Nachdem am Morgen starke Regenfälle das Wetter bei der Rallye Argentinien bestimmten, sahen sich die Fahrer mit nebelartigen Sichtverhältnissen und völlig aufgeweichten Straßen konfrontiert. Der Mann des Vormittags war Mikko Hirvonen. Der erwartete Nachteil seiner frühen Startposition verwandelte sich in einen Vorteil, da er noch die besten Bedingungen vorfand und sich die Streckenverhältnisse kontinuierlich von Fahrer zu Fahrer verschlechterten. Dennoch war es beeindruckend, wie er bereits auf der ersten Etappe 48 Sekunden Vorsprung auf seine Verfolger herausfuhr. "Ich konnte nicht viel sehen auf der ersten Etappe, die Sichtweite lag teilweise nur bei zehn Metern, aber ich bin nicht besorgt auch schnell zu fahren, wenn ich nichts sehen kann. Ich wusste nicht wie gut mein Speed war und nach der ersten Etappe sagte ich zu Jarmo [Lehtinen], entweder haben wir eine Minute gewonnen oder verloren."

Vom Speed war Ford heute nicht zu schlagen, Foto: Sutton
Vom Speed war Ford heute nicht zu schlagen, Foto: Sutton

Danach gelang es Sébastien Loeb zwar sein Tempo zumindest zu halten, doch am Ende der ersten Schleife standen für Hirvonen drei Etappenbestzeiten und ein Vorsprung von fast 53 Sekunden zu Buche. Doch dann kam das frühe Ende für Hirvonens Sieg Ambitionen, auf der fünften Etappe streifte er einen Stein und viel aus. "Ich traf einen großen Stein in einer Linkskurve und der Aufprall brach die Bolzen des Querlenkers. Der Stein lag in einer Furche und wurde während der ersten Schleife aufgedeckt, also war es nichts, was ich in meinen Aufzeichnungen hätte haben können. Ich bin enttäuscht, weil die Rallye gut angefangen hat und ich einen Siege und die Punkte gebraucht hätte." Am morgigen Tag wird Hirvonen die Rallye nach dem Super Rallye Reglement fortsetzen.

Für Sébastien Loeb, der noch am vormittag etwas mit dem unglaublichen Speed von Hirvonen gehadert hatte, zahlte sich seine vorsichtige Fahrweise damit aus. Seine Geschwindigkeit war den ganzen Tag über zwar nicht überragend, so gelang ihm auch nur eine Tagesbestzeit, aber er lieferte eine unglaublich konstante Leistung ab. Auf jeder Etappe landete er unter den besten Fünf und konnte sich sogar einen Dreher erlauben. Am Ende des Tages hatte er über eineinhalb Minuten Vorsprung auf Rang zwei und war vor allem froh, dass Ziel ohne größere Fehler erreicht zu haben. "Wir mussten heute morgen sehr vorsichtig sein, die Sichtweite betrug wenige Meter! Der starke Regen hatte die Straßen extem rutschig gemacht und das Gripniveau änderte sich ständig. Bei der Geschwindigkeit, die wir gefahren sind, hätten wir leicht einen Fehler machen können und ich war glücklich als wir es nur mit einem kleinen Dreher zurück in den Service schafften."

Subaru ist auf Rang zwei und drei erneut stark unterwegs, Foto: Sutton
Subaru ist auf Rang zwei und drei erneut stark unterwegs, Foto: Sutton

Chris Atkinson konnte trotz eines Fehlers an seine starken Leistungen aus Mexiko anknüpfen und beendete den Tag auf Position zwei. Allerdings hat er seinen Teamkollegen Petter Solberg im Nacken. "Der heutige Tag war hart, aber ich freue mich über den zweiten Platz. Auf der achten Etappe machte ich einen Fehler und deshalb ist die Lücke zu Petter jetzt sehr viel kleiner. Man ist wirklich sauer auf sich, wenn man soviel Zeit verschenkt, aber das kann unter diesen Bedingungen nun mal passieren. Morgen werden wir genau wie heute wieder angreifen müssen." Auch Petter Solberg, der zwischenzeitlich mit Dämpferproblemen zu kämpfen hatte, kam nicht an den schwierigen Bedingungen des heutigen Tages vorbei: "Wir hatten wie alle Anderen einige Probleme heute, aber wir sind auf dem dritten Platz, also ist es insgesamt nicht so schlecht. Ich fühlte mich auf der zweiten Schleife unter diesen Bedingungen nicht sehr wohl und wir verloren eine Menge Zeit. Die Abstände sind ziemlich klein, also werden wir angreifen müssen und abwarten."

Dieses Ziel hat auch Gigi Galli, den nur 17 Sekunden von Rang zwei trennen und dem am heutigen Tage sogar eine Etappenbestzeit gelang. "Die ersten beiden Etappen heute Morgen waren wahrscheinlich die schwierigsten, die ich je gefahren bin. Ich bin sehr glücklich mit meinen Zeiten am Nachmittag und es fühlt sich gut an, eine Bestzeit erzielt zu haben. Die Fans an den Etappen waren fantastisch, es ist toll zu sehen, wie sie trotz des schlechten Wetters feiern. Heute war ein toller Tag und wir werden sehen, ob wir diesen Speed morgen beibehalten können. Ich bin sehr nah am Podium, aber es ist noch ein langer Weg zum Ziel und anzukommen ist die Art und Weise wie man gute Ergebnisse erzielt", übte sich Galli in dem Versuch Ron Dennis legendären Satz vom Ankommen und Siegen Können ein wenig abzuwandeln.

Für Gigi Galli ist das Podium in greifbarer Nähe, Foto: Sutton
Für Gigi Galli ist das Podium in greifbarer Nähe, Foto: Sutton

Auf Platz fünf erreichte Daniel Sordo das Ziel am heutigen Tag. Der Citroen Pilot war lange Zeit in einen Kampf mit Petter Solberg verstrickt, bekam dann aber Handlingprobleme und fiel etwas zurück. Dennoch hat er einen beruhigenden Vorsprung von über zweieinhalb Minuten auf Federico Villagra, der nach Mexiko auch hier bei seiner Heimrallye eine starke Leistung bot und am Ende des ersten Tages mit Rang sechs belohnt wurde. Daniel Sordo kündigte auch deshalb an, sich eher nach vorne orientieren zu wollen. "Die Bedingungen waren effektiv gefährlich. Als neunter auf die Strecke an diesem morgen zu gehen, bedeutete, dass wir auf die Spurrillen der Fahrer vor uns aufpassen mussten. Der Boden ist sehr weich und das war sehr wenig Grip, was ein wirkliches Handicap darstellte. Ich bin dennoch mit meiner Leistung zufrieden. Nachdem wir unser Set Up für den Nachmittag angepasst hatten, waren wir sehr konkurrenzfähig und wir hätten um das Podium gekämpft, wenn wir kein Problem an der Servolenkung bekommen hätten. Es kommen noch zwei Tage um zu versuchen den verloren Boden wieder gut zu machen und vielleicht schaffen wir es ja unter die ersten Drei."

Siebter ist derzeit Matthew Wilson, der somit zum zweiten Mal in Folge in die Punkte fahren könnte: "Heute war ein ereignisreicher Tag für alle WRC Crews und ich freue mich am Ende des ersten Tages bereits in einer guten Punktposition zu sein. Die ersten beiden Etappen heute Morgen waren unglaublich rutschig, aber wir überstanden sie und begannen einige gute Zeiten zu fahren. Ich traf einen großen Stein auf Etappe fünf, wir fuhren auf zwei Rädern und ich dachte, dass Auto würde sich überschlagen, aber glücklicherweise landeten wir wieder auf allen vier Rädern. Ich freue mich auf morgen, ich mag den sandigen Boden mehr. Es wird interessant und ganz anders als heute, aber ich hoffe, dass wir unsere Geschwindigkeit halten können und in den Punkten bleiben."

Sordo erlebt eine vergleichsweise problemlose Rallye, Foto: Sutton
Sordo erlebt eine vergleichsweise problemlose Rallye, Foto: Sutton

Direkt hinter Mattew Wilson liegt Jari- Matti Latvala, bei dem es fast schon als ein kleines Wunder zu bezeichnen ist, dass er bereits wieder in den Punkterängen angekommen ist. So überschlug sich der Finne auf der zweiten Etappe und verlor fast 10 Minuten. "Ich habe die erste Etappe nicht genossen und ich fühlte mich nicht sehr gut auf die nächste zu gehen. Nach einem Kilometer kam ich in eine weite Linkskurve, die enger wurde und ich traf die Begrenzung. Das schleuderte das Auto über die Straße und ich überschlug mich in der nächsten Rechtskurve. Das Auto landete mit Miikka [Anttilas] Seite gegen einen kleinen Baum. Zuschauer halfen uns das Auto wieder auf die Räder zu stellen, bevor wir einen schmalen Weg fanden, der zurück auf die Strecke führte.

Dass ihm direkt danach auf der dritten Etappe mit seinem beschädigten Fokus eine Bestzeit gelang, bestätigt nur, dass auch er heute eigentlich sehr schnell unterwegs war, was auch zwei weitere Bestzeiten untermauerten. Mit über drei Minuten Rückstand auf Villagra und insgesamt fast neuneinhalb Minuten Rückstand auf Sébastien Loeb am Ende des Tages wird es für ihn aber schwer weiter nach vorne zu kommen. Dennoch bemühte er sich am Ende des Tages die positiven Aspekte zu sehen: "Ich bin zufrieden mit meinem Speed, aber ich muss diese Fehler abstellen. Die Etappen morgen sind schneller und ich hoffe, dass es trocken bleibt. Wenn nicht, habe ich heute aber wenigstens gelernt, wie man fahren muss, wenn es nass und rutschig ist"

Ebenfalls nicht der Tag war es erneut auch für Suzuki: Per Gunnar Andersson hatte bereits auf dem Weg zur ersten Etappe Probleme an einem Ladedrucksensor zu beklagen und musste aufgeben. "Was uns stoppte war eigentlich ein sehr kleines Problem, aber es hatte zur Folge, dass wir keine einzige Etappe heute fahren konnten, was sehr frustrierend war. Ich habe bereits einen Strich unter den heutigen Tag gezogen, meine Rallye startet morgen. Das wichtigste für mich ist jetzt Zeit im Auto zu verbringen. Es ist gut, dass das Wetter so schlecht ist: Das heißt, das wir das Auto unter extremen Bedingungen testen können" konnte sich Per Gunnar Anderrsson ein wenig Galgenhumor nicht verkneifen.

Auch in Argentinien läuft für Suzuki bisher nicht alles nach Plan, Foto: Sutton
Auch in Argentinien läuft für Suzuki bisher nicht alles nach Plan, Foto: Sutton

Nicht viel anders erging es auch seinem Teamkollegen Toni Gardemeister, der bis zu seinem Ausfall auf der der achten Etappe aber immerhin erneut unter Beweis stellte, dass der Suzuki auch in Argentinien die Geschwindigkeit gehabt hätte, um in die Punkte zu fahren. "Ich sah einen großen Felsen direkt auf der Rennlinie , was unüblich ist, und ich konnte es nicht vermeiden ihn zu treffen. Ohne den Zwischenfall hätten wir den Tag sicher auf Platz sieben beenden können. Alles ist noch nicht verloren und wir können morgen immer noch zurückkommen und etwas aus dieser Veranstaltung mitnehmen. Die Bedingungen waren heute so schwierig, wie ich es jemals erlebt habe. Es könnte morgen wieder so sein, also müssen wir es einfach versuchen, uns aus Problemen raus halten und im Klassement wieder soweit wie möglich nach oben klettern." Beide Piloten werden die Rallye morgen nach Super Rallye Reglement fortsetzen.

Ebenfalls am morgigen Tag fortsetzen möchte auch Henning Solberg die Rallye, nachdem er heute ebenfalls einen Ausfall zu beklagen hatte: "Ich bin sehr enttäuscht damit, was heute passiert ist. Wir trafen einen Stein auf der Innenseite einer Rechtskurve auf Etappe fünf und brachen uns die rechte Aufhängung. Es ist ärgerlich, weil der Rhythmus gerade zu kommen schien. Die Mechaniker werden hart arbeiten und hoffentlich können sie das Auto für die morgigen Etappen reparieren."

Wie auch schon zuletzt in Mexiko verlief der erste Tag der Rallye Argentinien spektakulärer, als im Vorfeld von Vielen erwartet worden war. Sébastien Loeb scheint einen beruhigenden Vorsprung zu haben, die Positionen dahinter trennen jedoch sehr geringe Abstände, so dass auch der morgige Tag wieder sehr spannend zu werden verspricht. Interessant wird auch zu beobachten sein, wie weit Latvala seine Aufholjagd nach vorne führen wird, seine Zeiten waren auch heute schließlich nicht weniger als siegreif.