Ilka Minor bestritt bei der Rallye Portugal den 101. WRC-Lauf ihrer Karriere als Co-Pilotin. Seit Ende 2012 ist die Österreicherin die Navigatorin an der Seite von M-Sport-Pilot Evgeny Novikov. An der Algarve fuhr das Duo den vierten Rang heraus, mit dem sie sich jedoch nicht zufrieden zeigten. "Die Position war ok, die Zeiten leider nicht so", blickt Minor bei Servus TV zurück. "Wir sind wie immer gefahren, aber nicht zu den Vorderen hingekommen. Wir haben eine Sekunde verloren, wo wir sonst 0,2 oder 0,3 Sekunden verlieren. Wir sind also eher enttäuscht."

Denn die Voraussetzungen des Duos könnten kaum besser sein. Minor bestätigt, dass Novikov nach ihren Anweisungen praktisch blind fahren kann. Das gegenseitige Vertrauen, das im Rallyesport so wichtig ist, ist bei ihnen vorhanden. Der hohe Speed des talentierten, jungen Russen hat allerdings eine Kehrseite: Abflüge vereiteln immer wieder gute Ergebnisse. "Wir wollen Rallyes gewinnen, dafür muss man schnell fahren, aber da können auch Fehler passieren, damit müssen wir leben", relativiert Minor, von der Novikov sagt, dass sie die Erste ist, die bei ihm im Auto keine Angst hat und ihm zeigt, dass das, was er macht, das Richtige ist.

"Manche sagen, dass die Stimme einer Frau beruhigender ist, das löst weniger Stress aus. Bei mir funktioniert es auf jeden Fall", erzählt der Moskauer. "Wenn eine Frau im Auto sitzt, kann ich allerdings nicht immer tun und sagen, was ich will", räumt er die Nachteile einer weiblichen Beifahrerin ein. "Aber damit kann ich mich arrangieren."

More than words

Arrangiert hat sich Ilka Minor mit dem Übelkeitsgefühl, das sie nicht nur als Kind selbst bei kürzesten Autofahrten plagte, sondern auch bei ihrer ersten Besichtigung zur Rallye Neuseeland, die sie als ihren großen Traum beschreibt. "Der erste Tag bestand dann leider nur daraus, von einem Übergeben-Punkt zum nächsten zu fahren", berichtet sie. Damals fuhr sie an der Seite von Manfred Stohl, mit dem sie bei der Rallye Zypern 2005 und der Rallye Wales 2006 zwei zweite Plätze feierte.

"Ilka konnte aufgrund ihrer Tonlage vermitteln, ob ich schnell genug bin oder vielleicht zu schnell, und konnte so sehr gut auf mein Fahren Einfluss nehmen", erinnert sich Stohl. "Wenn ich bei einer Kurve zu schnell war, hat sie gespürt, dass es eng werden könnte, und ist einen Zentimeter näher zu mir gerückt." Neben Stohl saß Minor 2010 auch eine Saison lang neben Henning Solberg. Der Erste, den sie als Co-Pilotin begleitete, war ihr Freund. Eigentlich hatte die Klagenfurterin in jungen Jahren keine Ambitionen für den Motorsport und kam mehr zufällig zum Rallyesport.

"Ich hatte einen Freund, der sich eingebildet hat, er müsste jetzt Rallye fahren. Er ist zwei Rallyes mit jemand anderem gefahren, der dann gesagt hat, dass er nicht mehr will", blickt Minor, geborene Petrasko, zurück. "Wir haben keinen neuen Beifahrer gefunden und deswegen gesagt, wir versuchen es mal miteinander. Das war 1994 und jetzt bin ich immer noch da", stellt sie mit einem Schmunzeln fest. Elf Jahre nach ihrem Debüt wurde sie zu Österreichs Motorsportlerin des Jahres gewählt, 19 Jahre später fährt sie an der Seite eines der talentiertesten Nachwuchsfahrer der Rallyeszene.