Am ersten Tag der Rallye Australien ging es eng zu. Doch nicht etwa die WM- Führenden bestimmten das Geschehen, vielmehr lieferten sich Jari-Matti Latvala und Sebastien Ogier ein enges Duell um die Spitze. Mit sechs zu fünf Etappenbestzeiten und 2,2 Sekunden Vorsprung hatte Latvala dabei am Ende knapp das bessere Ende für sich. Zuvor hatte er bereits auf der vierten Etappe die Führung von Ogier übernommen, der sich mit seinen Siegen auf dem zu Beginn der Rallye gleich zweimal ausgetragenen Super Special früh in Führung gesetzt hatte.

Die Überraschung des Tages: Sebastien Ogier, Foto: Sutton
Die Überraschung des Tages: Sebastien Ogier, Foto: Sutton

Mikko Hirvonen und Sebastien Loeb mussten hingegen ihren frühen Startpositionen Tribut zollen. Trotz leichten Regens am Vormittag verloren sie Zeit damit, die Strecke zu säubern. Im direkten Vergleich lag Loeb im Mittagsservice noch 2,2 Sekunden vor Hirvonen, doch auf der zweiten Schleife schien Hirvonen lange die Oberhand zu behalten, so fuhr er bis zum Ende der 13. Etappe einen Vorsprung von 6,8 Sekunden auf den Franzosen heraus.

Doch Loeb hatte gepokert, auf der Nachmittagsschleife Reifen gespart und dafür etwas langsamere Zeiten in Kauf genommen. Auf dem finalen, wie schon zu Beginn der Rallye zweimal ausgetragenen Super Special schlug er mit frischeren Reifen auf Asphalt zurück und konnte den Tag letztlich doch noch 0,8 Sekunden vor Mikko Hirvonen beenden.

Die Frage, ob Loeb in der Addition aus Nachmittagsschleife und Super Special möglicherweise noch schneller gewesen wäre, wenn er die frischeren Reifen auch bereits früher eingesetzt hätte, ist dabei nicht so leicht zu entscheiden, doch Loeb sicherte sich durch seine Taktik und das späte Aufholen einen weiteren Vorteil: So werden für die Startreihenfolge des Folgetages in der WRC bekanntlich immer die Positionen vor einem Super Special verwendet, so dass Hirvonen nun de facto zeitlich zwar hinter Loeb, in der Startreihenfolge für den morgigen Tag aber weiter vor ihm liegt.

Lange Staubfahnen könnten auch morgen die Bedingungen besonders im Mittelfeld zusätzlich erschweren., Foto: Sutton
Lange Staubfahnen könnten auch morgen die Bedingungen besonders im Mittelfeld zusätzlich erschweren., Foto: Sutton

Bemerkt sei auch, dass Sebastien Ogier im Duell mit Latvala die gleiche Reifenstratgie anwandte. Nachdem er nach der 13. Prüfung noch 7,4 hinter dem Finnen gelegen hatte, entschied er auch die beiden finalen Superspecial - noch vor Loeb - für sich und machte so wieder 5,2 Sekunden gut. Anders als bei Loeb gab es hier natürlich keinen Raum für eine Verbesserung der Startposition.

Doch zurück zum WM-Kampf und damit zu Sébastien Loeb, der sich auch über die Leistung seines Teamkollegen Daniel Sordo freuen dürfte. Der Spanier erlebte einen guten Tag, bei dem er sogar eine Etappenbestzeit erzielen konnte. Schlussendlich erreichte er nur eine Zehntelsekunde hinter Loeb das Tagesziel. Da er nach der 13. Etappe jedoch noch auf Rang vier gelegen hatte, wird er hinter Jari-Matti Latvala, Sebastien Ogier und Mikko Hirvonen morgen als Vierter auch noch vor dem Rekordweltmeister in den Samstag gehen.

Eine riskante Taktik, die sich auszahlte: Sébastien Loeb, Foto: Sutton
Eine riskante Taktik, die sich auszahlte: Sébastien Loeb, Foto: Sutton

Während das Trio um Hirvonen, Loeb und Sordo mit Rückständen von 22,7 bis 23,6 Sekunden auf jeden Fall noch in Schlagdistanz zur Spitze liegt, folgen schon ein wenig dahinter die Stobart Piloten. Henning Solberg wies nach der letzten heutigen Etappe als Sechstplatzierter einen Rückstand von 51,3 Sekunden auf die Spitze auf, während weitere 51,1 Sekunden dahinter sein Teamkollege Matthew Wilson folgte. Federico Villagra, Conrad Rautenbach und Richard Mason komplettierten die ersten Zehn. Die heute zweimal auf dem Programm stehende CTEK East Wertungsprüfung musste währenddessen abgesagt werden, nachdem Steine auf die Straße geworfen worden waren. Bereits im Vorfeld hatte es aus Naturschutzgründen Proteste gegen die Rallye gegeben, die allerdings nach einem umfassenden Gutachten zurückgewiesen worden waren.

Abgesehen von diesen Zwischenfällen erfüllte der erste Tag der Rallye Australien die Erwartungen aber vollends und hinterließ enge Abstände. Jari-Matti Latavala und Daniel Sordo unterstützen ihre Teamkollegen dabei perfekt, in dem sie sich vor ihnen platzierten und ihnen so für morgen eine bessere Startposition ermöglichten. Im WM-Duell verzeichnete Loeb gleichzeitig einen ersten kleinen Erfolg, indem er sich zeitlich knapp vor in einer guten Position für den morgigen Tag platzieren konnte. Dennoch dürfte die extrem schnelle Charakteristik des morgigen Tages eher Hirvonen entgegen kommen und auch der Unterschied in der Startreihenfolge zwischen Platz drei und fünf sollte eigentlich nicht allzu groß ausfallen. So scheint Loebs heutiger Erfolg eher einem Wimpernschlag gleichzukommen. Während allgemein zu erwarten ist, dass Hirvonen und Loeb morgen wieder näher an die Spitze heranrücken bleibt Sebastien Ogier die Unbekannte. Mitten im Kampf der Werkspiloten war er zweifelsohne die Überraschung des heutigen Tages, während Latvala immer mehr zu seiner alten Form zurückzufinden scheint.