zuge seines Freudentaumels weniger - vielmehr richtete er den Blick schon wieder nach vorne, im Fokus dabei natürlich immer weitere Erfolge: "Es stimmt, dass die Zuversicht in den bisherigen Jahren mit Ferrari nun mit am größten ist - aber zufrieden sind wir damit und mit der Performance noch lange nicht." Deshalb versprach Alonso: "Wir wollen auch für die nächsten Rennen ein gutes und aggressives Entwicklungsprogramm fortführen."