Das Fahrerkarussell in der WRC dreht sich momentan mit Höchstgeschwindigkeit. Eigentlich ist nur klar, dass nichts klar ist - mit Ausnahme von Volkswagen. "Unsere Fahrer haben alle für das kommende Jahr einen Vertrag und wir werden mit ihnen weiterfahren", erklärte Volkswagen-Motorsportdirektor Jost Capito. Damit können Weltmeister Sebastien Ogier, Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen entspannt in den Winter gehen.

Thierry Neuville brachte den Stein ins Rollen, Foto: Hyundai
Thierry Neuville brachte den Stein ins Rollen, Foto: Hyundai

Ebenfalls sicher im Sitz weiß sich Thierry Neuville. Der Belgier unterschrieb vor kurzem bei Hyundai und drückte damit auf den Startknopf des Fahrerkarussells. Aktuell wartet der Vizeweltmeister noch auf seinen Teamkollegen und seine Konkurrenten bei Citroen und M-Sport. Motorsport-Magazin.com bringt etwas Licht ins Dunkel und blickt auf die Fahrer für 2014.

Mikko Hirvonen

Der Finne ist die traurige Gestalt der Saison 2013. Er war von Citroen als Nummer eins eingesetzt, schrammte aber an allen Zielen vorbei. Nicht einen einzigen Sieg feierte der Finne, das Endergebnis ist Gesamtrang vier. Damit wackelt er bei Citroen gewaltig. Zwar erklärte Teamchef Yves Matton, dass Hirvonen zu den Kandidaten für 2014 gehört, ein klares Bekenntnis zur Nummer eins blieb aber aus.

Mikko Hirvonen blieb hinter den Erwartungen zurück, Foto: Citroen
Mikko Hirvonen blieb hinter den Erwartungen zurück, Foto: Citroen

Damit kommt M-Sport ins Spiel. Bis 2011 stand Hirvonen dort unter Vertrag und holte 14 seiner insgesamt 15 Siege. Nach dem Abgang von Thierry Neuville fehlt Teamchef Malcolm Wilson eine Führungsfigur und diese Lücke könnte Hirvonen füllen. "Ich würde mir für ihn wünschen, dass er nicht mehr mit gesenktem Kopf durch das Fahrerlager laufen muss. Mikko hat für uns einen fantastischen Job erledigt, das Team war sein zweites zu Hause und daher wäre es gut, wenn er zu uns zurückkommt", so Wilson.

Wahrscheinlichste Option: Hirvonen ist bei Citroen nie richtig angekommen und kämpfte mehr als dass er feierte. Bei M-Sport ist der Druck deutlich geringer und das Umfeld vertraut. Beide Teams kämpfen mit finanziellen Schwierigkeiten, somit gibt es für Hirvonen wohl keine klare Präferenz. Bei einer Umfrage von Motorsport-Magazin.com, wer die größten Chancen auf ein Cockpit bei Citroen hat, landete Hirvonen mit sechs Prozent abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Robert Kubica

Der ehemalige Formel-1-Pilot war die strahlende Figur der Saison. Ohne jegliche Erfahrung auf Schotter setzte er sich in seinen Citroen DS3 RRC und wurde in Portugal sofort Dritter in der WRC 2. Das Ende ist bekannt - er feierte überlegen den WM-Titel. Natürlich sind die Teams auf ihn aufmerksam geworden. Bei Citroen gilt er schon lange als Kandidat und bekam die Chance, in Wales in der WRC zu starten. Zwar crashte er den Wagen zwei Mal, war aber ansonsten meist schneller als Teamkollege Dani Sordo.

Robert Kubica crashte beim ersten WRC-Versuch zwei Mal in Folge, Foto: Sutton
Robert Kubica crashte beim ersten WRC-Versuch zwei Mal in Folge, Foto: Sutton

Schon vor dieser WRC-Premiere hatte auch M-Sport ein Auge auf den Polen geworfen. Es gab bereits erste Gespräche, der Ausgang blieb aber geheim. "Es gibt alle Arten von Möglichkeiten, wie wir ihn integrieren könnten. Es besteht kein Zweifel, dass er den Speed hat und ich denke, es steckt wahrscheinlich noch mehr drin", erklärte Wilson.

Wahrscheinlichste Option: Robert Kubica will nur im Rallye-Sport bleiben, wenn das Programm optimal passt. Daher ist noch nicht einmal fix, ob der Pole kommende Saison noch in der WRC unterwegs ist. Sollte es so sein, ist Citroen die wahrscheinlichste Wahl. Die Franzosen haben bereits Erfahrungen mit den speziellen Anforderungen an das Auto durch seine Behinderung. Bei M-Sport müsste das Team von Null anfangen. Die Motorsport-Magazin.com-User räumen ihm zumindest die größten Chancen bei Citroen ein: 60 Prozent glauben an einen Vertrag bei den Franzosen.

Daniel Sordo

Der Spanier ist das große Fragezeichen der WRC. Er war neben Sebastien Loeb der Einzige, der Citroen 2013 einen Sieg bescherte. Seine Asphalt-Qualitäten sind hinlänglich bekannt - er zählt zu den Besten des aktuellen Feldes. Sein große Schwäche ist allerdings Schotter. Die komplette Saison fehlte ihm das Vertrauen, was sich in den Ergebnissen widerspiegelte. Sein einziger Podestplatz gelang in Griechenland, wo er Zweiter wurde. Für die Rallye Australien wurde er von Citroen sogar aussortiert und durch Kris Meeke ersetzt.

Dani Sordo holte in Deutschland den Sieg, Foto: Sutton
Dani Sordo holte in Deutschland den Sieg, Foto: Sutton

Durch seine langjährige Erfahrung in der WRC war er auch bei Hyundai im Gespräch, bisher gab es vom neuen Hersteller dazu aber keine Aussagen.

Wahrscheinlichste Option: Sordo kennt Citroen wie seine Westentasche, spricht fließend Französisch und fühlt sich im Team pudelwohl. Durch seine Asphalt-Stärke scheint er zumindest für die Rallyes auf festem Untergrund der beste Kandidat für die Franzosen. Ein Verbleib ist wahrscheinlich.

Kris Meeke

Der Nordire galt lange Zeit als einer der Top-Favoriten auf ein Cockpit bei Citroen. In Finnland zeigte er sehr gute Zeiten, bis er auf der finalen Prüfung spektakulär ausschied. Dennoch erhielt er von Teamchef Yves Matton in Australien erneut die Chance - diesmal im Werksteam. Zwar war Meeke erneut schnell, aber ebenso schnell neben der Strecke. Der Teamchef kochte vor Wut und stellte den geplanten dritten Einsatz in Wales stark infrage.

Kris Meeke blieb vor allem als Crash-Pilot im Gedächtnis, Foto: Citroen
Kris Meeke blieb vor allem als Crash-Pilot im Gedächtnis, Foto: Citroen

Meeke reiste sogar während der Rallye Frankreich nach Straßburg, um nochmals mit Matton zu sprechen, allerdings blieb der Teamchef hart. In Wales saß bekanntermaßen Kubica im Auto. Dennoch sieht der Nordire - schon in seinen Zeiten bei Mini für seine Crashs bekannt - noch Chancen auf ein Cockpit. Über das Team gibt es keine Auskünfte. "Ich denke doch, dass ich bei einigen für nächstes Jahr auf dem Radar bin. Noch ist nichts entschieden - es liegen noch viele Verhandlungen vor mir."

Wahrscheinlichste Option: Meeke hat seine Geschwindigkeit auf Schotter bewiesen, ein Einsatz bei allen Rallyes scheint aber mehr als fraglich. Weder M-Sport noch Hyundai bekundeten offen Interesse am Nordiren. Möglich wären allerdings einige Einsätze auf Schotter für Citroen im Wechsel mit Sordo.

Mads Östberg

Der Norweger galt als eines der großen Talente der WRC und bereits als kommender Weltmeister. In seinem ersten Jahr als Stammfahrer für M-Sport blieb Östberg aber weit hinter den Erwartungen zurück. Nur zwei Podestplätze und Gesamtrang sechs. Viel mehr dürfte aber wiegen, dass er dem ohnehin finanziell angeschlagenen M-Sport-Team durch seine zahlreichen Ausfälle viel Arbeit und Kosten bescherte. Dennoch ist Teamchef Malcolm Wilson nach wie vor vom Talent des Norwegers überzeugt und bekundete, gerne mit ihm weiterfahren zu wollen. Klar ist aber auch, dass sein Vertrag Ende des Jahres ausläuft.

Mads Östberg überzeugte 2013 nicht oft, Foto: Sutton
Mads Östberg überzeugte 2013 nicht oft, Foto: Sutton

Ebenfalls ein Kandidat ist Östberg bei Citroen. Ende 2012 hatte er sich große Hoffnungen gemacht, neben Mikko Hirvonen den zweiten Platz im Werksteam zu erhalten, wurde aber bitter enttäuscht. Als drittes Team steht Hyundai auf dem Zettel. "Wenn sie ein großes Budget haben und vorhaben, es ernsthaft anzugehen, werden sie sicherlich ein sehr gutes Team werden", sagte Östberg vor einiger Zeit im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Wahrscheinlichste Option: Mads Östberg ist seit Jahren mit Ford verbunden und fühlt sich mit dem Fiesta RS WRC wohl. Er könnte gemeinsam mit dem möglichen Rückkehrer Mikko Hirvonen die Speerspitze der Briten darstellen und von der Erfahrung des Finnen profitieren. Ein Wechsel zu Hyundai gilt nach der Verpflichtung von Neuville eher als unwahrscheinlich.

Evgeny Novikov

Der Russe fiel in den letzten Jahren vor allem durch spektakuläre Unfalle und viel kaputtes Material auf. Kam er ins Ziel, waren seine Ergebnisse durchschnittlich. Realistische Chancen auf das Podest bestanden selten. Daher ist es wenig verwunderlich, dass sein Name nicht fiel, als Malcolm Wilson auf seine Wunschkandidaten für das kommende Jahr angesprochen wurde. Bisher meldete kein anderes Team Interesse am Russen an.

Evgeny Novikov hat schlechte Karten, Foto: Twitter
Evgeny Novikov hat schlechte Karten, Foto: Twitter

Wahrscheinlichste Option: Novikov wird aller Wahrscheinlichkeit nach im kommenden Jahr nicht mehr im 'Werksteam' von M-Sport Gas geben. Andere Teams scheinen wenig interessiert, daher ist es wahrscheinlich, dass er mit einem Fiesta als Privatier an den Start geht. Diese Option wird größtenteils vom Budget des Russen abhängen.

Petter Solberg

Über ein Comeback des Weltmeisters von 2003 wird seit dem Tag seines Rücktritts spekuliert. Damals gab er bekannt, dass er "2013 nicht in der WRC" sein werde. Einen klaren Abschied gab es damals nicht. Der Norweger ist immer wieder im Gespräch für das zweite Cockpit bei Hyundai. Gemeinsam mit Thierry Neuville könnte er ein Duo aus Speed und Erfahrung bilden. Solberg wollte 2013 gerne nochmals für M-Sport an den Start gehen, konnte aber nicht die geforderte Mitgift liefern. Für die Koreaner sollte das Finanzielle nicht im Mittelpunkt stehen. Als Solberg vor einigen Wochen Hyundai auf Twitter folgte, retweetete der Hersteller: "Lasst die Gerüchte beginnen."

Wahrscheinlichste Option: Solberg hat in diesem Jahr mit unglaublichen Anstrengungen sein eigenes Team für das Rallye Cross aus dem Boden gestampft und viel Zeit und Geld investiert. Der Norweger war zwar von Beginn an schnell, erreichte aber nur fünf Mal das Finale - der Sieg gelang nie. Bei Hyundai wäre er als Werksfahrer von einiger Verantwortung befreit und könnte sein Karriereende vielleicht noch mit dem einen oder anderen Sieg krönen.