Zum Start der Rallye Schweden platzte Rallye-Ikone Walter Röhrl der Kragen. In der aktuellen Rallye-Weltmeisterschaft würden keine echten Fahrer mehr unterwegs sein, sondern nur noch von der Industrie gesteuerte Marionetten, die nicht sagen dürfen, was sie denken. "Einen wie mich würde man nach 14 Tagen die Lizenz wegnehmen und ihn rauswerfen", meinte der 67-Jährige. Kritik, die Sebastien Ogier & Co. wohl nicht gern hören werden.

Doch nicht nur die Fahrer bekommen ihr Fett weg, sondern auch die eingesetzten Autos. "Wir haben früher vor jeder Kehre gebetet: Lieber Gott, lass mich gut herumkommen und nicht geradeaus fahren. Heute lässt sich ein Rallye-Auto viel leichter fahren", kritisierte der zweifache Weltmeister (1980, 1982). Zu seiner Zeit hätte der Fahrer noch viel ausgemacht, betonte der vierfache Rallye Monte Carlo-Sieger. "Als guter Fahrer konnte man sich damals leichter vom Feld abzusetzen. Heute ist gewinnen deshalb schwieriger, weil das Feld enger beieinander liegt", erklärte Röhrl.

Dass die Rallye-Weltmeisterschaft trotz der VW-Dominanz kaum Interesse bei den TV-Zuschauern findet, ist für Röhrl nicht überraschend. Die Lösung sei allerdings ganz einfach: es brauche einen deutschen Fahrer. "Und wenn der dann vorneweg fährt, läuft ihm ganz Deutschland nach. So einfach ist das. Sobald aber keiner mehr da ist aus einer Nation, nimmt das Interesse auch wieder ab", so Röhrl im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten.