Nach der 27. Ausgabe des anerkannt härtesten Rennens der Welt gelten die Gratulationen natürlich allen Siegern. Also nicht nur dem erfolgreichen Titelverteidiger Stéphane Peterhansel, der wieder einmal beeindruckend die Stärke des Mitsubishi unter Beweis stellte, sondern auch Cyril Despres, dem Sieger bei den Motorrädern, und Firdaus Kabirov, dem Gewinner bei den Trucks. Zudem darf man auch die Beifahrer der Piloten nicht vergessen.

Leider gab es in diesem Jahr aber nicht nur Sieger und glorreiche Gewinner. So mussten wir im Umkreis der Dakar Rallye fünf Todesfälle, darunter zwei Rennfahrer, zwei belgische Motorrad-Touristen, die dem Rallye-Tross folgten und in einen Unfall mit einem LKW und einem Taxi verwickelt wurden, sowie ein fünfjähriges Mädchen, das ebenfalls von einem LKW überrollt wurde, beklagen. Solche tragischen Schicksale sind natürlich schlimm und wir würden uns alle freuen, wenn wir nicht darüber berichten müssten, aber das, was in manchen Medien teilweise darüber berichtet wurde ist fast noch schlimmer.

Motorradfahren ist gefährlich. Das weiß jeder Motorradfahrer.

Rennfahren ist gefährlich. Das weiß jeder Rennfahrer.

In die Wüste zu fahren ist gefährlich. Das weiß jeder, der in die Wüste fährt.

Wenn also jemand in der Wüste mit dem Motorrad Rennen fährt, dann ist sich dieser jemand durchaus der Risiken bewusst, und weiß er auch, worauf er sich einlässt. Daher ist es unangebracht, dass man in Zeiten wie diesen in manchen Medien solch eine Hetzjagd macht und die Sicherheitsstandards einer Wüstenrallye in freier Wildbahn anklagt.

Tatsache ist, dass die Dakar für alle Teilnehmer etwas ist, was sie freiwillig tun, sowohl die Werksfahrer als auch gerade die Privatiers. Sowohl Fabrizio Meoni als auch Richard Sainct, der leider im letzten September verstarb, starben bei dem, was sie am liebsten taten, und hatten noch dazu einen raschen Tod (in beiden Fällen durch einen Genickbruch). Schlimmer erwischt hat es hingegen den Spanier José Manuel Perez, der erst Tage nach seinem schweren Sturz im Krankenhaus in Alicante verstarb.

Die Meinungen sind dabei geteilt. Während die VW-Pilotin Jutta Kleinschmidt die Dakar "gerade für Motorradfahrer" als "sehr gefährlich" einschätzt und deswegen eine veränderte Streckenführung für das nächste Jahr anregt, sieht ihr VW-Motorsportchef Kris Nissen den Sicherheitsstandard der Dakar 2005 "wie im letzten Jahr" an. Entsprechend glaubt er nicht, dass diese "sehr tragischen Unfälle" etwas mit der Sicherheit zu tun hatten. Er betont: "Jeder der hier teilnimmt, weiß, dass Motorsport sehr gefährlich ist. Und jeder, der Motorsport mit Motorrädern betreibt, weiß, dass diese nicht so geschützt sind wie andere Fahrzeuge."

KTM-Chef Heinz Kinigadner ließ in einem Interview anklingen, dass er das Rallye-Engagement von KTM aufgrund dieser Zwischenfälle überdenken wolle. Soweit sollte es allerdings nicht kommen. Natürlich ist er schwer geschlagen - nicht nur, dass zwei seiner Fahrer innerhalb weniger Tage bei Unfällen ums Leben kamen, zusätzlich sind sein Bruder und sein Sohn nach Motorradunfällen gelähmt - aber in der Vergangenheit hat er selbst auch schon oft genug schwere Schläge hinnehmen müssen. Er hat selbst mehr als eine Dakar im Rettungshubschrauber beendet.

Deswegen bleibt zu hoffen, dass KTM dabei bleibt, im Sinne von Sainct, Meoni und Thierry Sabin, dem Dakar-Erfinder, der vor einigen Jahren während der Dakar bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam.