Warum hat sich Volkswagen nach dem Titel-Hattrick bei der Rallye Dakar für den Einstieg in die Rallye-Weltmeisterschaft entschieden?
Jost Capito: Die Rallye-Weltmeisterschaft bietet Volkswagen die Chance, sich sportlich dort zu beweisen, wo unsere Fahrzeuge von jeher zu Hause sind: auf echten Straßen. Außerdem wird in der Rallye-WM mit Fahrzeugen gefahren, die auf Serienmodellen basieren. Das bedeutet für uns konkret, dass wir hier unsere Kompetenzen auf globaler Bühne demonstrieren können: Zuverlässigkeit und cleveres Downsizing durch effiziente und leistungsstarke Motoren. Diese Philosophie vertreten wir in der Serienproduktion zum Beispiel mit unseren beliebten TSI-Motoren. Und das Gleiche gilt für die Rallye-WM, wo ebenfalls Turbomotoren mit kleinem Hubraum zum Einsatz kommen. Das alles hat für Volkswagen die Entscheidung pro Rallye-Sport leichtgemacht.

Worin bestanden seit der Entscheidung pro Rallye-WM die größten Herausforderungen für das Team?
Jost Capito: Zunächst einmal galt es, mit den vorhandenen Ressourcen in Wolfsburg und Hannover ein wettbewerbsfähiges World Rally Car zu entwickeln. Das ist uns mit dem Polo R WRC glücklicherweise auf Anhieb gelungen. Sowohl in Sachen Haltbarkeit als auch in Bezug auf die reine Performance hat das Team sämtliche Erwartungen übertroffen. Doch sportlicher Erfolg ist nur dann möglich, wenn Planung und Organisation stimmen. Und eine elf Monate umspannende Saison muss gewissenhaft vorbereitet sein. Außerdem ist die Rallye-WM eben genau das: eine Weltmeisterschaft. Wir treten nicht nur in Europa, sondern auch in Süd- und Mittelamerika sowie in Australien an. Das bedeutet: Nicht nur die Fahrzeug-Ingenieure und Mechaniker arbeiten das ganze Jahr auf Hochtouren, sondern auch unsere Logistiker.

Stichwort Vorbereitung: Wann begann das Projekt "Rallye-WM" für Volkswagen?
Jost Capito: Im Prinzip schon anderthalb Jahre vor der Rallye Monte Carlo 2013. Zuerst stand ausschließlich die Entwicklung des Polo R WRC im Vordergrund. Ab 2012 fuhren wir sozusagen zweigleisig, als unser Einsatzteam mit dem Skoda Fabia S2000 das Rallye-Handwerk buchstäblich von der Pike auf gelernt hat. In dieser Zeit haben wir sportlich wie organisatorisch Erfahrung gesammelt, die uns in diesem Jahr zugutekommt.

Inwieweit zahlt sich die 2012 gesammelte Erfahrung in dieser Saison aus?
Jost Capito: Wir haben uns vom Start weg voll und ganz auf das Sportliche konzentrieren können. Die Abläufe sowohl vor und nach den Rallyes als auch bei jedem Service haben sofort funktioniert. Da hat auf Anhieb jedes Rädchen ins andere gegriffen. Und wozu gewissenhafte Vorbereitung führen kann, haben wir spätestens bei der Rallye Portugal gesehen: Am letzten Tag der Rallye drohten wir durch unterschiedliche Defekte an zwei Fahrzeugen weit zurück- oder sogar auszufallen. Doch eine Energieleistung des Teams beim letzten Service, als unter höchstem Zeitdruck jeder Handgriff saß und jeder dem Anderen half, rettete uns den Sieg und den dritten Platz für Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala.