Über Nacht hatte es geregnet, so dass die Etappen am Morgen noch an einigen Stellen matschig waren. Das im Vorfeld der Rallye befürchtete Straßenkehren blieb somit voerst aus und Loeb gelang es, seinen Vorsprung auf Mikko Hirvonen am Vormittag um weitere 8,1 Sekunden auszubauen. Am Nachmittag unter trockenen Bedingungen verlor der Franzose dann jedoch Zeit. Neben dem Straßenkehren beschäftigten ihn auch Bremsprobleme und ein weiterer Dreher. Dennoch rettete er einen weiterhin beruhigenden Vorsprung von 49,8 Sekunden vor Mikko Hirvonen ins Ziel:

"Es war nur an den matschigen Stellen, wo ich wirklich Zeit verloren habe. Auf der Etappe Anadiou Diam haben wir beispielsweise 10 Sekunden auf gerade einmal 10 Kilometern verloren. Ich hatte einfach keine Traktion. In Orkontas fühlte ich mich deutlich wohler. Einmal habe ich mich fast gedreht, aber das hat uns nicht davon abgehalten, dort die Bestzeit zu erzielen. Auf der zehnten Etappe hatte ich dann kurz vor Ende keinerlei Bremsen mehr und ich musste das Pedal pumpen. Auf der elften Wertungsprüfung waren die Bremsen dann wider normal, aber die Balance hatte irgendwie gelitten. Glücklicherweise hatten wir genug Vorsprung, um nicht alles riskieren zu müssen. 49 Sekunden vor Mikko zu liegen ist toll. Er wird morgen als Zweiter auf der Strecke sein, also wird er die Straßen auch kehren müssen. Es wird ein interessantes Finale, weil die morgigen Etappen schneller als heute sind." richtete Loeb den Blick bereits auf Sonntag.

Immerhin vor auf Rang 2: Mikko Hirvonen, Foto: Sutton
Immerhin vor auf Rang 2: Mikko Hirvonen, Foto: Sutton

Mikko Hirvonen war währenddessen mit seiner ersten Etappenbestzeit des Wochenendes bereits auf der zweiten Etappe an Daniel Sordo vorbeigegangen. Über den Tag baute er seinen Vorsprung auf den Spanier kontinuierlich auf schließlich 46,2 Sekunden aus und konnte somit immerhin einen Teilerfolg in seiner Aufholjagd verbuchen: "Die Bedingungen haben sich heute Morgen so schnell geändert, dass es hart war, einen Rhythmus zu finden. Durch die matschigen Straßen hat mir meine Startposition keinen Vorteil gebracht, auch wenn sie so schnell getrocknet sind, dass ich am Nachmittag einen Vorteil hatte. Die Lücke zwischen Loeb und mir ist zu groß, um darüber nachzudenken, morgen Risiken einzugehen. Aber es sind noch zwei lange Etappen und ich werde versuchen, eine gute Geschwindigkeit zu finden und zu warten, was passiert." zeigte sich Hirvonen realistisch.

Daniel Sordo konnte derweil eine gewisse Entäuschung nicht verbergen: "Ich weiß nicht warum, aber ich bin auf der ersten Etappe nicht gut gefahren. Ich hatte Probleme, den richtigen Rhythmus durch die langsamen Haarnadelkurven zu finden. Meine Startposition erklärt nicht, warum ich so weit von den schnellsten Zeiten entfernt war. Der heutige Tag ist nicht so gut gelaufen, wie wir gehofft hatten. Wir werden alles tun, um unseren Podiumsplatz zu verteidigen."

Verlierer des Tages war aber Jari- Matti Latvala. Nach Bestzeit auf der ersten Wertungsprüfung kam er in Folge falscher Streckennotizen auf der zweiten Etappe von der Strecke ab. Insgesamt verlor er über 20 Minuten, bevor er die Rallye fortsetzen konnte. Schlussendlich beendete er den Tag nur auf Rang 19: "Ungefähr 7,5 Kilometer nach dem Start kam ich in eine Links- Rechts Kombination. Ich fuhr zu schnell in die Linkskurve und musste die Rechtskurve schneiden, um das zu kompensieren. Ich fuhr nur im zweiten Gang, also hatte ich nicht genug Geschwindigkeit, um zurück auf die Strecke zu kommen. Das Auto steckte fest und es war niemand da, um zu helfen. Ich bin einen Kilometer zurückgerannt, um Zuschauer zu finden, die mir helfen konnten. Es war nur ein kleiner Fehler im Aufschrieb und es ist sehr enttäuschend für mich und das Team. Es ist mein erstes Mal in Zypern und vielleicht hätte ich nicht versuchen sollen, mit den Jungs vor mir zu kämpfen." gab sich Latvala selbstkritisch.

Mann des Tages: Petter Solberg, Foto: Sutton
Mann des Tages: Petter Solberg, Foto: Sutton

Viel besser verlief der Tag hingegen für Petter Solberg, der zwei Bestzeiten erzielte. Zwar hatte der Norweger zwischenzeitlich mit Temperaturproblemen am Fahrzeug zu kämpfen und leistete sich einige kleinere Fehler, dennoch war er letztlich der schnellste Mann des Tages. Allein bei seiner Bestzeit auf der letzten Etappe war er 8,1 Sekunden schneller als jeder andere Pilot im Feld. Vor dem Sonntag darf er sich mit nur noch 15,9 Sekunden Rückstand auf Daniel Sordo nun sogar berechtigte Hoffnungen auf das Podium machen.

Ein weiterer Gewinner war Matthew Wilson, der sich mit konstanten Zeiten bis auf Rang fünf nach vorne schob. Nachdem er gestern noch fast viereinhalb Minuten auf die Spitze eingebüßt hatte, verlor er heute nur 47,8 Sekunden. Er profitierte bei seiner Aufholjagd allerdings auch davon, dass Sebastien Ogier erneut nicht fehlerfrei blieb.

Schnell, aber noch zu viele Fehler: Sebastien Ogier, Foto: Sutton
Schnell, aber noch zu viele Fehler: Sebastien Ogier, Foto: Sutton

In Folge von Sichtproblemen verpasste der Franzose auf der zweiten Etappe eine Kurve und überschlug sich zweimal, wobei er rund zwei Minuten verlor. Mit einem Rückstand von 29,1 Sekunden auf Wilson dürfte es für ihn nun schwer werden, die fünfte Position zurückzuerobern. Auf Rang sieben liegt weiter Evgeny Novikov, der heute mit soliden aber nicht überragenden Zeiten seiner geringen Erfahrung ein wenig Tribut zollen musste. Sein Teamkollege Conrad Rautenbach liegt auf Rang acht derweil auf Kurs zu seinem ersten WM Punkt in dieser Saison, während Federico Villagra und Khalid Al-Qassimi derzeit die ersten Zehn komplettieren. Henning Solberg war heute im Rahmen des Super Rallye Reglements wieder am Start und beendete den Tag auf Position 23.

Der Samstag der Rallye Zypern erwies sich als schwierig, so blieben nur die wenigsten Fahrer komplett fehlerfrei. Eindrucksvoll war insbesondere Petter Solbergs starke Fahrt am Nachmittag, als er die Zeiten der Führenden förmlich pulversierte. Morgen stehen nun noch einmal drei Etappen auf dem Programm, darunter die längste der Rallye. Sollte es trocken bleiben, ist damit zu rechnen, dass Loeb weitere Zeit verlieren wird. Allerdings dürfte Hirvonen nur bei einem Fehler des Franzosen noch echte Chancen im Kampf um den Sieg haben. Hochspannung verspricht hingegen das Duell zwischen Sordo und Solberg, bei dem Solberg bei seiner erst zweiten Rallye im eigenen Team bereits das Podium vor Augen hat.