Sechs Rallyes der Saison 2012 sind gefahren und weitere sieben stehen noch aus. Der richtige Zeitpunkt, um die erste Bilanz des Jahres zu ziehen und zu schauen, was die nackten Zahlen für eine Sprache sprechen. Motorsport-Magazin.com hat sich durch die Fakten der ersten sechs Veranstaltungen gearbeitet und interessante Schlussfolgerungen gezogen.

Qualifying

Petter Solberg liegt in den meisten Wertungen vorne - gewinnen konnte er aber noch nicht, Foto: Sutton
Petter Solberg liegt in den meisten Wertungen vorne - gewinnen konnte er aber noch nicht, Foto: Sutton

Seit der Saison 2012 gibt es in der WRC das Qualifying. Damit wird auf einer gezeiteten Prüfung nach dem Shakedown ermittelt, wer sich die Startposition für die erste Etappe der jeweiligen Rallye als Erster aussuchen darf. Hierzu gibt es allerding nur fünf Ergebnisse, da die Asphalt-Veranstaltung in Monte Carlo kein Qualifying beinhaltete. Die Sieger der anderen Events kamen aber ausschließlich aus den Werksteams Citroen und Ford.

Der Beste Qualifier ist Petter Solberg. Er sicherte sich zwei Bestzeiten und zwei zweite Plätze. Mit ebenfalls zwei Bestzeiten liegt sein Teamkollege Jari-Matti Latvala unmittelbar hinter ihm, konnte aber aufgrund seines Schlüsselbeinbruchs in Argentinien nicht teilnehmen. Eine Bestzeit erzielte Sebastien Loeb im Citroen.

Ein wirklich gutes Omen scheint die freie Wahl des Startplatzes aber nicht zu sein. Denn nur in 40 Prozent der Fälle konnte der schnellste Mann des Donnerstags am Sonntag auch wirklich auf dem obersten Podest stehen. Das gelang Latvala in Schweden und Loeb in Argentinien.

Bestzeiten

Die Verteilung der Bestzeiten spricht erneut für Ford. Das englische Team sicherte sich in über 57 Prozent der Prüfungen den Sieg. Citroen erzielte im Gegensatz dazu nur in rund 36 Prozent der Fälle die schnellsten Zeiten. Das Schlusslicht in dieser Wertung ist das dritte Werksteam Mini, das sieben Prozent der Prüfungen als Sieger beendete. Hier muss aber auch berücksichtigt werden, dass das Team nur an ausgewählten Events teilnimmt.

Jari-Matti Latvala erzielte 31 Bestzeiten - konnte aber nur eine Rallye gewinnen, Foto: Sutton
Jari-Matti Latvala erzielte 31 Bestzeiten - konnte aber nur eine Rallye gewinnen, Foto: Sutton

Einzeln betrachtet ist Ford-Pilot Solberg der Schnellste. Er sicherte sich 33 Bestzeiten und war damit insgesamt zwei Mal schneller als sein Teamkollege Latvala. Dieser hatte aber in Argentinien nicht die Möglichkeit auf Sieg- und Punktejagd zu gehen, weshalb seine WP-Siege auf nur fünf Events basieren.

Loeb bewegt sich mit seinen 28 Stage-Triumphen auf dem dritten Rang und erzielte somit doppelt so viele wie sein neuer Teamkollege Mikko Hirvonen. Weitere Bestzeiten gingen an Mads Östberg und Ott Tanak (jeweils 3), Thierry Neuville (2), Nasser Al-Attiyah und Chris Attkinson (jeweils 1).

Siege und Punkte

Riskiert der geneigte Betrachter allerdings einen Blick auf die Anzahl der Siege und die Gesamtwertung im Bereich Fahrer oder Konstrukteure, wird er schnell feststellen, dass es nicht reicht, in der Qualifying- oder Bestzeitenwertung weit oben zu stehen, wenn das Endergebnis nicht passt.

Sebastien Loeb gewann 2012 vier aus sechs Rallyes, Foto: Sutton
Sebastien Loeb gewann 2012 vier aus sechs Rallyes, Foto: Sutton

Aus 71 von 124 gewonnenen Prüfungen konnte die Ford-Mannschaft lediglich einen einzigen Sieg in Schweden machen. Citroen hingegen sicherte sich drei Triumphe auf Schotter und musste den vierten nur aufgrund einer 'löcherigen' Kupplung - die angeblich keine Vorteile brachte - an einen weiteren Ford-Mann, Mads Östberg, abgeben.

Dieses Ergebnis spielgelt sich auch in der Gesamtwertung wider. Loeb liegt an der Spitze vor seinem Teamkollegen Hirvonen. Erst auf Platz vier, mit 46 Punkten Rückstand, folgt der erste Werks-Ford - Bestzeiten-König Solberg. Noch bitterer sieht es für Latvala aus, der mehr als ein Viertel aller Prüfungen gewann, an denen er teilnahm. Dennoch fehlen dem Finnen 74 Punkte auf den Führenden Loeb, der WM-Zug scheint abgefahren.

Gleiches gilt auch für die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Hier liegt Citroen mit 194 an der Spitze und erzielte damit ein Drittel mehr Zähler als die Konkurrenz mit dem blauen Oval.

Ergebnis

Sebastien Loeb ist auf dem Weg zu seinem neunten WM-Titel in Folge, Foto: Sutton
Sebastien Loeb ist auf dem Weg zu seinem neunten WM-Titel in Folge, Foto: Sutton

Letzten Endes wird aus all diesen Zahlen deutlich, dass es nicht reicht, einfach nur schnell zu sein. Denn wenn es danach ginge, müsste Ford in allen Wertungen vorne stehen und deutlich mehr als zwei Siege erreicht haben. Sebastien Loeb erklärte in Griechenland, dass es nicht immer nur darum gehe, so schnell wie möglich durch die Prüfungen zu kommen, sondern man müsse das große Ganze im Blick haben. Manchmal sei eine zweit- oder drittschnellste Zeit deutlich besser, wenn im Gegenzug die Radaufhängung oder die Reifen ohne Schaden bleiben würden.

Seine acht Weltmeistertitel geben dem Citroen-Piloten Recht. Wenn also einer der beiden Ford-Männer, Solberg oder Latvala, in diesem Jahr den neunten WM-Triumph des Franzosen noch verhindern möchte, gilt es ruhig und überlegt an die Situation heranzugehen. Denn "Pushen wie Hölle" und einige Kilometer später mit einem Reifenschaden oder im Graben zu enden, ist nicht der Weg zum Titel.