In einem furiosen Finale hat Ford Focus RS WRC-Pilot Marcus Grönholm gemeinsam mit Beifahrer Timo Rautiainen die WM-Rallye Neuseeland gewonnen und dabei für die knappste Entscheidung in der Geschichte der Rallye-Weltmeisterschaft gesorgt. Nach mehr als 353 Wettbewerbskilometern über schnelle, flüssig geschwungene Schotterpisten verwiesen die beiden Finnen ihren großen Titelrivalen Sébastien Loeb um die Winzigkeit von 0,3 Sekunden auf den zweiten Rang - ein Vorsprung, der nicht einmal zwei Fahrzeuglängen entspricht.

Mit diesem fünften Saisonsieg, zugleich der 30. WM-Erfolg seiner Karriere, baute der 39-Jährige seine Führung in der Fahrerwertung wieder auf zehn Punkte aus. Mikko Hirvonen / Jarmo Lehtinen steuerten für ihr Team mit Rang drei bereits das siebte Doppelpodium des laufenden Jahres bei. Dadurch behauptet Titelverteidiger BP Ford nach elf von 16 Saisonläufen in der Konstrukteurswertung nun einen Vorsprung von 46 Zählern auf den Zweiten.

Der WM-Klassiker im Land der Maori - für die Mehrheit der Fahrer die schönste Schotterveranstaltung der Welt - stand im Zeichen wechselhaften Wetters und, daraus resultierend, diffiziler Reifenentscheidungen. Der grippegeschwächte Grönholm griff für die feuchten, streckenweise schlammigen Pisten der Freitagsetappe zu den richtigen Rallye-Pneus von BFGoodrich und verwies Loeb um 13 Sekunden auf die zweite Position. Doch der Franzose revanchierte sich am Samstag bei trockenen Streckenbedingungen mit vier WP-Siegen und entriss dem Ford Focus-Piloten sogar auf der letzten Prüfung der zweiten Etappe um 1,7 Sekunden die Führung. Die Weichen für ein spannendes Finale am Sonntag waren gestellt.

Tatsächlich riss Grönholm mit der schnellsten Zeit auf der WP 12, der ersten der dritten Etappe, das Steuer wieder herum. Loeb jedoch konterte seinerseits mit zwei Bestwerten und verwandelte seinen 0,1-Sekunden-Rückstand wieder in einen 2,9-Sekunden-Vorsprung. Dann ließ der Finne trotz Schulterproblemen drei furiose Bestzeiten am Stück folgen und übernahm nach dem berühmten "Whaanga Coast"-Test erneut die erste Position. Vor der abschließenden 3,14-Kilometer-Zuschauerprüfung rund um den Service-Park trennten ihn lediglich 0,7 Sekunden von dem Franzosen - ein Abstand, den Loeb nicht mehr aufholen konnte.

"Das war das engste und zugleich aufregendste Duell meiner ganzen Karriere", jubelte der neue und alte Tabellenführer im Ziel. "Ich bin auch im Hinblick auf den Titel froh, dass ich es zu meinen Gunsten entscheiden konnte. Dank meiner großen Routine blieb ich stets ruhig, auch wenn schon ein verpatzter Gangwechsel eine Vorentscheidung hätte bringen können."

Auf dem nie bedrängten dritten Rang beendete Mikko Hirvonen im zweiten Ford Focus RS WRC 07 die Rallye Neuseeland. "Ich habe am Freitag bei der Reifenwahl verwachst und war damit gleich aus dem Rennen um den Sieg", bilanzierte der 27- Jährige. "Das Ergebnis, das auch dem Team wichtige Punkte beschert, geht völlig in Ordnung. Auch wenn ich etwas enttäuscht bin, dass ich das Tempo von Marcus nicht mitgehen konnte. Dennoch habe ich wieder viel gelernt."

"Nie in meiner Karriere zuvor habe ich eine Rallye erlebt, die so knapp und spannend entschieden wurde", räumte Malcolm Wilson ein, der Direktor des Teams BP Ford. "Als ich Marcus Grönholm nach der letzten Prüfung auf dem Auto herumspringen sah, wusste ich, dass er das auch psychologisch so wichtige Duell gegen Sébastien Loeb gewonnen hat." Und fügt lachend hinzu: "Jetzt kann ich ihm in Ruhe die Rechnung für die Beulen im Dach schicken ..."

Jost Capito, Direktor des Ford TeamRS: "Der dramatische und faszinierende Kampf um den Sieg dieser Rallye hat das ganze Wochenende lang unterstrichen, welch' spannenden Sport die Rallye-WM bietet. Meine Gratulation an Marcus Grönholm und Timo Rautiainen, die unter immensem Druck kühlen Kopf bewahrt haben."