Bei der Rallye Wales grüßte ein alter Bekannter: Nachdem es endlich glatt zu laufen schien, setzte das Zeitnahmesystem wie zu Beginn der Saison erneut aus. Die Ergebnisse der letzten Prüfungen mussten manuell ausgewertet werden. Fans und Teilnehmer mussten sich lange gedulden, ehe ein offizielles Ergebnis herausgegeben wurde.

Zeitnehmer SIT führte den Ausfall des Systems auf einen Hackerangriff zurück, was der Veranstalter für inakzeptabel befindet, da er stolze 100.000 Pfund (etwa 120.000 Euro) für das System zahlen musste. "Wir sind sehr enttäuscht, nicht zuletzt wegen unserer Teilnehmer", betonte Andrew Coe gegenüber Autosport. "Wir stellen ein großes Sportevent auf die Beine und Fehler wie dieser, was auch immer die Ursache ist, werden tendenziell auf das Event geschoben", begründete er seinen Ärger.

Es sei jedoch absolut nicht die Schuld der Rallye Großbritannien. "Wir müssen das Weltmeisterschaftssystem nutzen und voll bezahlen", stellte er klar. Hackerangriffe seien während großer Sportevents nichts Ungewöhnliches, weshalb sich SIT bestmöglich dagegen hätte schützen müssen. "Im Moment warten wir noch auf eine formelle Erklärung oder Entschuldigung, was schief gelaufen ist."

Auch VW-Motorsportchef Jost Capito übte Kritik an SIT. "Das ist nicht akzeptabel. Ich weiß nicht, wie es um ihre Intersicherheit steht, aber was ich weiß ist, dass es schlecht aussieht. Diese Attacken sind heutzutage normal und der Provider muss darauf vorbereitet sein, damit umzugehen", erklärte er. "Dies ist eine Weltmeisterschaft und das ist nicht gut genug. Ich bin mir sicher, dass die Formel 1 häufiger attackiert wird als die WRC und dennoch gibt es dort nie ein Problem." Er würde gerne sagen, dass sich das für nächstes Jahr ändern muss. "Aber wir haben das ganze Jahr über darum gebeten und es ist nicht passiert, also mache ich mir keine großen Hoffnungen."

SIT sieht derweil Angriff als die beste Verteidigung an und hat die Polizei eingeschaltet. "Wir wurden Opfer eines gewaltigen Angriffs von Internethackern. Es waren professionelle Menschen, deren Absicht es war, der gesamten Rallyeweltmeisterschaft zu schaden und uns davon abzuhalten, Zeiten zu veröffentlichen. Das haben sie nicht geschafft, denn wir haben nach wie vor Zeiten zustande gebracht", betonte Pedro Cieza. Immerhin habe das Sicherheitssystem noch funktioniert. Die Polizei sei sowohl in Großbritannien als auch in Spanien und Deutschland eingeschaltet worden, wo sich die Server befinden. "Wir werden einen Kriminalfall daraus machen", kündigte Cieza an.

Für eines will sich SIT jedenfalls nicht verantwortlich machen lassen: dass die Wettbewerber der nationalen Rallye drei Tage lang auf ein offizielles Ergebnis warten mussten. "Es ist nicht unsere Pflicht, für die nationalen Rallyes Live-Ergebnisse zur Verfügung zu stellen - wir haben mit diesen nationalen Ergebnissen nichts zu tun", betonte Cieza. "Wir leihen den Organisatoren unser Equipment und wir erlauben ihnen, unser System gratis zu verwenden und dann geben sie uns für alles die Schuld. Das wird sich nächstes Jahr ändern, dass versichere ich Ihnen", wetterte er. Er habe den Veranstaltern der Rallye Großbritannien geschrieben, um die Situation zu klären und verstehe nicht, warum sie darum so viel Wirbel machen.

Derartige Aussagen lassen Schlimmstes befürchten, denn vor und während der Saison gab es bereits ein Hick-Hack um das Zeitnahmesystem.