Bei der Rallye Deutschland herrschte wieder Normalität. Nachdem Hirvonen in Finnland seiner Favoritenrolle nicht gerecht geworden war, zeigte sich Sébastien Loeb gewohnt souverän in seinem "Wohnzimmer". Durch den zweiten Platz von Daniel Sordo schob sich zudem Citroen erstmals seit der Rallye Monte Carlo in diesem Jahr an die Spitze.

Für BP Ford lief die Rallye Deutschland nicht nach Plan, Foto: Sutton
Für BP Ford lief die Rallye Deutschland nicht nach Plan, Foto: Sutton

Ohne Frage war Citroen der Gewinner im Duell an der Spitze. Während das französische Team einen letztlich ungefährdeten Doppelsieg feierte, mussten sich die BP Ford Piloten mit den Plätzen vier und neun zufrieden geben. Mit der Führung in beiden WM Wertungen und noch zwei Asphaltrallyes scheint zudem das Pendel momentan relativ stark in Richtjung Citroen auszuschlagen. Doch eines sollte dabei nicht vergessen werden: Zwar brachte die Premiere des neuen Ford Fokus WRC 2008 bei der Rallye Deutschland noch nicht den gewünschten Effekt, doch die Niederlage in Deutschland kann trotzdem als gewissermaßen "kalkuliert" angesehen werden. Nicht nur, dass Loeb und Sordo auf Asphalt stets zu ihren Bestleistungen aufliefen, auch der C4 gilt auf diesem Terrain als besonders stark. Mit Hirvonen und Latvala, die ihre Stärken eher auf Schotterpisten haben, war somit von Anfang an klar, dass Ford in Deutschland wohl nur dann eine echte Chance haben würde, wenn die Konkurrenz von Citroen patzen würde.

Daniel Sordo bestätigte mit Rang zwei seine gute Form, Foto: Sutton
Daniel Sordo bestätigte mit Rang zwei seine gute Form, Foto: Sutton

In dieser Sichtweise war die Rallye Deutschland zumindest für Hirvonen sogar ein Erfolg. Denn der Finne kämpfte lange mit Sordo um den zweiten Platz und war bis zu seinem Reifenschaden schneller unterwegs als der ausgewiesene Asphaltexperte Duval. Sollte Hirvonen bei den weiteren Rallyes daran anknüpfen können, hat er die Chance zu einem wirklichen Allround Fahrer zu werden. Besonders deutlich wird Hirvonens starke Leistung auch gegenüber Latvala, der auf Platz neun erkennen musste, dass er auf Asphalt noch großes Steigerungspotential besitzt.

Hirvonen muss bis Saisonende fünf Punkte gutmachen, um Weltmeister zu werden, Foto: Sutton
Hirvonen muss bis Saisonende fünf Punkte gutmachen, um Weltmeister zu werden, Foto: Sutton

Davon abgesehen sind gerade zwei Rallyes vergangen seit Ford in der Türkei einen Doppelsieg feierte. Indem die taktische günstigere Startposition ausgespielt wurde, nutzte Ford damals jene Lücke im Reglement, die es dem WM Führenden deutlich erschwert, eine Rallye zu gewinnen. Diesen Vorteil wird BP Ford nun auch bei der kommenden Rallye Neuseeland wieder genießen. Sollte das Team zudem das Potential des neuen Fokus umsetzen können und erneut einem Doppelsieg feiern, würde Hirvonen Loebs Punktezahl mindestens egalisieren und BP Ford hätte gute Chancen die Führung in der WM wieder zu übernehmen. Allein dieses Rechenspiel zeigt, dass die WM noch lange nicht entschieden ist, zu gering sind die Abstände.

Im Duell Citroen gegen Ford scheint Citroen momentan klar die besseren Karten zu haben. Das Momentum spricht mit dem unerwarteten Sieg in Finnland und dem Doppelsieg in Deutschland klar für den französischen Hersteller. Bei den kommenden Rallyes wird nun Ford unter Druck stehen, gute Ergebnisse zu erzielen. Doch mit noch fünf ausstehenden Rallyes und nur vier Punkten Differenz kann sich Loeb jedoch seiner Sache bislang alles andere als sicher sein. Vielleicht wird Ford ja zumindest eine Statistik Mut machen: Seit mehr als einem Jahr feierte kein Fahrer mehr drei Siege in Folge und in Neuseeland wäre es für Loeb soweit.