Die Rallye Schweden nimmt immer mehr Fahrt auf. Nach elf von vierundzwanzig Wertungsprüfungen zeichnet sich zum Mittag des dritten Tages ein Sekundenkrimi an der Spitze ab. Das VW-Duo Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen liegt derzeit nur durch 1,6 Sekunden getrennt auf den Rängen eins und zwei. Knapp 27 Sekunden hinter Leader Latvala reiht sich Mikkelsens norwegischer Landsmann Mats Östberg mit seinem Citroen ein. Direkt dahinter folgen Ford-Pilot Mikko Hirvonen und Überraschungsmann Ott Tänak mit seinem privat eingesetzten Ford. Beide liegen in Schlagdistanz zum Podium.

An einem von wechselhaften und schweren Wetterbedingungen geprägten Tag forderte die Schnee-Rallye in Schweden bereits zwei namhafte 'Opfer'. Direkt auf der ersten Wertungsprüfung des Tages, der 15,0 Kilometer langen Lesjöfors 1, musste zunächst Vizeweltmeister Thierry Neuville seinen neuen Hyundai i20 mit einem defekten Radträger abstellen, anschließend rutschte Weltmeister und Rallye-Leader Sebastien Ogier nach einem Fahrfehler über einen kleinen Schneewall in den Straßengraben. Ogier setzte seine Fahrt nach Hilfe der Fans zwar fort, verlor jedoch rund viereinhalb Minuten und dürfte mit dem Ausgang der Rallye unter normalen Umständen nichts mehr zu tun haben.

"Ich habe einen sehr dummen Fehler gemacht und war einfach unkonzentriert", ärgerte sich der Weltmeister über seinen Fauxpas. "Ich will die Rallye nun zumindest unter allen Umständen zu Ende fahren und so viel Spaß wie möglich haben. Es geht zwar eigentlich um nichts mehr, aber mal sehen, was noch möglich ist." Die achte Stage entwickelte sich jedoch nicht nur für die beiden Superstars zum Höllenritt. So berichteten mehrere Fahrer über schwerste Bedingungen, die ihnen alles abverlangten.

"Da draußen ist so viel Schnee auf der Strecke. Es ist einfach nur ein Kampf", berichtete der aktuell neuntplatzierte Henning Solberg. Citroen-Pilot Chris Meeke hatte hingegen mit dem Schotter zu kämpfen, der auf der ausgefahrenen Ideallinie immer mehr unter dem Schnee hervorkam und die Reifen äußerst strapazierte. "Man hat nur auf den zwei freigefahrenen Reifenspuren Grip, - außerhalb davon jedoch kein bisschen", resümierte Meek. Martin Prokop beklagte zudem unzählige vereiste Stellen, die die achte Stage zu einer wahren Lotterie verkommen ließen.

Ogier mit viel Wut im Bauch

Die neunte und zehnte Wertungsprüfung verkamen zur Sebastien-Ogier-Show, der nach seinem Malheur so weit wie möglich Schadensbegrenzung betrieb. Mit zwei Bestzeiten auf der 18,15 Kilometer langen Fredriksberg 1 sowie der mit 22.76 Kilometern bis dato längsten Wertungsprüfung Rämmen 1 schob sich der Weltmeister von Rang zwanzig quasi im Handumdrehen wieder auf Platz 13 - und somit wieder in die Nähe der Punkte. Allerdings machte er bei einsetzendem Regen, viel matschigem Schnee und wenig Grip nicht genug Zeit auf die Spitzengruppe gut, um sich gänzlich zurückzumelden.

Andreas Mikkelsens VW Polo entkam nur knapp einem Schneegraben, Foto: Twitter/Colin Clark
Andreas Mikkelsens VW Polo entkam nur knapp einem Schneegraben, Foto: Twitter/Colin Clark

An der Spitze entfachte ein spannender Zweikampf zwischen Ogiers Markenkollegen Mikkelsen und Latvala, bei dem Mikkelsen zunächst die Oberhand zu behalten schien. Nach einem Fahrfehler bei hoher Geschwindigkeit verlor er jedoch wertvolle Sekunden - und die Führung. "Wir sind bei schneller Fahrt im fünften Gang etwas von der Strecke abgekommen und fast in einem Schneegraben gelandet", berichtet Mikkelsen erleichtert. "Wir hatten jedoch enormes Glück und sind ohne allzu großen Zeitverlust aus eigener Kraft wieder herausgekommen. Da war einfach so verdammt viel Schnee."

Erfolgserlebnis für Solberg und Minor

Den Vormittag beschloss der 1,87 Kilometer lange Sprint rund um den Flugplatz Hagfors, der Aufgrund von Sekundenabständen jedoch keine große Auswirkung auf die Gesamtwertung hatte. Henning Solberg und seine österreichische Beifahrerin Ilka Minor legten mit einer Zeit von knapp über 2:00.00 Minuten einen fehlerfreien Ritt hin und lagen somit rund zwei Sekunden vor Ogier, der seine entfesselte Fahrt fortsetzte.

Der Nachmittag des heutigen Tages führt die Fahrer erneut durch die vier Etappen des Vormittags, bevor die Super Special Stage Karlstad 2 - die am Mittwoch den Auftakt der Rallye Schweden bildete - den Freitag beschließt.