Der Sieg schien für Sebastien Loeb nach dem Einschlag in einen Brückenpfeiler am ersten Tag der Rallye Neuseeland so gut wie unmöglich zu sein. Der Franzose fiel auf Platz acht zurück, mit über eine Minute Rückstand auf die Spitze. Mit einer beeindruckenden Aufholjagd am Samstag hat sich Loeb allerdings wieder ins Rennen um den Sieg gebracht.

Nachdem er auf den ersten beiden Tagestappen bereits gut 10 Sekunden auf die Spitze gut gemacht hatte, lieferte er auf der dritten einmal mehr eines seiner Meisterstücke ab. Auf der 30,89 Kilometer langen Te Akau Coast-Prüfung war er gleich 22 Sekunden schneller als seine gesamten Konkurrenten. So kämpfte er sich bis zum Mittag auf Platz sechs nach vorne.

Der Rückstand auf Leader Sebastien Ogier betrug zu diesem Zeitpunkt 38,7 Sekunden. Mit seinem Sieg in New Franklin verbesserte sich Loeb auf Position drei und schnappte sich schließlich auf der darauf folgenden Baker 2-Etappe auch noch den Zweiplatzierten Jari-Matti Latvala. Nach dem zweiten Tag liegt Loeb nur noch fünf Sekunden hinter dem Führenden Citroen Junior-Pilot Ogier. "Es war ein unglaublicher Tag - vom Start weg bis zum Ende", jubelte Loeb, der heute abgesehen von den Super Specials alle sechs Prüfungen für sich entscheiden konnte.

Sebastien Ogier führt die Rallye nach dem zweiten Tag an., Foto: Sutton
Sebastien Ogier führt die Rallye nach dem zweiten Tag an., Foto: Sutton

"Wir hatten wirklich überall gute Zeiten. Wir haben die Lücke geschlossen und liegen jetzt auf Platz zwei, fünf Sekunden hinter Ogier. Damit ist morgen alles möglich", fuhr er fort. Besser hätte es nicht laufen können. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich wollte es unbedingt schaffen. Ich wusste, dass es aus meiner Position möglich war, aber jetzt haben wir es tatsächlich geschafft", sagte der Franzose. Obwohl Loeb mit seinem Speed die Konkurrenz stehen ließ, erlebte auch Ogier einen weiteren starken Tag. Trotz seiner geringen Erfahrung in Neuseeland konnte er seine Rivalen Jari-Matti Latvala, Petter Solberg und Dani Sordo klar hinter sich lassen. Mit Bestzeiten auf beiden Super Specials bewies er zudem einmal mehr seine Vorliebe für dieses Terrain.

"Es ist das erste Mal, dass ich eine Rallye nach dem zweiten Tag anführe. Es war ein guter Tag, aber es ist immer noch ein langer Weg. Es wird sehr hart vor Sebastien zu bleiben, aber ich werde mein Bestes geben", sagte Ogier. Mit 33 Sekunden Rückstand liegt Latvala nun auf Platz drei. Der Finne bemängelte einen etwas ungenauen Aufschrieb, nachdem es während der Erkundungsfahrten noch geregnet hatte und er sich nun schwer tat, die Aufzeichnungen exakt an die trockenen Bedingungen anzupassen. Gleichzeitig verlor er am Nachmittag einige Zeit, als er vorsichtshalber zwei Reservereifen mitnahm, was sich jedoch als unnötig erwies.

Daniel Sordo und Petter Solberg folgen währendessen mit gut 14 bzw. 20 Sekunden Rückstand hinter Latvala, so dass zumindest der Kampf um das Podium für beide noch offen scheint. Ford-Pilot Mikko Hirvonen konnte die Lücke zu Solberg schließen, liegt aber nach einem frustrierenden Tag immer noch eine Minute hinter der Spitze. "Wir konnten nicht schneller fahren. Okay, ich habe heute Morgen einen Fehler gemacht, aber es war nie eine gute Fahrt", klagte Hirvonen. Hintergrund, bereits auf der ersten Etappe hatte er sich gedreht und dabei seinen linken Hinterreifen beschädigt. Sichtlich beeindruckt war er von Loebs Leistung. "Das war unglaublich. Ich wundere mich, ob sie nicht etwas von Citroen gefunden haben, um schneller zu sein. Wir konnten nicht schneller fahren", sagte Hirvonen.

Jari-Matti Latvala hält auf Rang drei weiter die Fahnen für Ford hoch., Foto: Sutton
Jari-Matti Latvala hält auf Rang drei weiter die Fahnen für Ford hoch., Foto: Sutton

Bereits mit größerem Rückstand folgen Matthew Wilson und Henning Solberg auf den Plätzen sieben und acht. Wilson ging dabei mit neuer Seitenscheibe in den Tag, nachdem er gestern einen Teil davon verloren hatte und viel Staub in das Cockpit eingedrungen war. Nach Fehlfunktionen auf der gestrigen vorletzten Etappe wurde zudem das Getriebe getauscht. Bei Henning Solberg wurde in der Nacht das hintere Differential gewechselt, allerdings beklagte er zunächst weitere Handlung-Probleme. Gerade die Lenkung bereitete ihm Probleme.

Allerdings gelang es trotz der begrenzten Möglichkeiten im Remote-Service dieses Problem abzustellen, so dass er am Nachmittag deutlich besser zurecht kam. Mit mehr als zweieinhalb Minuten Vorsprung liegt Wilson aber weiter deutlich vor seinem Teamkollegen. Auf Rang fährt weiter Jari Ketomaa, der gleichzeitig die S-WRC anführt. 16 Sekunden dahinter konnte sich Federico Villagra an Xavier Pons vorbei und somit immerhin in die Punkte schieben.

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen von Sébastien Loeb. Nachdem gestern schon die meisten Experten davor gewarnt hatten, ihn abzuschreiben, hatten doch die wenigsten eine derart starke Aufholjagd erwartet. Zu den klaren Gewinnern gehörte auch Sebastien Ogier, der gerade im Duell mit Daniel Sordo, einmal mehr ein deutliches Ausrufezeichen setzte und morgen seinen ersten WRC-Sieg überhaupt feiern könnte. Dafür müsste Loeb allerdings vermutlich patzen, zu stark präsentierte sich der Rekordweltmeister heute. Mikko Hirvonen wird unter normalen Umständen von seinem fünften Rang aus hingegen wohl nur noch Schadensbegrenzung betreiben können und muss bereits auf die Rallye Portugal hoffen.