Sebastien Ogier macht die Rallye Australien zu einer sehr einseitigen Veranstaltung. Der Franzose gewann an Tag drei der Rallye alle Prüfungen. Bislang hat er alle Stages mit Ausnahme zweier Zuschauerprüfungen in Coffs Harbour für sich entschieden. Entsprechend ist sein Vorsprung auf Mikko Hirvonen auf 45,9 Sekunden angewachsen. Dieser warf ihm nach der ersten Durchfahrt der fast 50 Kilometer langen und gefürchteten Nambucca vor, mit ihm zu spielen. "Ich habe nicht mit ihm gespielt, aber ich habe versucht, seinen Rhythmus zu kopieren und nicht zu viel zu pushen. Das hat gereicht", erklärte Ogier, der den Vorteil genoss, als Letzter zu starten. "Ich bin schnell, wenn ich einfach nur sauber fahre."
Er habe viel Spaß im Polo R WRC, der schlicht perfekt sei, machte Ogier einen weiteren Faktor für seine Dominanz aus. "Ich bin sehr glücklich, wir bauen unsere Führung aus und es sieht sehr gut aus", meinte er. Nicht nur in Bezug auf den Sieg in Australien, sondern auch den vorzeitigen Gewinn des Weltmeistertitels sieht es für Ogier gut aus. "Natürlich habe ich den Titel ein wenig im Kopf, aber morgen ist noch ein langer Tag."
Hirvonen hat jedenfalls noch nicht das Handtuch geworfen. "Alles, was wir nun tun können, ist zu versuchen, ihn weiter unter Druck zu setzen und zu sehen, was passiert", meinte der Finne. Da es auf der ersten Durchfahrt der Nambucca bereits einmal brenzlig geworden war, ließ er am Ende des Tages die Zügel etwas lockerer, um keinen Fehler zu machen. "Ich habe etwas Zeit verloren, aber ich denke, dass ich das morgen gutmachen kann", zeigte er sich zuversichtlich.
Um Thierry Neuville muss sich Hirvonen keine allzu großen Gedanken machen, denn der Belgier liegt auf Rang drei bereits 25,5 Sekunden zurück. Der M-Sport-Pilot hatte auf der ersten Durchfahrt von Valla das Gefühl, bisweilen wie auf Eis zu rutschen und ging daher vorsichtig zu Werke. Auch auf der zweiten Durchfahrt gab er nicht Vollgas, da die Reifen nach Nambucca bereits stark abgenutzt waren.
Latvala touchiert Böschung
Rang vier nimmt nach der zweiten Durchfahrt von Nambucca nicht mehr Kris Meeke ein. Der Nordire überschlug sich nach etwa 20 Kilometern mehrfach, blieb jedoch ebenso wie sein Beifahrer unverletzt. Besonders bitter ist dieser Ausfall insofern, als es der zweite beim zweiten Gaststart ist. Auch die Rallye Finnland hatte für Meeke nach Überschlägen im Graben geendet. Im Kampf um ein Cockpit für die nächste Saison nicht die allerbeste Visitenkarte, wie auch Citroen-Teamchef Yves Matton gegenüber der offiziellen Webseite der WRC einräumte. "Es wird ihm sicherlich nicht helfen, aber ich werde erst einmal mit ihm sprechen, um zu erfahren, was passiert ist. Aber sicherlich war es nicht das, worum ich ihn gebeten hatte."
Neuer Vierter ist Jari-Matti Latvala, der an Tag drei ein stetes Auf und Ab erlebte und zunächst auf das falsche Setup setzte. Auf Valla I traf er zu allem Überfluss eine Böschung. Die Folge: Ein Reifenschaden vorne rechts und eine beschädigte Front des Polo R WRC. Satte 15 Sekunden büßte der Finne durch diesen Ausrutscher ein. "Es war sehr, sehr frustrierend. Manchmal läuft es gut, dann denke ich, es ist ok, aber dann werden wir wieder zurückgeworfen. Jetzt sind wir wieder in der richtigen Richtung und diesmal will ich dafür sorgen, dass das auch so bleibt", erklärte er am Ende des Tages. "Ich muss bei der Rallye Australien die Punkte-Maschine sein. Ich klettere im Tableau langsam nach oben."
Norweger-Duell 2.0
Hinter Latvala hat sich VW-Kollege Andreas Mikkelsen auf Rang fünf nach vorne geschoben - und das, obwohl er auf Valla I in der gleichen Kurve wie Latvala Probleme hatte. "Ich bin in einer langsamen Kurve weit rausgekommen und habe viel Zeit verloren, weil ich die Linie und den Schwung verloren habe", berichtete er. Die Folgen waren für ihn mit einem Reifen, der zum Teil von der Felge gezogen war, und einem fehlenden Teil an der Stoßstange jedoch überschaubar. Am Nachmittag musste sich Mikkelsen darauf konzentrieren, mit seinen Reifen hauszuhalten. "Ich habe meinen Fahrstil geändert, um die Reifen zu schonen. Ich bin weniger gedriftet und habe nicht so hart gebremst. Es hat sich nicht so schnell angefühlt, aber die Zeit war nicht schlecht", schilderte er nach Valla II.
Wie bereits am Vortag trennen Mikkelsen und Landsmann Mads Östberg nur etwas mehr als zwei Sekunden. Allerdings hat Mikkelsen nach einem groben Schnitzer von Östberg am Ende von Tag drei die Nase vorn. "Wir sind in einer Kurve, in der es auf Asphalt überging, zu weit rausgekommen", sagte Östberg. "Es war viel Schotter auf dem Asphalt und rutschiger, als ich erwartet hatte und ich bin in einen Graben gefahren. Wir haben etwas getroffen und uns gedreht."
Von hinten muss Östberg keinen Angriff befürchten, denn M-Sport-Kollege Evgeny Novikov ist bereits mehr als vier Minuten zurück. Auf der zweiten Durchfahrt der Nambucca büßte der Russe aufgrund eines Reifenschadens hinten links zwei Minuten ein. Nathan Quinn folgt ihm mit deutlichem Abstand auf Rang acht vor Khalid Al Qassimi und dem neuen Führenden in der WRC2, Abdulaziz Al-Kuwari. Der Spitzenreiter nach Tag zwei, Yurii Protasov, verlor durch einen Dreher viel Zeit und liegt nun etwas mehr als eine Minute hinter Al-Kuwari. Yazeed Al Rajhi, der nach einem Lenkungsbruch am Vortag unter Rally2-Regeln wieder am Start ist, rangiert auf Platz drei der WRC2.
Den Abschluss des dritten Tages bildeten erneut zwei Zuschauerprüfungen in Coffs Harbour, die bereits an den beiden Vortagen für den spektakulären Schlusspunkt sorgten. Ogier war diesmal in beiden Läufen der Schnellste, nachdem er am Donnerstag und Freitag je eine Bestzeit an seine VW-Kollegen Mikkelsen und Latvala abgeben musste. Am Samstag stehen zwei Durchfahrten von Bucca, Wedding Bells und Shipmans auf dem Programm, wobei die zweite Durchfahrt von Shipmans als Power Stage gewertet wird.
Die Top-10 nach Tag 3
1. S. Ogier (Volkswagen) 2:14:53.9
2. M. Hirvonen (Citroen) 2:15:39.8 +45.9
3. T. Neuville (Ford) 2:16:05.3 +1:11.4
4. J. Latvala (Volkswagen) 2:16:41.5 +1:47.6
5. A. Mikkelsen (Volkswagen) 2:17:04.7 +2:10.8
6. M. Östberg (Ford) 2:17:07.3 +2:13.3
7. E. Novikov (Ford) 2:21:30.5 +6:36.6
8. N. Quinn (Mini) 2:24:04.7 +9:10.8
9. K. Al Qassimi (Citroen) 2:25:16.9 +10:23.0
10. A. Al-Kuwari (Ford, WRC2) 2:26:54.0 +12:00.1
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